press release only in german

Farbe durchdringt das Papier und wird zu verbranntem Fleisch, Feuer oder Rauch in Ruth Franckens Werk Dans les flammes (In den Flammen). Diese leidenschaftlichen und zugleich tragischen Arbeiten benutzen Metaphern wie Flamme, Asche, Augen, Arme, Brüste und dem dunklen Stier der Corrida, um das zutiefst Private, das Öffentliche und das Politische zu ergründen, Hass, Liebe und Vernichtung. Die 42 Aquarelle und der dazugehörige Text des französischen Schriftstellers Michel Butor bilden den Kern der Ausstellung. Text und Bilder sind Reflexionen über die Selbstverbrennungen buddhistischer Mönche in den 1960er Jahren, mit denen sie gegen die von den Amerikanern gestützte Militärdiktatur des Generals Ngo Dinh Diem in Süd-Vietnam protestierten. Leben, Tod und Wiederkehr sind ein wichtiger Aspekt im Werk der Jüdin Ruth Francken. Dieser Themenkreis wird in der Ausstellung durch weitere Arbeiten präzisiert.

1964 zog Francken als Stipendiatin des DAAD von Paris nach Berlin, wo sie mit Künstlerkollegen wie Shirley Jaffé, dem griechischen Komponisten Xenakis und Michel Butor zusammentraf. Als In den Flammen veröffentlicht werden soll bittet sie Butor, einen lyrischen Begleittext, zu schreiben. Sein Gesang des Mönchs an Madam Nhu beantwortet ganz und gar die Erotik in Franckens Bildern. Die Metaphern für Feuer mutieren zu Tieren aus Flammen und mit stöhnendem Atem, zum Körper des Mönchs mit Venen, Blut, Muskeln, Sehnen und Nerven. Die Frau indes, „die falsche Königin“ trägt Pelz und Juwelen und locket ewiglich. In dieser Ekstase gehen der Mönch, die ungeheuerliche Königin und die Flammen zugrunde und werden als eines verschlungen.

Somit verschmelzen die Bilder des brennenden Mönchs mit einer weiblichen Sexualität. Für Butor ist die Oberfläche der Aquarelle der Deckmantel, durch den er und der Mönch, sein alter ego, die vollkommene Schönheit als böse Verführerin wahrnehmen: die uralte „femme fatale“. 1988 wurde die Serie in Paris ausgestellt und das Buch von Michel Butor unter dem Titel Dans les Flammes. Chanson du moine à Madame Nhu neu aufgelegt.

Heutzutage inspirieren Franckens Arbeiten eine junge Gelehrtengeneration. Unter dem Deckmantel von In den Flammen entdecken wir, dass anders als in Butors Gesang, der eher seine eigene erotischen Einwürfe spiegelt, der Gesang von Ruth ihr eigenes Lied ist und nicht die Geschichte eines anderen.

Kurz-Biografie

1924 Geboren in Prag. 1924-37 Lebt in Wien. 1937-39 Lebt in Paris. 1939-40 Malunterricht bei Arthur Segal, Oxford. Emigration nach New York. Studiert Malerei an der Art Students League. 1942 Naturalisierte Amerikanerin. 1943-49 Tätigkeit als Textil-Designerin. 1950 Kehrt nach Europa zurück. Lässt sich in Venedig nieder und malt. 1952 Lässt sich endgültig in Paris nieder. 1960 Stipendium der Noma Copley Foundation, New York. 1964-65 Stipendium der Foundation Ford/DAAD, Berlin. 1966-78 Arbeitet in Paris. 1977-79 Lehrauftrag Malerei am Sarah Lawrence College, New York. 1979-80 Gastdozentin an der University of California, Santa Barbara. seit 1985 Fortsetzung der Arbeit in Paris. Gastprofessur an der University of California in Berkeley

only in german

Ruth Francken. Dans les flammes
Kurator: Norbert Nobis