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Die legendäre Dadaistin und Keramikerin Beatrice Wood führte ein faszinierendes und inspirierendes Leben im Kreise ihrer Freunde und Liebhaber Edgar Varèse, Constantin Brancusi, Anaïs Nin, Mirna Loy, Francis Picabia, Reginald Pole, Gertrud and Otto Natzler, Joseph Stella, mit Geishas und geheimnisvollen Ureinwohnern Amerikas. Beatrice Wood, 1893 in San Francisco geboren, lebte von ihrer Jugend bis Anfang Zwanzig in Paris, wo sie Malerei studierte und kleine Rollen in verschiedenen Theatern der Stadt spielte. Später zog sie nach New York, bewegte sich in der Dadaszene und gab mit Marcel Duchamp und Henri-Pierre Roché das Kunstmagazin The Blind Man heraus. (Es wird behauptet, dass Jules und Jim von der Dreierbeziehung Wood, Duchamp und Roché inspiriert war). Zu einer Zeit, als sie sich kaum als professionelle Künstlerin begriff, steuerte Beatrice auf Drängen von Marcel ein Gemälde zu einer der berühmtesten wie berüchtigsten Ausstellungen des 20.Jahrhunderts bei, zur Society of the Independents’ im Jahre 1917.

Sie war auch eine enge Freundin der Kunstsammler Walter und Louise Arensberg, deren Salon in der 67. Strasse sie oft spät nachts zum Abendessen und Schachspiel besuchte. Eine unglückliche Beziehung führte sie nach Montreal, wo sie für kurze Zeit als Varietéschauspielerin auftrat. Ihr erdrückendes Verhältnis zu ihren Eltern, ihre erste eheliche Enttäuschung und der Druck, als Künstlerin zu überleben, zwangen Beatrice zu erkennen, dass sie sich selbst finanziell versorgen müsse, wenn sie wirklich ein unabhängiges Leben führen wolle. Also zog sie nach Los Angeles, nahm Keramikkurse und lebte seit Anfang der 30iger Jahre vom Töpfern. Später zog sie weiter nördlich nach Ojai, Californien, eine Kleinstadt in einem bäuerlichen Tal voller Orangenhaine und Schüler der Metaphysik.

Seit dieser Zeit interessierte sie sich für östliche Philosophie und traf die Theosophen J. Krishnamurti und Rosalind Rajagopal, die einen enormen Einfluß auf sie ausübten. Beatrice setzte ihre Töpferei fort, reiste und schrieb (sowohl ihre Memoiren und Belletristik) bis zu ihrem Tod 1998 im Alter von 105 Jahren.Dieses Buch ist Teil meiner laufenden Recherchen über Beatrice Wood als inspirierendes Beispiel und beinhaltet keramische Arbeiten und Collagen.

Ein Weg ihre Vergangenheit zu rekonstruieren, war Lehm zu benutzen, ihr bevozugtes Material, das Beatrice in den späten Jahren verwendet hat. Das Durchsehen ihrer Bücher in ihrer Bibliothek in Ojai war ein Weg, ihre Arbeit wertzuschätzen und ließ mich einen Überblick über ihr Leben und ihre Kunst erhaschen. Was nun folgt, ist ein ausgewählter Rundgang durch Beatrices Bibliothek. (S.C.)

Der obenstehende Text ist die Einführung in einem Künstlerbuch, das Sarah Crowner für ihre Ausstellung mit Keramiken und Collagen für den Nice & Fit Showroom produziert hat. Diese Gruppe von Künstlern, Bohemiens, Intelektuellen, bon-viveurs und Vagabunden, die zwischen Paris und New York gelebt haben, haben eine bleibende Fazination auf die Kunstwelt ausgeübt, besonders mit den Konflikten, dem Ennui und den Problemen ihres alltäglichen Lebens, die sich in den Verwerfungen der Geschichte versteckt halten. (Ich erinnere mich an einen sehr aufwühlenden Vortrag von Teeny Duchamp im Courtauld Institute of Art, in welchem sie mit anekdotischen Erzählungen ihren Freudenskreis entmystifizierte). Die hohlen Keramikgefässe der Ausstellung sind abstrakte Portraits von Krishnamurti, Marcel Duchamp, Henri-Pierre Roché, Anaïs Nin, Constantin Brancusi, Francis Picabia und anderen. Unglasiert, in verschiedenen Grössen und Formen erinnern sie an die archaische Reinheit von kykladischen Figurinen und die majestätische Subtilität der Objektanordnung von Giorgio Morandi. Die neuen Arbeiten von Crowner und die Nachbildung ihrer Atelierwand in Brooklyn im Nice&Fit Showroom ist eine Aufforderung von Künstler zu Künstler, oder wie Jan Verwoert es neulich bezeichnet hat ein „Aufruf“. In dem Schlussparagraphen von „Living with Ghosts: From Appropriation to Invocation in Contemporary Art“ schreibt der Autor:

Wenn wir davon ausgehen, dass der Horizont unserer geschichtlichen Erfahrung heute durch die mehrdeutigen Einflüsse und die latente Gegenwart der unaufgelösten Geschichten, den Geistern der Modernität, definiert ist, dann muss ein Akt der Aneignung, der danach strebt zu zeigen, was es für etwas bedeutet etwas heute zu bedeuten, die ungelösten Momente der latenten Gegenwart, so wie sie sind, blosszulegen, was vor allem bedeutet, nicht die Auflösung im Moment der Ausstellung anzudeuten. Aneignung bedeutet dann, das Ungelöste darzustellen, indem man Objekte, Bilder oder Allegorien inszeniert, die die Geister der unabgeschlossenen Geschichten heraufbeschwören, sodass sie als Geister erscheinen und die Beschaffenheit ihrer mehrdeutigen Gegenwart aufdecken können.

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Sarah Crowner
Handbuilt Vessels
Künstlerbuch mit Beiträgen über Beatrice Wood ...

opening Friday February 22, from 6pm