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Die international besetzte Ausstellung zeigt in einer Auswahl Werke, die sich auf konzeptuelle und/oder spielerische Weise mit der Form und den Möglichkeiten des Kreises in seiner zwei- und auch dreidimensionalen Präsenz beschäftigen. Das Runde wird als Form, als Grenze und das uns Umgebende, aber vor allem auch als Grundlage unseres Erlebens der Welt thematisiert.

Die in Bezug auf „Rund“ assoziierte Kreisform, vor allem die Kreislinie stellt eine Reduktion bzw. Beschränkung dar. Kugel, Kegel, Ei, Beulen, Flecken, Baum, Kopf … und unendlich viele weitere Begriffe werden mit Rund verbunden. Doch ist das Runde als Grundlegendes eben auch primär das Nicht-Gerade, das Nicht-Gerichtete. Hier begegnet uns in der Kybernetik und in der Asiatischen Logik und Philosophie ein gültiger Gegenentwurf, der das Runde als strukturelles Phänomen begreift. In der uns vertrauten westlichen Logik wird der chronologische Ablauf als Fortschritt auf einer Zeitachse (Linearität) dargestellt. Das Zirkuläre ist uns hier fremd, doch in der stärksten Reduktion auf den Punkt wird die Linearität und die Existenz einer Richtung wiederum in Frage gestellt. In unserer Vorstellung entsteht paradoxer Weise dann wieder ein kreisförmiger Begriff.

Als klassische und mittlerweile kunsthistorische Positionen werden Werke von Geneviève Claisse und optical art-Objekte des kürzlich verstorbenen Ludwig Wilding vorgestellt. Unter den deutlich jüngeren konkreten Positionen montiert der Niederländer Jan Maarten Voskuil das Viertel einer Kugel aus silbern gesprayter Leinwand in eine Raumecke.

Mit der Kugelform spielt neben Amely Spötzl auch Beat Zoderer. Seine Flicken-Kugel sitzt prägnant auf dem Boden, ist Farbobjekt, changiert zwischen Objekt gewordener Malerei und skulpturalem Element. Zugleich ist der leichte und spielerische Umgang mit Material und Farbe in seiner sinnlichen Klarheit ein wichtiger Aspekt in dieser Ausstellung.

Der humorvolle, konzeptuell subversive Aspekt wird von John Armleders Furniture Sculptures aufgegriffen und gespiegelt. Industriell gefertigte Katzenkörbchen aus dem Jahr 1988 bevölkern eine Wand.

Die Welt als Kugel (Erdball) wird von Izima Kaoru photografisch festgehalten. Seine mittels Fischaugen-Kamera aufgenommenen Langzeitbelichtungen des Sonnenverlaufs an spezifischen Orten des Globus führen uns meist nicht wahrnehmbare Aspekte unserer Welt vor Augen, lassen auf lyrische Weise den uns umgebenden Himmel als Kreisplatte erscheinen, an dessen Rand wir leben. Die Erde wird hier wieder zur Scheibe. Auf subtile Weise gleiten wir zurück in das prä-galileische Zeitalter.

In seiner 1996 entstandenen Photoserie ‚roma’ hat Thomas Freiler bekannte Stellen mit einer aus mehreren Teilen herkömmlicher Photoapparate selbst zusammen gebauten Kamera so abgelichtet, dass das runde Objektivbild bestehen bleibt. Damit thematisiert er nicht nur die menschliche Wahrnehmung über das Dargestellte, auch das Medium Photographie selbst wird untersucht.

Der Australier David Thomas überarbeitet seine Photoarbeiten, die oft beiläufige Alltagssituationen festhalten, mit schlichten Eingriffen, in denen er mit Lackfarbe einfache geometrische Formen auf die Fotooberfläche setzt. Hier entsteht eine Melange zwischen objektiviertem bzw. fixiertem Zeitdokument und subversivem bis spielerischem Kommentar bzw. künstlerischem Eingriff.

Die Bearbeitung des Fotos findet auch bei vielen Arbeiten von Maik und Dirk Löbbert Einsatz. In der her konzipierten Ausstellung wird neben einer kleinen Arbeit, in der ein photographisch festgehaltener Halbkreis mittels Klebefolie zum „vollkommenen“ Kreis ergänzt wird, auch eine Photographie präsentiert, die den auf Kopfsteinpflaster in Turin mittels Wasser markierten Kreis dokumentiert, bevor das Wasser verdunstet und nichts übrig bzw. sichtbar bleibt von der Intervention.

Eine ebenso temporäre, wenn auch nicht ganz so flüchtige Arbeit im Außenraum steuert Christoph Dahlhausen zu diesem Ausstellungsprojekt bei. Im Zentrum des Parkplatz-Rondells hinter der gkg (Parkplatz des Ibis Hotels) installiert der Bonner Künstler einen großen Kreis aus 12 senkrecht im Boden verankerten blauen Leuchtstoffröhren. Erstmals wird dieser in unmittelbarer Nachbarschaft und optischer Nähe zum Ausstellungsraum stehende Bereich in eine Ausstellungen integriert. Die Grenze zwischen funktionalem (Parkplatzraum) und Kunstraum wird zeitweise aufgelöst.

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Rund
Form, Grenze, Körper, Erscheinung
Kurator: Christoph Dahlhausen

Künstler: John Armleder, Genevieve Claisse, Christoph Dahlhausen, Thomas Freiler, Izima Kaoru, Maik & Dirk Löbbert, Amely Spötzl, David Thomas, Michel Verjux, Jan Maarten Voskuil, Ludwig Wilding, Beat Zoderer