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Sebastian Utzni ist ein Geschichtensammler, Geschichtenerzähler und interdisziplinär arbeitender Künstler. Er gilt als Vertreter der ‹medialen Flanerie› – im unermüdlichen Umherstreifen bietet sich ihm Stoff aus kleinen und grossen Beobachtungen zur Reflexion, Selbstreflexion und Erzählung. Das Allergrösste und das kleine Unbedeutende sind gleich gewichtet. In der Arbeit ‹Werke aus der Sammlung A.H.› 2009 malt und arrangiert Utzni Werke aus der Kunstsammlung Adolf Hitlers im Massstab 1:10 – Pettenkofens Zigeunermädchen zwischen einem lapidaren Blumenstrauss und Böcklins Toteninsel. Das Arbeitsprinzip des Künstlers spiegelt sich beispielhaft in ‹All Bridges from Castletownbere to Dublin› 2010, einem konzeptuellen Bildtagebuch. Utzni dokumentiert seine wandernd erlebten Eindrücke als lange Bänder von schwarz-weissen Holzschnitten. «Ich glaube im Grossen und Ganzen ist es wohl so, dass alles zusammenhängt. Ich suche nicht direkt die Weltformel, versuche eher Sinn aus all den Ver bindungen zu machen».

Die Rekonstruktion des Unsichtbaren: Der türkisch-ägyptische Diplomat Khalil-Bey (1831–1879) war Auftraggeber und Besitzer des ‹Ursprungs der Welt› von Jean Désiré Gustave Courbet. Als herausragende Figur des Tout-Paris, besass er eine glänzende Kunstsammlung, die fast ausschliesslich dem weiblichen Körper gewidmet war. Spielschulden zwangen ihn zum Verkauf. In der darauf folgenden Zeit ist das Schicksal sowie das Ab- und Auftauchen des Bildes ungewiss. Bis zu seinem Eingang ins Musée d’Orsay 1995, damals befand sich das Werk im Besitz des Psychoanalytikers Jacques Lacan, war das berühmte Gemälde den Blicken der Öffentlichkeit praktisch verborgen geblieben. Courbets retinale Malerei konnte somit nicht auf das Auge einwirken, sondern diametral über Jahrzehnte nur durch die Vorstellung beziehungsweise durch die Bedeutung im Denken wirken. Die im Zentrum stehenden 46×55 cm bilden den Ausgangspunkt für Utznis Streifzug durch die Geschichte. Der behandelte Mythos dreht sich um Sic htbar- oder besser Unsichtbarkeit, Wiederholung und Reproduktionen von Reproduktionen der Reproduktionen und deren Kontext.

Sebastian Utzni, 1981 in Augsburg D geboren, lebt und arbeitet in Zürich. Herrmann Germann Contemporary zeigt erstmals sein Werk in einer Einzelausstellung. Er studierte Bildende Kunst an der Zürcher Hochschule der Künste. Seit 2008 ist er Gastdozent an der University of Hertfordshire, UK. Auswahl bisheriger Ausstellungen: 2012 Maison André Gouveia, Paris, F; Kunsthaus Grenchen, CH; Yizhao Space, Beijing, CN; 2011 sihlquai55 offspace, Zurich, CH; 2010 Custom House Studios, Westport, IR; Dienstgebäude, Zürich, CH; Museum Bärengasse, Zürich, CH; The Forgotten Bar, Berlin, D; Patriot Hall Gallery, Edinburgh, UK. Residencies: 2011 Cité internationale des Arts, Paris, F; 2010 Custom House Studios, Westport, IRL.

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Sebastian Utzni
Je dis toujours la vérité… pas toute…