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Die Sammlung Sofie und Emanuel Fohn stellt einen einzigartigen Werkkomplex von hochrangigen Gemälden und Arbeiten auf Papier der Klassischen Moderne von Franz Marc bis Max Beckmann dar. Als Dokument einer privaten Sammlungstätigkeit in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur ist sie darüber hinaus auch Mahnung vor jeder totalitären, politischen Haltung und Zeugnis einer Verantwortung für die Freiheit von Kunst und Kultur.

In der Pinakothek der Moderne eröffnet die in einem eigenen Raum präsentierte Auswahl der Gemälde aus der Sammlung von Adler, Beckmann, Hofer, Macke, Jawlensky, Marc, Kokoschka und Modersohn-Becker den Rundgang zur Kunst der Klassischen Moderne. Gleichzeitig spiegelt sich hier schon die Kunst des deutschen Expressionismus als einer der Sammlungsschwerpunkte im Bereich der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts.

Die Sammlung Fohn entstand vor dem Hintergrund der Beschlagnahmung der modernen Kunst in den deutschen Museen durch die Nationalsozialisten in der Aktion „Entartete Kunst“. Ein Querschnitt der konfiszierten Werke wurde 1937 in der gleichnamigen Ausstellung in München präsentiert und danach teilweise zerstört, teilweise gegen Devisen auf dem Kunstmarkt verschleudert.

Sofie (geb. 1899) und Emanuel (geb.1881) Fohn, als Künstler einer gegenständlichen Tradition verbunden, trugen zwischen 1933 und 1943 in Rom einen bedeutenden Bestand von Zeichnungen und Gemälden der im 19. Jahrhundert in Rom ansässigen „Deutsch-Römer“ zusammen. Diese Sammlung war Grundlage der Tauschaktion, die auf ihre Initiative 1939 in Berlin stattfand und bei der das Künstlerehepaar den größten Teil seiner Sammlung romantischer Malerei an die nationalsozialistischen Machthaber übergab. Im Gegenzug erhielten sie etwa 30 Gemälde, 220 Arbeiten auf Papier und 10 Mappenwerke der „entarteten“ Kunst.

Diesem Tausch ging eine komplizierte Schätzung der Arbeiten voraus, in der sowohl die Werke der Romantik als auch die der Moderne von einem eigens eingesetzten, nationalsozialistischen Gremium nach rein ideologischen Kriterien bewertet wurden. Hierbei wurde auch das Dilemma der Nazis deutlich, die zwar mit dem Verkauf der „Entarteten“ noch Geld, vorzugsweise Devisen einnehmen wollten, die aber auf der anderen Seite diesen Kunstwerken vor dem Hintergrund ihrer eigenen Kunstideologie keinen „Wert“ zubilligen durften: Max Beckmanns Gemälde „Stillleben mit Fernrohr“ etwa, wurde für den Tausch mit 300 RM taxiert, während ein vergleichbares Werk Beckmanns auf der berühmten Auktion bei Fischer in Luzern 1939 2100 sfr. erzielte.

Auch innerhalb der beschlagnahmten Kunst zeigten sich abstruse Diskrepanzen in der Taxierung: so wurde ein Gemälde des jüdischen Malers Jankel Adler mit 12 RM veranschlagt gegenüber einem Werk von Carl Hofer, das mit 3000 RM taxiert wurde.

Die große Zahl von Arbeiten auf Papier, die ebenfalls zur Sammlung Sofie und Emanuel Fohn gehören, kann aus konservatorischen Gründen nur selten gezeigt werden. Eine Auswahl von 50 dieser besonders schönen und kostbaren Blätter ist jetzt bis zum 23. April in der Pinakothek der Moderne (Saal 15 und 16) zu sehen.

Darunter sind so exquisite Werke wie die Postkarten von Franz Marc aus seinem Briefwechsel mit Else Lasker-Schüler („Botschaften an den Prinzen Jussuf“, 1912-1914) mit dem „Turm der blauen Pferde“ – eine Variante des seit dem Krieg verschollenen Gemäldes gleichen Titels -, Aquarelle von August Mackes ‚Tunisreise’ (1914), Egon Schieles „Sitzender Knabe“ (1911) oder von Otto Dix der „Sitzende Kinderakt“ (1928).

Sofie und Emanuel Fohn galt jegliche Kunstäußerung als schützens- und unterstützenswert. Sie haben dies durch ihre Rettungsaktion entarteter Kunst deutlich gemacht, obwohl ihre eigentliche Vorliebe immer der Kunst des 19. Jahrhunderts galt.

Die Schenkung der Sammlung an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München 1964 kann nun in der Pinakothek der Moderne in einem repräsentativen Querschnitt in der Zusammenschau von Malerei und graphischen Arbeiten und als Zeugnis privaten Engagements für die Freiheit und Unabhängigkeit der Kunst in ihrer herausragenden Bedeutung gesehen werden.

Pressetext

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Die Sammlung Sofie und Emanuel Fohn
Präsentation der Arbeiten auf Papier

mit Werken von Jankel Adler, Max Beckmann, Otto Dix, Karl Hofer, Alexej von Jawlensky, Oskar Kokoschka, August Macke, Franz Marc, Paula Modersohn-Becker, Egon Schiele, u.a.