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Thema Mit der Ausstellung „Schaulust. Sehmaschinen, optische Theater & andere Spektakel. Die Sammlung Werner Nekes im Altonaer Museum“ präsentiert das Altonaer Museum vom 26.10.05 bis zum 01.04.06 eine einzigartige Auswahl aus der weltweit größten und bedeutendsten Kollektion zur Geschichte der optischen Medien. Die von dem Sammler und Filmemacher Werner Nekes über vier Jahrzehnte hinweg zusammen getragenen Objekte bieten in ihrer historischen und ästhetischen Vielfalt eine einmalige Gelegenheit, die Archäologie der visuellen Wahrnehmung von der Renaissance bis zum Zeitalter der Massenmedien in Form künstlerisch avancierter Phänomene kennen zu lernen. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht dabei die geschichtliche Entwicklung der Bilderzeugung vor dem Hintergrund der jeweiligen technischen Möglichkeiten. Das Bild ist das Leitmedium unserer Gegenwart. Bilder der Presse, des Fernsehens, des Kinos und des Internet begleiten unseren Alltag. Sie vermitteln Informationen, prägen unsere Wahrnehmung, wecken Emotionen und bestimmen unsere Erfahrung. Doch dieser längst zur Selbstverständlichkeit gewordene Umgang mit der Welt der Bilder lässt uns die Frage nach der Geschichte ihrer unterschiedlichen Medien oftmals vergessen. Dabei wurden viele der Möglichkeiten, mit Bildern spielerisch umzugehen und die Grenze zwischen Illusion und Realität durch den Einsatz technischer Entwicklungen zu verwischen, bereits in der Renaissance erkannt und haben bis heute nichts von ihrer Wirkungskraft verloren. „Die wahre Entdeckungsreise“, so der französische Romacier Marcel Proust, „besteht nicht darin, dass man neue Landschaften sucht, sondern dass man mit neuen Augen sieht.“ In diesem Sinn dokumentiert die Ausstellung in anschaulicher Weise, was der Medientheoretiker Marshall McLuhan am Ende der 1960er Jahre mit seiner vielzitierten These „Das Medium ist die Botschaft“ deutlich machen wollte. Parallel zur bildlichen Darstellung von Phänomenen der Wirklichkeit geht es bei jedweder Art der Bilderzeugung auch immer um die Präsentation des Mediums selbst und um eine ständige Veränderung unserer Sehweisen.

Umfang „Schaulust“ präsentiert mit Sehmaschinen, optischen Theatern und anderen Spektakeln weit über 1.000 Exponate aus der weltbekannten, privaten Wunderkammer und Sammlung des Filmemachers und Medienhistorikers Werner Nekes, die auf 1.800 qm Ausstellungsfläche zu einer faszinierenden Entdeckungsreise in die wundersame Welt der visuellen Wahrnehmung einladen. Aufgrund der Vielfalt der gezeigten Objekte und ihrer zum Teil interaktiven Inszenierung bietet die Ausstellung Erwachsenen und Kindern, interessierten Laien und wissenschaftlich Vorgebildeten die einmalige Gelegenheit, die Entwicklungsstationen der optischen Medien seit dem 15. Jahrhundert anschaulich, unterhaltsam und spielerisch zu erleben. Begleitet von Videoproduktionen des Filmemachers Werner Nekes wird der Besuch der Ausstellung nicht nur für Bildernarren und Technikfreaks zu einer faszinierenden Entdeckungsreise in das Reich künstlicher Bilderwelten.

Inhalt Neben Gemälden, Fotografien und kunstgeschichtlich bedeutenden Graphiken besteht der besondere Reiz der Ausstellung in der Demonstration zahlreicher Apparaturen, die das Spiel mit Illusion und Imagination bis weit ins 20. Jahrhundert dokumentieren. Die meisten der in dieser Kombination selten zu sehenden Exponate gelten als Meilensteine in der Entstehung der Massenmedien und damit auch als wesentliche Wegbereiter unseres digitalen Zeitalters. Vom REICH DER SCHATTEN und der LATERNA MAGICA erstreckt sich der Weg über die CAMERA OBSCURA, die Erforschung der Perspektive, die unterschiedlichsten Formen der Anamorphose und Zeichenhilfen wie CAMERA LUCIDA und LORRAIN-SPIEGEL. GUCKKÄSTEN und PERSPEKTIVTHEATER führten im 17. und 18. Jahrhundert auf Jahrmärkten und in den Salons der Gesellschaft einem breiten Publikum erstmals Bilder aus der ganzen Welt vor Augen. Transparente Bilder, die im Auflicht und Durchlicht zu betrachten sind, ermöglichen den Wechsel von Tag- und Nachtansichten oder das Erleben von Landschaften in Sommer und Winter. Wissenschaftliche Instrumente, Bücher und Abbildungen sowie früheste Darstellungen des menschlichen Körpers geben einen Einblick in die bildnerischen Leistungen der Naturwissenschaftler und Künstler vergangener Jahrhunderte. BILDMONTAGEN MIT VERSTECKTEN INFORMATIONEN, die sich nur aus bestimmten Blickwinkeln oder in spezieller Ansicht erschließen, lassen die Betrachter an ihrer Wahrnehmung zweifeln. Die unterschiedlichsten Formen von BILDANIMATIONEN demonstrieren eindrucksvoll die jahrhundertealte Sehnsucht der Menschen, Bilder in Bewegung zu versetzen. Ab 1825 erobern auch OPTISCHE SPIELZEUGE den Markt und damit die Herzen der Kinder und Erwachsenen. In diesem Jahr erfand John Ayrton Paris das THAUMATROP, eine mit zwei Fäden zum Zwirbeln versehene, beidseitig bemalte Bildscheibe. Versetzt man sie in schnelle Drehbewegung, verschmilzt die Trägheit der Wahrnehmung die beiden Bildmotive Vogel und Käfig zu einem Bild: jetzt sitzt der Vogel im Käfig. Diese Technik der Bildverschmelzung ist die Grundlage für Objekte mit so exotisch anmutenden Namen wie Phenakistiskop, Zoetrop oder Praxinoskop, welche die BesucherInnen in historischen Stufen hin zu Fotografie, Fernsehen und Film geleiten. Einer der abschließenden Höhepunkte der Ausstellung ist die SCOPITONE FILMBOX, das filmische Pendant zur Schallplatten-Juke-Box. 36 jeweils bis zu 6 Minuten lange Musikfilme, deren Ästhetik die Grundlage für die Musikvideoclip-Kultur schuf, sind vom interessiertem Publikum frei wählbar. In Hamburg werden diverse, bisher noch nicht gezeigte Stücke der Sammlung präsentiert, darunter 12 außergewöhnlich große Tafeln für das CHINESISCHE FEUERWERK, deren Existenz bislang völlig unbekannt war. Bauten, wie z. B. eine BEGEHBARE CAMERA OBSCURA auf dem „Altonaer Balkon“ oder der die gewohnte Perspektive in Frage stellende sogenannte AMES-RAUM innerhalb der Ausstellung laden die BesucherInnen zum Spiel mit der Wahrnehmung ein.

Der Filmemacher und Sammler Werner Nekes Der Künstler WERNER NEKES ist passionierter Experimentalfilmmacher, Wissenschaftler und Sammler in einer Person. Sein mehr als 100 FILME umfassendes filmisches Werk wird geprägt durch die Auseinandersetzung mit dem Medium Film und dessen immanenten Möglichkeiten. Wichtiger Bestandteil dieser Suche nach neuen filmischen Ausdrucksformen sind die Erforschung der Geschichte visueller Inszenierungs- und Illusionierungstechniken und der Geschichte des artifiziellen Blicks, des durch technische Anordnungen unterstützten Sehens. Im Laufe von rund 40 Jahren hat Werner Nekes mehr als 25.000 Objekte, Bücher und Bilder aus sechs Jahrhunderten zusammengetragen und damit die weltweit bedeutendste Privatsammlung zur Geschichte der optischen Medien und der Erforschung des Sehens und der Wahrnehmung geschaffen.

Internationale Stationen Die Ausstellung verfügt über internationale Referenzen durch Ausstellungen im „Getty Center for the History of Art and the Humanities“, Los Angeles, im „Metropolitan Museum of Photography and Film“, Tokyo, im „Mucsarnok der Kunsthalle Budapest“, im Museum Ludwig, Köln, dem Landesmuseum Joanneum, Graz (im Rahmen des Programms Kulturhauptstadt Graz 2003), in der Hayward Gallery, London und andernorts. Auf dem Programm der kommenden Jahre stehen das ACMI (Australian Center for the Moving Image) in Melbourne und von dort ausgehend eine Tour durch die USA. Die Ausstellung der Sammlung Werner Nekes im Altonaer Museum trägt den Titel „SCHAULUST. SEHMASCHINEN, OPTISCHE THEATER & ANDERE SPEKTAKEL“. Sie wird vom Sammler in Zusammenarbeit mit dem Museum eigens neu zusammengestellt. Objekte aus dem Besitz des Altonaer Museums bereichern die Ausstellung.

Rahmenprogramm Das zur Ausstellung geplante RAHMENPROGRAMM umfasst die Vorführung der FILMREIHE MEDIA MAGICA von WERNER NEKES, zahlreiche Sonderveranstaltungen wie LATERNA MAGICA-, PAPIER- und WOLKENTHEATER-AUFFÜHRUNGEN, eine VORTRAGSREIHE sowie FILMABENDE zur Frühzeit des Kinos.

Begleitend zur Ausstellung sind der Katalog „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ sowie die sechsteilige DVD-Serie MEDIA MAGICA und ein Kurzführer erhältlich.

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