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Salvador Dalí (1904 Figueras – 1989 Figueras) zählt zu den meistverkauften und populärsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Unsere Ausstellung, die im Jahr von Dalís 100. Geburtstag stattfindet, zeigt ca. 350 Arbeiten und entführt in die einzigartige Welt surrealistischer Druckgrafik. Als Dalí vor 15 Jahren, im Januar 1989, starb, war die Erinnerung an ihn in weiten Kreisen der kunstinteressierten Bevölkerung zumeist geprägt von seinen Eskapaden und Extravaganzen. Von seinen Werken waren vor allem die auf Kunstkalendern und Postern vielfach reproduzierten Ölgemälde bekannt. „Die weichen Uhren“ und die „Elefanten mit Spinnenbeinen“ scheinen die Markenartikel dieses großen Meisters des Surrealismus zu sein. Heute zählt Dalí auch zu den großen Grafikern des 20. Jahrhunderts – wie die Jubiläumsausstellung anschaulich aufzeigt.

Dalís Druckgrafiken stellen innerhalb seines Gesamtwerkes eine eigenständige, in sich geschlossene Welt, dar. In den Radierungen, Lithographien, Holzstichen und Mixed-Media-Grafiken präsentiert sich dem Betrachter eine große Fülle an literarischen, philosophischen und auch naturwissenschaftlichen Themen vergangener Jahrhunderte wie auch der Gegenwart. Einmalig sind Dalís grafischen Inventionen: So transferierte er z. B. das „dessin automatique“ in die Technik der Kaltnadelradierung, bearbeitete Lithosteine mit Farbbeuteln und Radierplatten mit gewöhnlichen Eßgabeln....

In der nur ihm eigenen surrealistischer Sprache illustrierte Dalí während seiner gesamten „schöpferischen Schaffenszeit“ – von der Mitte der 30er bis zum Beginn der 80er Jahre – eine enorme Anzahl literarisch bedeutender Werke: Dantes „Göttliche Komödie“, Goethes „Faust“, Boccaccios „Decamerone“, mittelalterliche Sagen und Legenden um die „Suche nach dem Graalsschatz“, Quevedos „Visionen“, Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“, die Autobiografie des Künstlers Benvenuto Cellini, Cervantes` „Don Quichotte“, Prosper Merimés Libretto zur Oper „Carmen“, Casanovas Memoiren, Freuds „Moses und der Monotheismus“ und die Bibel.

Dalí schöpfte aus verschiedenen künstlerischen Positionen und Stilen, z. B. wertete er Jugendstil und malerischen Verismus aus. Vor allem aber schöpfte er aus sich selber. Im Mittelpunkt seines Werkes steht das Bemühen um systematische Erkenntnis und Erschließung der Welt des Unbewussten und Unterbewusstseins, der Welt der Träume, der Wünsche, des Deliriums, der mystischen Visionen und letztlich der tiefen Selbsterkenntnis. Daher erklärt sich auch Dalís großes Interesse für die Themen der Weltliteratur. Seine Grafiken illustrieren nicht nur, sondern führen in die Tiefe, deuten und interpretieren.

Im Stil eines surrealistischen Mystizismus, manchmal aber auch bizarr und grotesk oder von hintergründigem Humor geprägt, gepaart mit treffsicherer Formgebung, entstanden vielseitige und ausdrucksstarke Grafiken – jedes einzelne Blatt ein Meisterwerk für sich.

Einzelne Exponate – eine kleine Auswahl:

Erst anlässlich der Entstehung der „Don Quijote“-Blätter (1956/1957) wandte sich Salvador Dalí der Technik der Lithographie zu, wobei er hier neue Methoden, den Lithostein zu bearbeiten, entwickelte. So bewarf Dalí die Lithosteine mit Farbbeuteln und schuf so die ersten „tachistischen“ Lithographien überhaupt. Er selbst nannte diese Methode „Bouletismus“. Dabei setzte Dalí die Mixed-Media-Technik erstmals ein und mischte Verfahren der Original-Lithographie mit photomechanischen Verfahren.

Bei den 100 Blättern der „Göttlichen Komödie“ (1960) handelt es sich um das wohl bedeutendeste grafische Werk Dalís. Es entstand im Auftrag der italienische Regierung nach Aquarellvorlagen Dalís aus den Jahren 1950 – 1952. Dalí orientierte sich bei der Erstellung seiner Illustrationen streng an der von Dante vorgegebenen Form und dem Aufbau der „Göttlichen Komödie“, so dass einem Einführungsgesang jeweils 33 Gesänge aus Hölle, Fegefeuer (Läuterungsberg) und Paradies folgen. Dalí interessierte sich vor allem für den von Dante so meisterhaft beschriebenen mystischen Weg der „Läuterung“ des einzelnen bis hin zum höchsten, inneren Kreis im Paradies. Expressive Farbgebung wechselt sich ab mit zarten Pastelltönen. Erschreckend grausam dargestellten Visionen stehen liebvoll empfundenen Interpretationen paradiesischer Szenen gegenüber, Visionen der großen spanischen Mystiker sind ebenso abgebildet wie aus der griechischen Mythologie entliehene Leitbilder.

In den zehn Radierungen zum „Decamerone“ (1972) reizte es Dalí, die oft hocherotischen Erzählungen Boccaccios zu illustrieren. So entstanden auf relativ kleinen Kupferplatten vielleicht die anmutigsten und grazilsten Darstellungen und Zeichnungen weiblicher Schönheit im Werk Dalís.

Den vier (im Dye-transfer-Verfahren gefertigten) Fotocollagen, welche 1976 entstanden, liegen Fotografien von Robert Descharnes zugrunde, welche Dalí mit Aquarell-Tempera-Farbe übermalte. Eine der Fotocollagen zeigt das Selbstbildnis Dalís, in dessen Auge dessen Ehefrau und Muse Gala als spanische Nonne erscheint. Dieses Selbstbildnis diente auch als Umschlagtitel zum Buch „Dalí de Gala“ (1962), welches von Robert Decharnes, der insgesamt 30 Jahre eng mit Dalí zusammen arbeitete, herausgegeben wurde. Pressetext

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Salvador Dalí - Surreale Welten
Meisterwerke der Druckgrafik zum 100. Geburtstag