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Salud - Picasso Speaking. ‚Guernica’ und der Krieg in den Städten
15. September 2022 ‒ 14. Januar 2023
Eröffnung: Mittwoch, 14. September 2022, 18 Uhr

Von Adorno stammt die Anekdote, dass ein deutscher Botschafter Picasso fragte, ob er das Bild Guernica gemacht habe, und Picasso antwortete: „Nein, Sie!“. Das erste Flächenbombardement der europäischen Geschichte, eine Art Vorübung für den totalen und weltweiten Luftkrieg deutscher und italienischer Truppen, wurde als gemalten Klage von Picasso innerhalb eines Monat im spanisch-republikanischen Pavillon der Weltausstellung von Paris 1937 ausgestellt.

Eine Ausstellung über eine Ausstellung über Ausstellungen Salud - Picasso Speaking. ‚Guernica’ und der Krieg in den Städten greift Spuren und Stränge der mit Picasso verbundenen (Kunst-)Geschichten wieder auf und stellt sie in Bezug zu aktuellen Konflikten. So wird der konzeptuelle Maler Dierck Schmidt im Zuge seiner historischen Bildstudien die hochgesicherte Präsentation des Gemäldes Guernica im Museum Reina Sofia in Madrid zum Anlass einer Neuproduktion nehmen.

Der Titel der Ausstellung zitiert Picasso, als er im Dezember 1937 in seiner Funktion als Direktor des Prado-Museums zum Telefon griff, um mit dem Zweiten Amerikanischen Künstlerkongress zu sprechen. In Europa herrscht ein internationaler Krieg und der spanisch-französische Künstler Pablo Ruiz Picasso reagierte mit dem Monumentalgemälde Guernica. Später verbündete er sich als Kommunist auf internationalen Friedenskonferenzen. Daran erinnerte erst kürzlich die außergewöhnliche Ausstellung Der geteilte Picasso im Museum Ludwig Köln von 2021.

Die Kölner Ausstellung bezog auch die nGbK-Wanderschau Kunst und Politik am Beispiel Guernica. Picasso und der Spanische Bürgerkrieg von 1975 ein: Die damalige Ausstellung schlägt sich in einem WDR-Fernsehbericht nieder, wo Pubertierende einer Essener Gesamtschule von friedvolleren Zeiten träumen. Die „didaktische Ausstellung“ rennt gegen das Verbrechen der Wehrmacht an und zerlegt analytisch das panoramische Bild in aussagekräftige Einzelteile. Die Verbindung der Westberliner Linken zur DDR geht dabei über den räumlichen Bezug der nGbK an der Kreuzberger Grenze zu Ostberlin hinaus. Jenseits der Friedenstauben war der „Formalist“ Picasso den DDR-Behörden jedoch suspekt. Während sich der Künstler nach 1945 selten aus seinen Ateliers entfernte, war er doch bei den Friedenskongressen in Rom, Moskau oder Sheffield stets dabei. In die Nachfolgestaaten des Deutschen Reichs reiste der „geteilte Picasso“ jedoch nie. Der vor dem Franco-Faschismus geflohene und lange in Frankreich recht- und staatenlose Künstler trat 1944 in die Kommunistische Partei ein. Picasso hielt im Exil Verbindungen zur illegalen spanischen KP und spendete viel Geld für die Genoss_innen.

1953 bittet Bertolt Brecht den „lieben Genossen Picasso“, für das Berliner Ensemble den „herrlichen Plakatentwurf“ der französischen Delegation verwenden zu dürfen. Seit dem Einzug ins neue Haus des Berliner Ensembles blieb die Friedenstaube als Theatervorhang bis 1993 im Einsatz und wurde zuletzt noch einmal aus Anlass des russischen Überfalls in die Ukraine hervorgezogen.

nGbK-Projektgruppe: Juan Camilo Angulo, Jochen Becker, Eva Hertzsch, Margarete Kiss, Constanze Musterer, Adam Page, Ralf Wedekind