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Kassettenband in magisch tiefem Schwarz, das unendliche Regenbogenschillern der Compact Disc oder die VHS-Kassette in ihrer schlichten Rechteck-Form… Manches an solchen Datenträgern ist schön, anderes hat man nostalgisch liebgewonnen, weil man nicht mehr täglich damit umgehen muss. Doch das Interesse einiger Künstler an diesen wenig beachteten Materialien geht darüber weit hinaus.

In Erlangen wurde vor rund dreißig Jahren das mp3-Format entwickelt – was für ein bahnbrechender Schritt für die Digitalisierung! Und genau dort fokussiert mit der Gruppenschau „SAVE THE DATA!“ nun erstmals eine Ausstellung das Zusammenspiel von bildender Kunst und Datenträgern. Auf welche Weise werden die technischen Speichermedien – aktuelle und überholte – für den künstlerischen Ausdruck genutzt, wie werden dabei unterschiedliche Bedeutungsebenen miteinander verwoben und mit welchem Effekt? Und nicht zuletzt beleuchtet die Ausstellung im Kunstpalais, was diese unter neue Vorzeichen gestellte Begegnung mit Bekanntem eigentlich mit dem Betrachter macht. Tausend Meter Tapeband, aufgerollt, zerschnitten und schließlich zu einem edlen Bodenbelag arrangiert; ein Raum bis unter die Decke gefüllt mit Zombie-Videos und VHS-Ausrüstung, dessen Anmutung irgendwo zwischen Hobbyraum und Folterkeller changiert; geheimnisvolle Serien aus klar und präzise komponierten Fotografien, die sich als perfekte Kooperation von Mensch, Suchmaschine und dem unendlichen Speicher des Internets erweisen, oder aber Videos, die in fließenden, leuchtend farbigen Collagen aus Browserfenstern mit diesem neuen ikonischen Bildtypus spielen … in einem Raum mit Wölkchen-Tapete.

Das vertraute und gemeinhin als technisch-spröde und kühl wahrgenommene Material zeigt sich so plötzlich sinnlich, humorvoll, auratisch, kostbar oder unheimlich und lässt neue Blicke auf Vergangenheit und Zukunft unseres Lebens mit seinen Speichermedien zu. Im Kinofilm „Her“ verliebt sich Joaquin Phoenix in ein Betriebssystem. In Erlangen zeigt sich in diesem Herbst, dass es durchaus auch Gründe gibt, sich in Datenträger zu verlieben.

Zur Ausstellung erscheint der Katalog erstmals in ganz neuem Format: als Magazin mit einem Interview mit den mp3-Erfindern Brandenburg und Grill von Anja Rützel (Wired, Spiegel Online, Spex), dem Atelierbesuch bei den Künstlern und Materialsammlern Hildebrandt und van Liefland von Frédéric Schwilden (Die Welt, Welt am Sonntag) und dem Fotografen Christian Werner, einem „Verzeichnis der ausgestorbenen Empfindungen“ zur Nostalgie der Datenträger von Anne Waak (Monopol, SZ-Magazin, Welt am Sonntag), sowie langen Bildstrecken.