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Es freut uns sehr, eine Gruppenausstellung dreier Künstlerinnen ankündigen zu können: Wir präsentieren Keramiken von Selina Baumann (1988, CH) und – zum ersten Mal in der Schweiz – Zeichnungen von Frédérique Loutz (1974, F) sowie von Sandra Vásquez de la Horra (*1967, Chile).

Für Selina Baumann (*1988, Wattwil, CH) sind die Bearbeitung des Rohmaterials und der physische Entstehungsprozess ein wichtiger Bestandteil ihrer Keramiken. Ihre figurativen, surrealen Tonplastiken greifen Themen wie Mutterschaft, Fruchtbarkeit oder Geschlechterambiguität auf und fordern gängige Schönheitsideale heraus. Baumanns Werk formuliert klassische Motive wie die Madonna, Mutter mit Kind, oder die weibliche Porträtbüste völlig neu und bringt erotische Ladungen zum Ausdruck. So wird die Brust einer stillenden Mutter zum Penis (Ohne Titel [Mutter und Kind], 2010), oder der Kopf eines weiblichen Torsos wird durch ein Loch ersetzt (Ohne Titel [Torso], 2010). Solche Motive könnten schockieren, aber die polychromen, technisch hervorragend modellierten und glasierten Plastiken, brechen jede Frivolität durch ihre hohe formale Qualität und ihren eigenwilligen Ausdruck.

Selina Baumann lebt und arbeitet in Zürich. Sie studiert an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und zeigt bei KATZ CONTEMPORARY ihre Arbeiten erstmals der Öffentlichkeit.

Frédérique Loutz (*1974, Sarreguemines, F) wuchs in der kulturell und sprachlich umkämpften Region Lothringen auf. Die Koexistenz zweier Kulturen – Deutsch und Französisch – regte sie an, neben ihren zwei Muttersprachen eine alternative Ausdrucksform zu entwickeln: Sie fand diese in der Zeichnung. Märchen und mythologische Themen dienen Loutz als Inspiration. Mit einem dichten Netzwerk von Tusche-Filzstift-Kreuzschraffierungen, verbunden mit Aquarell oder Farbstift, erschafft sie eine eigene Welt, bevölkert von zwitterhaften Gestalten. Die Hybridität der Motive wiederholt sich in der Verwendung deutscher oder französischer Wörter – oft aufgeladen mit einer poetischen Zweideutigkeit. Frédérique Loutz zeigt ihre 2010 entstandene Serie Schlitz, in der sie die Geschichte des Rotkäppchens in einer männlichen Version aufgreift. Ein Junge schlitzt, nachdem er vom Wolf gefressen wurde, diesem den Bauch auf und kommt erneut zur Welt. In Verbindung mit dem Märchen treten in den Zeichnungen Themen wie Geburt, Ernährung, Heranreifen, Verwandlung, und sexuelles Erwachen hervor, wobei der Schlitz ein allgegenwärtiges Motiv darstellt.

Frédérique Loutz lebt und arbeitet in Paris. Neben der Zeichnung beschäftigt sich die Künstlerin seit längerem mit Druckgrafik und der Verbindung von Bild und Text; zusammen mit dem Lyriker Ernesto Castillo (*1970, Leipzig, DE) hat sie mehrere Bücher herausgegeben. Ihre Arbeiten waren unter anderem in einer Einzelausstellung im Jau espace art contemporain im Château de Jau in Roussillon- Languedoc und vor kurzem in der Gruppenausstellung „elles@centrepompidou“ im Centre Georges Pompidou in Paris zu sehen. Von 2006 bis 2007 war sie Stipendiatin in der Villa Medici in Rom. Am 25. Januar 2011 wird Frédérique Loutz zusammen mit Ernesto Castillo im Cabaret Voltaire, Zürich, eine Performance bestreiten.

Sandra Vásquez de la Horra (*1967, Viña del Mar, Chile) bevorzugtes Medium ist das Zeichnen mit Bleistift auf Papier. In ihren Zeichnungen verschafft sie einer persönlichen, gleichzeitig aber auch universalen Welt Ausdruck. Ihre radikalen figurativen Arbeiten sprechen von Angst, visualisieren Träume, erzählen Erinnerungen an ihre Heimat Chile und bringen Themen wie Religion, Sex, Mythen oder Volkserzählungen zu Tage. Die Dominanz der weiblichen Figur fällt auf: Die Zeichnungen stellen uns Nonnen, Mütter, Heilige und Verführerinnen vor. Das Motiv, gezeichnet in einer klaren flüssigen Linie, wird meist im Zentrum des Blattes positioniert. Diese Formen modelliert sie mit Graphit in einem subtilen Spektrum an Grau- und Schwarztönen. Die Typographie ist ein weiteres Schlüsselelement von Sandra Vásquez de la Horras Werk; viele ihrer Zeichnungen kombinieren Figuren mit Schrift. Die Worte - meist in Spanisch, selten auch Englisch oder Deutsch - werden über das ganze Blatt verteilt, grammatikalische Schlüssigkeit spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Ihre Zeichnungen schliesst sie durch Eintauchen in flüssiges Wachs ab, diese unübliche Methode verleiht der Bleistiftlinie Tiefe und ihren Arbeiten eine edle Patina.

Sandra Vásquez de la Horra lebt und arbeitet in Berlin. Nach Ausstellungen im Centre Georges Pompidou, Paris, und im Museum Kunst Palast, Düsseldorf, zeigte das Bonnefantemuseum in Maastricht im Herbst 2010 eine grosse Einzelausstellung. 2009 gewann sie den Guerlain-Preis für Zeichnung, der von Sammlern vergeben wird. Im Verlag Hatje-Cantz ist kürzlich eine umfangreiche grossformatige Monographie erschienen, die bei KATZ CONTEMPORARY erhältlich ist.

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Selina Baumann
Frederique Loutz
Sandra Vasquez de la Horra