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Die Galerie Wilma Tolksdorf Berlin präsentiert neue, während eines mehrmonatigen Aufenthaltes in New York entstandene, Arbeiten von Sebastian Gerstengarbe.

Bereits mit seiner ersten Einzelausstellung für die Galerie Wilma Tolksdorf im Frühjahr 2007 erlangte Sebastian Gerstengarbe große Aufmerksamkeit. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bescheinigte den Arbeiten "Detailfülle und motivische Konzentration" während sich die Frankfurter Rundschau von den "filigran-zarten Bildern" beeindruckt zeigte.

Die Werke von Sebastian Gerstengarbe zeichnen sich durch Reduktion auf das Wesentliche aus. In seinen Bleistiftzeichnungen erlangen die dargestellten Dinge, wie etwa Telefone, Stühle, Bäume, Häuser, eine rätselhafte Gleichwertigkeit.

Die Arbeitsweise von Sebastian Gerstengarbe ist durch zwei Phasen gekennzeichnet. In einem ersten Schritt zeichnet er Ausschnitte von ihn umgebenden alltäglichen Räumen und Orten – eine Art Dokumentation, gleichsam wie Field-Recordings. Im Folgenden manipuliert und erweitert er diese gezeichneten Motive. Gewöhnliche Situationen und Gegenstände entwickeln hierbei plötzlich eine spezifischen Dynamik: Sebastian Gerstengarbe verdichtet seine Bilder mitunter auf surreale Weise, indem er Größenverhältnisse verändert oder bestimmte Details betont und somit die gezeigten Orte neu auflädt. Damit richtet Sebastian Gerstengarbe das Augenmerk des Betrachters auf die unscheinbaren Kleinigkeiten des Alltäglichen und schafft ein ästhetisches Gegengewicht zur Achtlosigkeit, mit der wir diesen Alltagsszenarien gewöhnlich begegnen.

Obwohl Menschen in den Zeichnungen nicht vorkommen, erzeugen die Arbeiten dennoch ein starkes Gefühl von Intimität. Die von Sebastian Gerstengarbe dargestellten Orte sind deutlich bewohnt. Vor allem aber finden sich in den neuen Arbeiten immer wieder Spuren des Künstlers selbst: teils subtil-humorvoll, teils karikaturenartig-übersteigert wird das klassische Thema des Selbstportraits in zahlreichen Variationen zitiert. Man entdeckt es in Spiegelungen in Fenstern und Teegeschirren, in beim Zeichnen gezeichneten Händen oder in der Zeichnung des eigenen Blickes in den Unterkiefer. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern wirken die neuen Arbeiten von Sebastian Gerstengarbe lichter und "aufgeräumter" (so würde der Künstler es nennen). Und während die Bezeichnungen der einzelnen Werke früher vorzugsweise das Motiv beschrieben, nutzt der Zeichner heute vermehrt das Medium des Titels, um den Arbeiten lakonisch (Schwung, Fleischbeschau, Wetterfühlig wegen Splitterbruch) oder ironisch (Krawallmacher, Unterkiefer, Hero of the Week) Interpretationsvarianten hinzuzufügen.

Sebastian Gerstengarbe ist 1973 geboren. Er lebt und arbeitet in Halle/Saale.

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Sebastian Gerstengarbe