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„Die Zeichnung zeichnet sich größtenteils selber. Entweder sie tut es oder sie wird weggeschmissen.“ Rudolf Schönwald

Riesige, meist aufgelassene Industrieanlagen inspirieren den österreichischen Künstler Rudolf Schönwald zu einem Zyklus von Industriezeichnungen, an dem er seit mehr als drei Jahrzehnten arbeitet. Die Ausstellung zeigt eine reichhaltige Auswahl dieses außergewöhnlichen grafischen Werks mit Schwerpunkt auf neuen, noch nicht gezeigten Arbeiten. Die Architekturen mit ihren hohen Türmen, öfen und Fördergerüsten, ihren Schächten und Bergwerken zeugen von einer industriellen Vergangenheit, doch nun, stillgelegt und nutzlos, sind sie dem allmählichen Verfall preisgegeben. Als Funktionsbauten haben sie ihren Zweck verloren, doch gerade im Stadium des Verfalls offenbaren sie eine neue Qualität. Wie ein Forschungsreisender begibt sich Schönwald auf unwegsames Gelände, überwindet abgesperrte Barrieren und Hindernisse, um die Aura dieser facettenreichen, oft geradezu phantastischen Bauten einzufangen. Damit – so der Künstler – „die Architektur erstmals wirklich gesehen wird“. über das Medium der Zeichnung macht Schönwald den ästhetischen Wert der Gebäude, ihres Verfalls erfahrbar, er bewahrt aber auch ihr Bild vor dem Vergessen. In manchen Fällen ist das zeichnerisch erkundete Objekt in der Zwischenzeit bereits verschwunden, es wurde niedergerissen oder dem natürlichen Verfall überlassen. „Schönwald zeichnet Zustände, deren Dauer unbestimmt und unberechenbar ist“, schreibt der Kunsthistoriker Hans Holländer in dem Buch „Schrei der Metalle – Industriekathedralen“ aus dem Jahr 2005.

Rudolf Schönwald interessiert sich für das Grafische der Industriearchitekturen. Als Zeichenstift verwendet er Schwarzkreide. Schwärzer und von stärkerem Widerstand als Graphit hebt sich sein Strich von üblichen Architekturzeichnungen ab. Die Zeichnungen sind nicht schwungvoll oder glatt sondern erkämpft und roh. Der groben Kreide abgetrotzt zeugen sie von großer Unmittelbarkeit und Klarheit. Mit Schwarzkreide und Zeichenblock ausgestattet begibt sich Rudolf Schönwald immer wieder auf Reisen. Sie führen ihn zu Industriebauten in ganz Europa, von den Krupp- Mannesmann Hochöfen in Duisburg über die „Friedrich-Heinrich“ Zeche in Kamp-Lintfort bis zu den aufgelassenen Metallwaschanlagen in Ingurtosu, Sardinien.

Schönwald zeichnete vor Ort bereits Anlagen in Deutschland, Belgien und Italien, in österreich, Frankreich und Spanien, aber auch in Ungarn, Tschechien und Russland. So entstand ein Werk von weit über hundert Industriezeichungen.

Rudolf Schönwald wurde 1928 in Hamburg als Sohn österreichischer Eltern geboren. Er studierte an der Wiener Akademie die Bildenden Künste Malerei und Graphik bei Joseph Dobrovsky und Christian Ludwig Martin. Für sein grafisches und druckgraphisches Werk erhielt er zahlreiche Preise, so etwa 1971 den Staatspreis für Graphik und 1976 den Preis der Stadt Wien. Von 1976 bis 1993 war Schönwald Professor für bildnerische Gestaltung an der Technischen Hochschule in Aachen. Rudolf Schönwald lebt und arbeitet in Wien.

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Rudolf Schönwald
Kuratoren: Rudolf Schönwald, Günther Oberhollenzer