press release only in german

Die Barbara Gross Galerie zeigt Werke der in Hamburg lebenden Künstlerinnen Ruth May und Alice Peragine, die hier zum ersten Mal zusammen ausgestellt werden. Die beiden Künstlerinnen sind unabhängig voneinander neben ihrer eigenen künstlerischen Praxis in diversen Künstlergruppen aktiv und suchen im Kollektiv die intensive Auseinandersetzung über die abgegrenzten künstlerischen Disziplinen hinaus. Beide verbindet auch ein Interesse an Kostümen, Uniformen, rituellen Inszenierungen und Moden. Sie rücken auf ganz unterschiedliche Weise den Körper als Projektionsfläche in den Mittelpunkt ihrer Arbeiten.

Ruth May entnimmt ihre Bildelemente unterschiedlichen kulturellen Kontexten und fügt sie in einem mehrstufigen Arbeitsprozess zu neuartigen hybriden Objektbildern. Vielen ihrer Bilder legt sie Figurendarstellungen alter Meister zugrunde – Verkörperungen weltlicher oder religiöser Macht. Sie beschäftigt sich dabei insbesondere mit Gewändern oder Rüstungen und deren räumlicher Inszenierung im zweidimensionalen Bild. Der menschliche Körper tritt in Mays Zeichnungen allein in der Verhüllung auf, Oberflächen verweisen auf das nicht sichtbare Innere der Figuren. Um eine subtile Verschränkung von Form und Inhalt zu erreichen, werden Zeichnungen, die zuerst als Tusche- beziehungsweise Aquarellblätter vorliegen, immer wieder eingescannt, am Computer überarbeitet, auf unterschiedliche stoffliche Untergründe gedruckt, neu überarbeitet und kombiniert. Der bedruckte Stoff referiert sowohl auf die Haut als Körperhülle mit ihren Falten, Narben und Tattoos, als auch mit seinen Faltenwürfen auf den verhüllten, abwesenden Körper. Das Gewebe, das Räumlichkeit bereits in sich trägt, wird so selbst zum Medium der Darstellung.

Alice Peragine zeigt in ihren Videos, Performances und Installationen den menschlichen Körper in seinen alltäglichen Bewegungen im Raum. Der Körper fungiert gleichzeitig als Repräsentant des Selbstbildes sowie als Spiegel der Erwartungen und Anforderungen der Umwelt. Immer geht es um die feine Grenze zwischen trivialen mechanischen Routinen und den ihnen innewohnenden Potentialen für Störungen. Ausgangspunkt ihrer Arbeiten sind Körperposen und Choreografien, die einerseits an militärische Paraden oder Sicherheitskontrollen erinnern, aber auch die Eleganz von Catwalks und Modestrecken wachrufen. Die Uniformen, Kleidungsstücke und Utensilien der Akteure von Peragines Performances finden sich in einer modularen Inszenierung im Ausstellungsraum wieder. Alice Peragine thematisiert institutionalisierte Machtverhältnisse, Einschreibungen struktureller Gewalt auf den Körper und die zu verhandelnde Definition und Grenze von öffentlichem und privatem Raum.

Text: Michaela Melián