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Garten des FRAC Alsace 26.06.2021–30.06.2031

Schatz & Jardin - steiner & lenzlinger

Im Erdreich des Gartens liegt ein Schatz der ein kollektives Geheimnis 10 Jahre lang behütet: Im Januar 2021 wurden die Bewohner der Stadt Sélestat, Kontakte und Freunde des FRAC Alsace und der Künstler Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger, eingeladen, Teil eines gemeinsamen Schatzes zu werden. Ein ungewöhnlicher Neujahrsgruss inmitten der Pandemie und des Lockdowns, eine Geste der Öffnung in Zeiten, wo alles geschlossen war und die Menschen sich in ihre eigenen vier Wände zurückgezogen hatten. „Vertraust du uns einen Schatz für unsere Schatzsammlung an?“ hiess es in dem Flyer. „Was passiert in 10 Jahren? Was ist dir jetzt wichtig? Was liegt dir am Herzen?“ fragten die Künstler, „Ist dein Schatz materieller oder geistiger Art? Was machen der Boden und seine Lebewesen mit diesem Schatz? Was wird uns in 10 Jahren ein Schatz wert sein? Kann ein Geheimnis reifen?“

Im Laufe der kommenden Wochen trafen 275 Schätze im FRAC ein, nicht nur aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz, sondern auch aus Australien, Russland, den USA und Japan. Der Inhalt der sorgsam verpackten Schätze bleibt ein Geheimnis.

Für das Projekt Schatz & Jardin arbeiteten die Künstler mit dem Volumen des Gartens, modellierten eine Landschaft aus Hügeln und Wasserstellen, damit Schatten und feuchte Orte entstehen konnten. Ein Garten, der Pflanzen, Insekten, Tieren und Menschen einen Rückzugsort bietet, ein Biotop, das einer Vielfalt von Lebewesen Heimat ist. Wege wurden angelegt und ein System zur Nutzung des Flusswassers installiert. Kies, Sand, Steine, Mergel, Humus, Mist, Häcksel, Lehm, Baumstrünke, Asthaufen und Kompost bilden diverse Nährböden, Klimas und Nischen für eine Vielzahl von Pflanzen und Mikroorganismen. Der Boden selbst ist unser grösster Schatz, er bildet die Grundlage alles Wachstums und des sich darauf entwickelnden Lebens.

Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger entwickeln und realisieren zusammen seit 1997 weltweit ortspezifische meist vergängliche Totalinstallationen. Sie erzeugen magischen Wildwuchs, Neugier stimulierende, installative Atmosphären, in denen sich Wechselwirkungen und unvorhersehbare Koexistenzen einstellen. Das Prinzip des Erhalts (von Gefundenem, Marginalem, vielleicht Geringgeschätztem) geht stets einher mit einem Hang zur organisch verwandelnden Form- und Synthesebildung. Zufall, Spielfreude und Plan, animistische und alchemistische Strategien verschränken sich. Sie plädieren für poetisch inspirierende Symbiosen, Mischungen statt Monokulturen, systemische Interaktionen und das Ernstnehmen der Schönheit von Komplexität und Diversität. Sie laden ein das seltsame Labor des Lebendigen mit seiner Biodiversität zu beobachten und Vorstellungen von Fruchtbarkeit und Wachstum zu hinterfragen.