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SchamanIn und Medizinmann
Natur und der Mensch: Natur-Heilung und Ritual
07.04.2018 - 01.05.2018

Künstler:
Theresia Fauland-Nerat, Marina Stiegler, Susanne Wenger/Eva Ursprung, ILA, Christian KRI Kammerhofer, Igor F. Petković

- Kuratoren
Iris Kasper, Elisabeth Saubach

Mensch und Natur sind beinahe seit Anbeginn ihrer Koexistenz durch das Ritual miteinander verbunden. Dabei besteht der Zusammenhang nicht nur darin, dass bei frühen schamanischen oder Glaubens-Ritualen eine üppige Sammlung pflanzlicher und tierischer Gegenstände aus der Natur die materielle Umsetzung eines Rituals voraussetzte. Es ging und geht bei vielen Ritualen mit schamanischem Hintergrund auch um die geistige Verbindung mit der Natur und ihren Energien.
Das Ritual beschreibt im Allgemeinen einen Zustandswechsel der handelnden Person. Es ist dabei im Allgemeinen in drei aufeinanderfolgende Zustände einzuteilen: Zu Beginn befindet sich die ausübende Person im Normalzustand. Sie ist stabil in ein soziales Netzwerk integriert und übt ihre Zuständigkeit im sozialen Netzwerk sachgemäß aus. Im Laufe des Rituals kommt es zum Schwellen- oder Liminalitätszustand. Dies ist die Übergangsphase, in der die ausübende Person sich zwischen den beiden Zuständen, dem alten und dem neuen, befindet. Liminalität kann in Begleitung von Gefühlszuständen wie Angst, Unsicherheit oder Einsamkeit auftreten. Nachdem die Phase der Liminalität überwunden ist gleitet die ausübende Person in den neuen Zustand, welcher über eine gewisse Dauer zum neuen Normalzustand wird. Liminalität findet sich in verschiedenen Lebensphasen, sowie im Alltag.
In der Kunst wird die Liminalität und die damit einhergehende Gefühlsintensität immer wieder von Künstlerinnen und Künstlern in Installationen und anderen Medien verwendet. Human and nature are connected since the beginning of their coexistence by the ritual with each other. This connection not only consists in the fact, that in early shamanic or religious rituals a diverse collection of herbal and animal objects from the nature assumed the material implementing of a ritual. In addition, many rituals with shamanic background deal with the spiritual connection with the nature and its energy.

The ritual describes generally a state change of the acting person. Besides, it is to be divided generally into three successive states: At the beginning the exercising person in the normal state. He or she is integrated solidly into a social network and accomplishes his or her competence therein. During the ritual it comes to the state of liminality. This is the transition period in which the exercising person is between both states, the old and the new. Liminality can appear in company of emotional conditions like fear, insecurity or loneliness. After the state of liminality is overcome the exercising person glides in the new state which becomes for certain duration the new normal state. Liminality is found in different life phases, as well as in the everyday life.

In the art liminality and the concomitant intensity emotion consistently is used by artists in installations and other media.

Innerhalb einzelner gegenwärtiger künstlerischer Positionen lässt sich das Ritual ebenso als konzeptioneller Ausgangspunkt, oder als ästhetische Basis feststellen. Die zwei, wohl wichtigsten, Kunstausstellungen der Welt zeugten 2017 von der Relevanz dieses Themas im Kontext der zeitgenössischen Kunst: die 57. Biennale Arte und die documenta 14. So wurden beispielsweise in der documentahalle Schnitzarbeiten von Beau Dick präsentiert, indianische Masken die sich auf die Kosmologie der Kwakwaka ‘ wakw beziehen. In zwei Performances in Victoria (2013) und in Ottawa (2014) zerbrach der Künstler rituell Kupferplatten: „Indem wir diese Platte brechen, wenden wir uns gegen die Tyrannei und Unterdrückung eines Staates, der die Menschenrechte missachtet und sich für den allmächtigen Dollar von der Natur abwendet.“ Aber auch andere Arbeiten zeigten einen ähnlichen Zugang: Videos von im Dschungel tanzenden und mit Masken verkleideten Männern (Dreikanal-Videoinstallation von Khvay Samnang), blaue Handabdrücke und gemalte Bumerangs auf raumgreifenden Leinwänden die an Zeichnungen von Aborigines erinnern (Dale Harding), oder Rebecca Belmores „Ayum-ee-aawach Oomama-mowan: Speaking to Their Mother“, ein riesiges Horn, dass die ungehörten Stimmen der indigenen Völker in den Mittelpunkt stellt. Christine Macel, Kuratorin der 57.Biennale Arte, entwickelte einen ganzen Pavillon in der Arsenale unter dem Thema Schamanismus in dem beispielsweise Positionen wie Ernesto Neto, Enrique Ramirez oder Rina Banerjee gezeigt wurden: „In the Pavilion of Shamans“ many artists subscribe to the definition of the artist as a “shaman”, and there are also those who become “missionaries”, as per Duchamp’s definition, stirred by an internal vision. This figure, which Joseph Beuys made his own, from which few managed to recover, and was mostly – in retrospect – underestimated, takes on today a new dimension, at a time where the need for care and spirituality is greater than ever.”

In der 2016 digital veröffentlichten Magisterarbeit „ILA alias I LOVE ALL - Schamanismus im Kontext der zeitgenössischen Kunst“ wurde das Phänomen Schamanismus im zeitgenössischen Kunstwerk untersucht: Das rituelle Objekt und das Ritual, in seiner doppelten Bedeutung in der Kunst – einerseits als das vom Künstler/von der Künstlerin in der Fotografie oder Malerei inszenierte – und andererseits als das für Betrachter*innen erfahrbare, bildeten drei Anknüpfungspunkte von denen aus Werkgruppen entwickelt wurden – „Die Werkzeuge des Schamanen – das rituelle Objekt als Kunstwerk“, „Das im Werk dokumentierte Ritual – Fotografie und Malerei“ und „Das Ritual als räumliche Inszenierung oder performative Installation.“...

Die Ausstellung „Schamanin und Medizinmann“ erforscht Zugänge zu einem prägnanten Thema der zeitgenössischen Kunst: Kunst und / als Ritual. Dabei ist die konzeptionelle Basis die These, dass einigen Werken der zeitgenössischen Kunst das Phänomen „Ritual“ inhärent ist. Die Art und Weise wie das Ritual in der Kunst auftreten kann, wird innerhalb der Ausstellung untersucht. contemporary collective

Begrüßung: Stadtrat Dr. Günter Riegler
Eröffnungsrede: Iris Kasper, BA. und Elisabeth Saubach, MA.

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Theresia Fauland-Nerat

Geboren in der Steiermark; ihre künstlerischen Arbeiten umfassen Skulpturen, Möbelskulpturen, Malerei, Zeichnungen und Fotografie. In ihren Arbeiten verbindet Theresia Fauland-Nerat die Vergangenheit mit der Gegenwart, transformiert historische Fragmente und kombiniert archaische und moderne Materialien.

Born in Styria; her artistic work includes sculptures, furniture-sculptures, drawings, paintings, and photoworks. In her work Theresia Fauland-Nerat connects the past with the present, transforms historical fragments and combines archaic with modern materials.

Marina Stiegler

Marina Stiegler geboren in Salzburg; ist tätig in den Bereichen Skulptur, Malerei, Installation, Kunst im öffentlichen Raum und Musik. Von besonderem Interesse ist dabei für sie die Verbindung von Kunst und Sozialem. Dabei beschäftigt sie sich unter anderem auch mit rituellen Konstrukten, so wie sie Gemeinschaft und Soziales formen können.

Marina Stiegler born in Salzburg; is active in the areas of Sculpture, painting, installation, art in public space and music. Besides, from special interest is the connection of art and social. Among the rest, she deals also with ritual constructs, as well as they can form community and social structures.

Susanne Wenger/Eva Ursprung

Die gebürtige Grazer Künstlerin Susanne Wenger wanderte nach Afrika aus und beschäftigte sich intensiv mit dem dortigen spirituellen Modell: Auf der ganzen Erde und an den fernsten Horizonten des menschliche Genius, gibt es diese Altäre der Wildnis, der heiligen Ursprünge, Altäre des perfekten Klanges, die großen Komponisten, bekannt oder anonym. Die Urkraft ihrer Schöpfungen klingt in Emanation spiritueller Fruchtbarkeit durch die Ewigkeit. (Susanne Wenger)

The Grazer artist Susanne Wenger emigrated to Africa and dealt intensely with the spiritual model there: “All over the world and in the far away horizons of the human genius, it announces these altars of the wilderness, the holy origins, altars of the perfect sound, the big composers, or anonymously. The old strength of her creations sounds in emanation of spiritual fertility by the eternity. (Susanne Wenger)

ILA

ILA wurde in Leoben geboren; der Künstler hat sich in seinem Leben und Werk intensiv mit spirituellen Themen auseinandergesetzt. Von keltischer Mythologie über Numerologie und magische Zeichen, bis hin zu indigenen, archaischen Riten und so hat ILA über die Jahre ein vielschichtiges, ambivalentes Werk hervorgebracht.

ILA was born in Leoben, the artist has argued in his life and work intensely with spiritual subjects. From celtic mythology about numerology and magic signs, up to indigenous, archaic rites and thus, ILA produced about the years a multi-layered, ambivalent work.

Christian KRI Kammerhofer

Geboren in Bruck an der Mur; der Künstler arbeitet in den Bereichen Malerei, Installation, Performance, Skulptur, Video und Fotografie. Als bildender Künstler ist Kammerhofer keineswegs auf ein bestimmtes Medium fokussiert. Im Grunde geht es ihm darum, eine Idee in der ihr möglichst entsprechenden Form umzusetzen beziehungsweise das entsprechende Medium zu finden. “Wie ein Falke. Wie ein Ziel. Wie ein ferner weißer Punkt.” (H.C. Artmann)

Born in Bruck an der Mur; the artist works in the areas of painting, installation, performance, sculpture, video and photography. As artist Kammerhofer is not focused on a certain medium. Basically, he searches for the right form of an idea and at the same time for the corresponding medium. “Like a falcon. How an aim. How a distant white point.” (H.C. Artmann)

Igor F. Petković

Petković experimentiert mit artifiziellen Ausdrucksmöglichkeiten, wissenschaftlichen Erkenntnisdarstellungen und popkulturellen Phänomenen. In seiner künstlerischen Praxis arbeitet der Künstler primär in den Medien Video und Fotografie – allerdings spielen auch Performances und multimediale Zugänge, im Kontext raumgreifender Installationen eine zentrale Rolle.

Petković experiments with artificial expression possibilities, scientific knowledge representations and pop-cultural phenomena. In his artistic practice the artist works primarily in the media video and photography – indeed, performances and multimedia accesses, in the context of space-reaching installations, also play a central role.