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In der Ausstellung der bosnischen Künstlerin Šejla Kameric geht es um Geschichte, um länger zurückliegende Erinnerungen aus der Vergangenheit. Zum einen zeigt Kameric eine fiktive filmische Inszenierung ihrer Famliengeschichte, zum anderen Fotoarbeiten, in denen sie Zeichen einer gewaltsamen Vergangenheit nachspürt, auf der Oberfläche einer Mauer oder am Beispiel einer historischen Farbfotografie aus dem Warschauer Ghetto.

Die vierteilige Videoinstallation "What Do I Know" (2007) beschäftigt sich mit der Geschichte ihrer Familie. Das Haus ihrer Großeltern in Sarajevo, in dem Šejla Kameric als Kind gespielt hatte und das seit dem Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien leer steht, ist der Schauplatz ineinander verwobener Geschichten. In traumhaften Sequenzen werden Liebesgeschichten angedeutet, die zu der Zeit stattgefunden haben, in der ihre Großeltern noch jung waren. "Die Geschichte wurde im Gedenken an die Liebesgeschichten der Leute geschrieben, die ich nicht miterlebt habe." (Šejla Kameric) Die Einrichtung des Hauses scheint unverändert, als ob die Zeit darin stehen geblieben wäre. Alle Personen im Film werden von Kindern gespielt, die in Kleidern der 1950er Jahre auftreten.

In ihren Fotoarbeiten - teilweise arbeitet sie mit gefundenen Aufnahmen - greift Kameric das Thema Narben auf als Metapher für die Gewalt und Zerstörung, die die menschliche Zivilisation generell und ganz spezifisch der Krieg mit sich bringen. Die Serie "Red" (2008) besteht aus Aufnahmen von Ziegelmauern, die Einschusslöcher zeigen, ein Verweis auf die traumatische persönliche Geschichte der Künstlerin, die als Teenager im von Raketen und Granaten beschossenen Sarajevo lebte.

In der Foto-Installation "Sunset" (2008) ist ein projiziertes Foto zu sehen, das einzige bekannte Farbfoto, welches das Warschauer Ghetto in Flammen zeigt. Kameric hat dieses Bild digital animiert und verleiht ihm eine Schrecken erregende Atmosphäre: Sie lässt den Rauch über den brennenden Stadtteil ziehen. Begleitet wird die Installation von einem kaum hörbaren Hintergrundton, das Geräusch einer menschenlosen Stadt während des Feuers, das manchmal fast den Eindruck von Musik erweckt.

Šejla Kameric wurde 1976 in Sarajevo geboren. Sie lebt und arbeitet in Sarajevo und Berlin.

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Sejla Kameric