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Die Stiftung Museum Schloß Moyland, Bedburg-Hau, zeigt vom 27. September 2009 bis 17. Januar 2010 eine erste museale Retrospektive des Künstlers Robert Rotar. Sie umfaßt ca. 60 Werke als Gemälde, Papierarbeiten, Objekte und Skulpturen. Die Ausstellung gliedert sich in zwei Teile, nämlich in „Spiralen“ und symbolische Arbeiten.

ROTARs malerisches Werk beginnt 1950 mit der „Spirale“, die sich aus dem Beschäftigen mit dem Kosmos, der Astronomie, Astrophysik, Atomtheorie und den Naturwissenschaften entwickelte. Sie ist entweder auf das dynamisch Linear-Graphische oder malerisch auf eine nahezu monochrome oder nuancierte Farbpalette reduziert.

Die "Spirale" bestimmte zeitlebens das Wirkungsfeld des Künstlers ROTAR Sie ist das Leitmotiv seiner Arbeit. "Spirale = Kosmos, Spirale = Leben, Spirale = Wirken", schrieb er Ende der 50er Jahre. Seine Spiralen haben eine magische Anziehungskraft, etwas Suggestives. Sie beginnen zu vibrieren, saugen nach innen, explodieren nach außen, wirbeln im leeren Raum oder enden in Kreisform. In "Zeit" und "Raum" die "Spirale" hervortreten zu lassen, war die Intention des Künstlers: "Ich male Spiralen in jeder Form. Mich fasziniert deren Entstehen durch die Fliehkraft. Gleich der Relativitätstheorie bediene ich mich dem Phänomen Zeit in Verbindung mit der Rotation als 4. Koordinate im Raum. Während ich subjektiv zwei 'fixe' Punkte miteinander verbinde, wird die Spiraltendenz sichtbar" (1969).

Um 1976 hat ROTAR seinem Themenkreis und seinem bildnerisches Vokabular eine weitere Facette hinzugefügt, ohne dabei die Spirale auszuschließen. Ab dieser Zeit siegelte und stempelte er auch seine Werke. Jüdisch-kabbalistische, alchemistische und planetarische Chiffren, Tarot und Zahlen tauchen auf. Sie stehen, symbolisch verschlüsselt, inhaltlich direkt miteinander in Beziehung. Es sind Urbilder, „feste archetypische Urprinzipien“ (ROTAR 1988), gewonnen aus unmittelbarer Schau. Dabei gibt es ganz persönliche „Schlüsselzahlen“. Sie werden mit bestimmten geometrischen Figuren und planetarischen Metaphern verknüpft. ROTARs Bildsprache und Weltsicht ist hier überwiegend im Metaphysischen, Mystischen und Magischen verwurzelt, zumal der Künstler betonte, daß seine Kunst „nicht eine Frage der Form, sondern des Inhaltes“ sei (ROTAR 1988). Jene Arbeiten sind klein im Format, formal streng linear-zeichnerisch konzipiert, meist auf schwarzem oder weißem, vereinzelt auf rotem Grund. Wichtige Themen sind die „Vereinigung der Gegensätze“ oder „coincidentia oppositorum“, Geburt und Tod, Vergänglichkeit und Tod, Eros und Tod.

ROTAR wollte sich nicht den jeweiligen avantgardistischen Kunstströmungen anschließen. Er blieb Einzelgänger und entwickelte von Beginn an eine eigenständige künstlerische Handschrift und spezifische Sichtweise, die sich in seinen Werken widerspiegelt. Besonders befreundet war er mit dem amerikanischen Künstler James Lee Byars. Joseph Beuys war ein anderer Weggefährte. Zu beiden bestanden vielschichtige Kontakte, zumal sie ähnliche geistige Positionen zu universalen Fragen, zum Kosmos und den Naturwissenschaften oder zu mystischen Ansätzen vertraten. Auch der Jesuitenpater Friedhelm Mennekes (Köln/Frankfurt) gehörte zum engeren Künstlerkreis. Dieser würdigte ihn in seiner Trauerrede als den „großen Schweiger“. Kunsttheoretisch-philosophisch beschrieb ROTAR sein Werk mit den Worten: „Wie oben – so unten, Wie unten – so oben“, ein Gedanke, der philosophisch in der altindischen Mikro-Makro-Theorie basiert. Insgesamt entspringt seine Kunst inhaltlich aus einem spirituellen wie naturwissenschaftlichen Pol.

ROTAR, geboren 1926 in Berlin, gestorben 1999 in Düsseldorf, seit Ende der 50er Jahre in der Kunstszene präsent, malte und zeichnete seit früher Kindheit, besuchte die Waldorfschule in Berlin, dann das Landerziehungsheim Schondorf/Ammersee, Krieg und Gefangenschaft, Imker und Tischler, künstlerische Ausbildung an den Werkkunstschulen Bremen und Köln, danach freier Maler, Photograph und Objektemacher.

Die Ausstellung wird begleitet von einer umfangreichen Monographie, betitelt: „Robert Rotar. Leben und Werk. 1926-1999. Grundlagen seiner Bildwelten und Denkbilder“, hrsg. v. Ingrid Skiebe, Text v. Uta von Weil (Kerber Verlag, Bielefeld 2009, 540 Seiten, zahlreiche Farb-Abbildungen) und einem Katalog.

Ein weiterer Ausstellungsort wird im März 2010 die Sammlung „Kunst in Nordrhein-Westfalen“, Reichsabtei Kornelimünster, Kornelimünster, sein, welche die Ausstellung übernimmt.

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Robert Rotar
Kosmos und Kosmologie

Stationen:
27.09.09 - 17.01.10 Schloss Moyland, Bedburg-Hau
März 2010 Kunst aus NRW, Aachen-Kornelimünster / Reichsabtei Kornelimünster