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Eröffnung: Donnerstag, 07. Juni 2007, 19-22 Uhr

Annette Gödde In ihren Videoarbeiten fordert Annette Gödde den Betrachter durch einfach gestaltete, kurzzeitig lebende Bildern auf, sich ein narrativ Ganzes zu imaginieren. Sie bietet uns scheinbar vertraute Momente, bekannte Sätze, Gesten und Positionen aus medialen Zusammenhängen, die sie auszufüllen bzw. zu vollenden in unsere Assoziation legt. In kurzen narrativen Fenstern, in denen sich der Raum als ein klares Bild schließt, eine Figur zum Leben erwacht und spricht, erfährt man z.B. in ihrer Arbeit Moving Ground von einer Mordgeschichte. Was man sieht und erfährt sind Fragmente vertrauter filmischer Klischees: Eine blonde Frau im Neglige, ein Revolver, Abenddämmerung und theatralische Musik. Fragmentarisch baut sich eine Narrationsebene auf, die im Wechsel zwischen den Szenen wieder zerfällt und somit ihre einfache Konstruiertheit preisgibt. Der Betrachter wird durch das Wiederkehren dieser Szenen im Loop, die mit kleinen Veränderungen irritieren, mit dem Unbehagen des Verhältnisses Figur und Raum konfrontiert. Es offenbart sich ihm ein raffiniertes Spiel zwischen Nähe und Distanz, Klarheit und Zerrissenheit, dessen endgültige Entschlüsselung ihm jedoch verwehrt bleibt. So führt sie uns die Illusion der medialen Wirklichkeiten durch ihre modellartigen Konstruktionen vor Augen. Dies erzeugt eine unerwartete Tiefe, die in der Dekonstruktion der Illusion medialer Wirklichkeiten durch den fließenden Auf- und Abbau der Szenen, und der Flüchtigkeit des perfekt gestalteten Bildes liegt. Annette Gödde spielt in ihren Arbeiten mit der unheimlichen und irritierenden Wiedererkennung filmischer und medialer Klischees. Sie kreiert absurde Momente wie in ihrer neuesten Arbeit All Work and No Play, in der Jack Nicholson in einer Szene aus Stanley Kubricks Film Shining wie in einer Vision auf Rotkäppchen trifft. Diesen Geschichten schafft sie ihren eigenen Raum, in den sie den Besucher mal wie bei einem Guckkasten zu sich einlädt (All Work and No Play) oder ihn in einer lebensgroßen Rauminstallation das Verlorensein der Figur in der labyrinthartigen Schutzlosigkeit des Raumes am eigenen Leibe erfahren lässt (Moving Ground). [Andrea Krause] Geka Heinke Eine der jüngsten Arbeiten der Berliner Malerin Geka Heinke ist Parkett (Villa Dürkheim), die durch die Auseinandersetzung mit der im Titel genannten Villa in Weimar als on-site-Projekt realisiert wurde. Der finalen Realisierung auf Nessel geht ein konzeptueller Prozess voraus: bei einer ersten Begehung des geschichtsträchtigen Ortes werden Fotografien gemacht, die den Blickwinkel der Künstlerin festhalten. Das Fotografieren ist dabei nicht nur ein technisches Hilfsmittel, um die perspektivische Verzerrung des Parkettbodens festzuhalten und sie in einem zweiten Schritt auf eine Maloberfläche zu projiizieren, ähnlich wie seit jeher Trompe l’oeil-Malereien mit Hilfe von Quadraturen (Gitterstrukturen) und Projektionen auf Architekturen übertragen wurden. Das Festhalten eines bestimmten Blickwinkels auf den Parkettboden impliziert auch eine der Künstlerin eigene Haltung, ist es doch ihr Standpunkt und ihre Körpergrösse, welche den Blick auf das zum malerischen Gegenstand erhobene architektonische Detail definiert. Der Boden wird dabei zur zentralen Bühne und teilt dem Betrachter einen ganz bestimmten Ort, ein Feld, zu. Die Wahl der Gegenstände fällt bei Geka Heinke gerne auf das Nebensächliche, das Alltägliche, wie Lampenschirme oder eben Fussböden – Dinge, denen man in der Regel wenig Aufmerksamkeit schenkt. Diese beinahe Privatheit wird gerade in den Papierlaternen offensichtlich. Mittels der aus den 1970er Jahren stammenden Anleitungen zum Selberbasteln hat die Künstlerin diese Lampen nachgebaut, um sie anschliessend in akribischer Weise in Tempera, Acryl oder Öl überdimensional zu malen. Dass es ihr dabei immer auch um die Malerei an sich geht, zeigen nicht nur diese Motive, sondern auch ihre Gemälde mit Tapeten oder Spiegeln. Die Künstlerin arbeitet dabei in seriellen Werkgruppen, mit denen sie die Verschränkung malerischer Fragen mit ihrem persönlichen Interesse an kulturellen, wie sozialen Kontexten stets neu zu befragen weiss.

[Susanne Neubauer]

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Annette Gödde, Geka Heinke