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Im Dezember zeigt die Guardini Galerie unter dem Titel »Paradise Lost« Arbeiten der Künstlergruppe SCHAUM. Sie bedient sich gerade der klassischen Gattungen wie Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie und arbeitet darüber hinaus mit Installationen und Performances.

Angeregt von John Miltons Epos zur biblischen Vertreibung aus dem Paradies von 1667 legen die Künstler von SCHAUM einen Denkraum von Ereignissen an und spüren der Suche nach jenem Ort des Heils nach. Sie hinterfragen mit subtiler Ironie aktuelle gesellschaftliche Tendenzen und die heutige Virulenz christlicher Motive und Bildvorstellungen in den visuellen Künsten, die von Paradiessehnsüchten getrieben sind. Im Analysieren von Zweckentfremdung der Sprache und Ikonografie des allgemeinen Wertewandels übersetzen sie die individuellen Beobachtungen in ihre künstlerische Sprache.

Die Ausstellung »Paradise Lost« der Künstlergruppe SCHAUM ist eine subjektive und zugleich fragmentarische Erzählung in künstlerischen Arbeiten über menschliche Sehnsüchte, Träume, Utopien, Orte der Sehnsucht und vergangener Sehnsüchte, verlorener Wünsche oder Ersatzbefriedigungen.

Fragen werden aufgeworfen. Wo suchen wir heute unser Paradies, den Garten Eden? Was bedeutet uns der Begriff des Paradieses, welchen Verlust verbinden wir damit? Es ist eine Kombination aus Realität und Mythos, eine Art Spurensuche und Befragung der kollektiven Identität, die die Künstler an der Thematik fasziniert. In ihren Arbeiten rufen sie nicht nur das ikonografische Vokabular der christlich abendländischen Überlieferung wach, sondern zugleich ihren Text sowie ihren Kontext und Assoziationsraum. Es geht um Symbole und evozierte Bilder, in denen existentielle Fragen und Erfahrungen der Menschen angesprochen werden, die uns in der heutigen Gesellschaft sowohl in ökonomischen, ökologischen als auch politisch-moralischen Zusammenhängen begegnen.

Der konzeptionelle Ansatz gibt die künstlerische Richtung vor. Die Aussage des Objekts und nicht der einzelne Künstler steht im Mittelpunkt. Der Ausführung des Kunstwerkes, die nicht zwingend durch den Künstler selbst erfolgen muss, wie zum Beispiel in Praesepium (Made in China), kommt eine ebenso große Bedeutung zu wie der Idee.

Führen uns beispielsweise die Arbeiten Surrogat I+II die Absurdität des gesellschaftlichen und kommerziellen Umgangs mit Verlusten – hier mit dem Verschwinden des Waldes – vor Augen, stellt die Installation mit dem Titel Das ist kein Kreuz, ein direkter Verweis auf René Magrittes La trahison des images (Der Verrat der Bilder) von 1929, die Frage nach der Realität eines Gegenstandes an sich. Die zu einem Kreuz verschmolzene Form ist nicht von Ewigkeit, sie beginnt sich bereits wieder aufzudröseln, die Fäden bilden ein unüberschaubar formloses Chaos, ein Fingerzeig auf den Wertewandel oder gar seine kontinuierliche Auflösung. Nichts hat Bestand.

Gerade erschienen: SCHAUM – Paradise Lost. Mit Texten von Frizzi Krella und Julia Wirxel. Kerber Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-7356-0030-1