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Zum zweiten Mal trägt eine Ausstellung des Neuen Berliner Kunstvereins den Titel Critic’s Choice. Vor einem Jahr starteten wir eine Reihe unter dieser Überschrift mit der Zielsetzung, jüngere Berliner Kunstkritiker oder Kunstkritikerinnen einzuladen, um als Kuratoren mit einem von ihnen ausgewählten Künstler gemeinsam eine Ausstellung zu konzipieren und ihre ansonsten passive Kunstrezeption zu Gunsten einer aktiven Mitarbeit am Entstehungsprozess eines Ausstellungsprojekts einzutauschen.

Den Anfang im vergangenen Jahr machte Knut Ebeling, der in seiner Künstlerwahl, Kai Schiemenz, einen idealen Gegenpart fand, mit dem er in der Selbstbefragung des eigenen Tuns den skeptischen Blick auf ihre jeweiligen Rollen und Möglichkeiten teilte. Somit standen „Theorie und Praxis in keinem Konkurrenzverhältnis“, sondern sie zeigten sich als „alternative Vorgehensweisen, die sich seriös nicht gegeneinander ausspielen lassen“.

In diesem Jahr wählte die Dozentin und Kunstkritikerin Nicola Kuhn die Künstlerin Sabine Groß aus. Gestützt auf das bisherige Werk der Künstlerin lässt sie die Hinterfragung der Rolle des Kritikers in den Hintergrund treten und konzentriert sich auf das Verhältnis von Kunst und Betrachter als „Grundlage jeglicher Kunstkritik“.

Der Konzeptkünstlerin Sabine Groß geht es in ihren Arbeiten überwiegend um Wahrnehmungsphänomene. Was sehen wir, hat sich die Künstlerin als Ausgangsfrage gestellt. Warum sehen wir? Wie sehen wir? Und wie werden im Kopf die Bilder wieder zusammengesetzt? Sie interessiert sich einerseits für Erkenntnisse über Verhaltensmuster zwischen Produzent und Rezipient aus Sicht der Wahrnehmungsphysiologie, anderseits für das Verhältnis von Kunstbetrachtung und dem Marktwert des Werkes.

Ausgangspunkt der mehrteiligen Installation für den Neuen Berliner Kunstverein bilden zwei Hauptwerke der Klassischen Moderne, Vincent van Goghs „Sternennacht“ von 1889 und Edvard Munchs „Schrei“ von 1893, deren bildnerische Mittel sich im Laufe der von Sabine Groß eingespielten Animationsfilme verselbständigen.

Mit der Wahrnehmung von Kunst und der Manipulation des Sehens wird sich auch das Rahmenprogramm der Ausstellung beschäftigen. Am 10. November 2004, 19 Uhr, wird der Wahrnehmungsphysiologe Stephan A. Brandt von der Neurologischen Klinik der Charité über die Bedingungen des Sehens in der Kunst sprechen. Über die Manipulation des Sehens von Kunst diskutieren am 15. Dezember 2004, 19 Uhr, die ehemaligen Galeristen Paul Maenz und Rudolf Zwirner mit der Kuratorin der Ausstellung, Nicola Kuhn.

Mit der Ausstellung nehmen Kritikerin und Künstlerin gemeinsam eine Analyse des Kunstbetriebs vor, begleitet von einer kritischen Untersuchung der Bedingungen, wie dort Kunst entsteht und wahrgenommen wird. Sie ist auf eine direkte Kommunikation mit dem Betrachter ausgerichtet, bei dem letztendlich die Entscheidung liegt, nach welchen Kriterien das Gesehene rezipiert wird. Die zweite Folge von Critic’s Choice impliziert somit zusätzlich auch eine Viewer’s Choice.

Zur Ausstellung erscheint im Revolver Verlag das Katalogheft cahiers critiques 2

Pressetext

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Critic's Choice 2
Sabine Groß, ausgewählt von Nicola Kuhn