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Eine Ausstellung des Albertinum und des Kupferstich-Kabinetts

Seit den 1950er Jahren sammeln Günther und Annemarie Gercken zeitgenössische Grafiken, Gemälde und Skulpturen. In zahlreichen Publikationen setzten sich die beiden Kunstkenner zudem inhaltlich mit den von ihnen gesammelten künstlerischen Positionen auseinander.

Einen Teil dieser Sammlung überführt das Ehepaar Gercken nun in eine umfassende Stiftung, die an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden beheimatet sein wird. Der Stiftung gehören derzeit über 30 Gemälde und mehr als 250 Grafiken an, weitere Werke sollen zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt werden. Aus Anlass der Stiftungsgründung präsentieren das Albertinum und das Kupferstich-Kabinett eine Auswahl dieser herausragenden Sammlung in einer Ausstellung.

Der Titel „Sehgründe“ bezieht sich auf eine Einführung von Günther Gercken zu einer Ausstellung von Gustav Kluge im Kunstverein Göttingen 1996. „Was wäre der Wert der Bilder“, resümiert Günther Gercken, „wenn mit ihnen nicht das Unausgesprochene und Unaussprechbare gesagt würde. Sie können das richtige Sehen lehren, indem sie das sichtbar machen, was wir nicht unmittelbar sehen oder nicht wahrhaben möchten. […] Die Leinwände sind Sehgründe, die den Blick in die Hintergründe und Abgründe ziehen.“ Dieses tiefe Interesse von Günther und Annemarie Gercken an den Sehgründen der bildenden Kunst zieht sich wie ein roter Faden durch ihre sehr persönliche Sammlung. Die für das Albertinum ausgewählten Werke laden zu einer intensiven Betrachtung und Auseinandersetzung ein.

Im Zentrum der Ausstellung stehen dabei Werke von Georg Baselitz aus allen Schaffensperioden, dessen Gemälde, Zeichnungen, Holzschnitte und Radierungen eine maßgebliche Position der figurativen Kunst in der BRD nach 1960 darstellen. Zusammen mit Arbeiten von Horst Antes, Anselm Kiefer und Markus Lüpertz stellen sie wichtige Positionen gegenständlicher Malerei der Bundesrepublik der 1960er bis 1980er Jahre dar. Ferner sind Werke von Armando, Felix Droese und Gustav Kluge in der Ausstellung vertreten. Einen zweiten Komplex bildet die Malerei jüngerer Künstler wie Uwe Kowski, Carsten Nicolai, Frank Nitsche und Thomas Scheibitz sowie Gemälde von Valérie Favre und Skulpturen von Stephan Balkenhol.

Im Bereich der Grafik, die den größten Teil der Stiftung ausmacht, werden neben den Arbeiten von Baselitz Lithographien und Zinkätzungen von Horst Antes präsentiert. Zudem sind Papierarbeiten von Felix Droese, Per Kirkeby, York der Knoefel und Carsten Nicolai sowie Mappenwerke von Werner Büttner, A. R. Penck und Dieter Roth zu sehen. Unter den Grafiken befinden sich auch zahlreiche Probedrucke oder frühe Abzüge, von denen viele zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden. Von Antonius Höckelmann ist eine zeitkritische, auf die Boulevardpresse bezogene Zeichnungsfolge von 1970/71 zu sehen.