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Das poetische und faszinierende Werk von Sam Szafran ist für das deutsche Publikum eine großartige Entdeckung. Auch in Frankreich sind seine Arbeiten nur gelegentlich, wenn auch prominent, gezeigt worden. Der französische Künstler, der 1934 in Paris als Sohn polnisch-jüdischer Einwanderer geboren wurde, hat große Auftritte bislang vermieden. Durch den Holocaust verlor er fast seine ganze Familie. Er selbst konnte zweimal der Deportation entweichen. Zum ersten Mal in Deutschland widmet das Max Ernst Museum Brühl des LVR seiner außergewöhnlichen Kunst eine Ausstellung und leistet somit erneut einen Beitrag zum deutsch-französischen Kulturaustausch.

Rund 65 Werke, entstanden in der stillen Zurückgezogenheit seiner Ateliers zwischen 1967 und 2010, werden präsentiert. Neben Pastellen mit ihrem unübertrefflichen Raffinement werden auch eindrucksvolle Aquarelle, Kohlezeichnungen sowie Mischtechniken gezeigt. Atelieransichten, schwindelerregende Treppen und wuchernde Vegetationen sind die immer wiederkehrenden und obsessiven Themen seiner Kunst. »Ich arbeite im Aufbegehren gegen die Menschen und die Dinge, in einem sehr komplexen Spiel zwischen dem Bild und mir.« (Szafran)

Sam Szafran ist ein Einzelgänger. Er bewegt sich abseits von Moden, Stilbegriffen und Zeitgeist. Doch kann man sein Spiel mit irrationalen Elementen nicht beschreiben, ohne auf die Kriterien des Surrealismus hinzuweisen. Es bestehen Bezüge und Verwandtschaften auch zu Max Ernst, etwa in der Art wie die Bildräume zu Visionen einer magischen, fast immer abgründigen und irrationalen Realität führen können. Als die abstrakte Kunst ihre größten Triumphe feierte, bevorzugte Szafran die Gegenständlichkeit und belebte darüber hinaus eine alte, äußerst anspruchsvolle Technik wieder: das Pastell. Wie niemand sonst hat er in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Pastellmalerei weitergeführt. »Ich habe das Pastell als Ausdrucksmittel gewählt, weil es mir als Mittel extremer Strenge erschien, um mit meinen Phantasmen zu kämpfen.« (Szafran). Seither dominiert diese fragile und wenig verbreitete Technik sein Werk, oft auch als Mischtechnik mit Aquarell oder Zeichenkohle.

Es war ein geschenkter Pastellkasten, der den künstlerischen Wendepunkt in seinem Œuvre einleitete. Sam Szafran entdeckte um 1960 die »unendlichen Möglichkeiten dieses Materials« (Szafran). Später stieß er auf die Pastellstifte der Pariser Firma „La Maison du Pastel H. Roché", die er seitdem ausschließlich benutzt. Diese 1720 gegründete Firma ist die weltweit einzige, die sich heute noch auf die handwerkliche Produktion hochwertiger Pastellkreiden in Hunderten von Farbabstufungen spezialisiert hat. Im Atelier des Künstlers reihen sich die Kästen mit über 1.600 Farbnuancen aneinander. „Die greifbare Sinnlichkeit dieses sanft glitzernden Staubs schenkt demjenigen, der sie wiederzugeben weiß, jenen lang erwarteten Flor, der das Samtige eines Schmetterlingsflügels ausmacht.« (Szafran)

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Forum für Kunstgeschichte in Paris und wurde von Julia Drost, Werner Spies und Achim Sommer kuratiert.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 208 Seiten und 202 Abbildungen in deutscher, englischer und französischer Sprache, mit Beiträgen von Markus A. Castor, Jean Clair, Julia Drost, Daniel Marchesseau, Estelle Pietrzyk, Andreas Platthaus und Werner Spies im Feymedia Verlag, Düsseldorf.

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Sam Szafran
Zeichnungen, Pastelle, Aquarelle
Kuratoren: Julia Drost, Werner Spies, Achim Sommer