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Die Ausstellung shifting positions eröffnet einen Dialog zwischen dem Werk des Künstlerpaares Prinz Gholam (Wolfgang Prinz, 1969 Leutkirch; Michel Gholam, 1963 Beirut, Libanon) und des 1939 in Fulda geborenen Franz Erhard Walther. shifting positions thematisiert die Möglichkeit einer Verschiebung von Perspektiven, von Zugangs- und Erfahrungsgewohnheiten und lädt den Besucher ein, seine Rolle im Beziehungsgefüge zwischen Werk, Autor und Rezipient neu zu definieren. Den hier präsentierten Arbeiten liegt eine prozessuale Auffassung von Kunst zugrunde, wobei ein Kunstwerk nicht als materielles Objekt zu verstehen ist, sondern vielmehr als physische oder imaginierte Realisierung in Raum und Zeit. Bereits in den 1960er Jahren vollzog Franz Erhard Walther mit seinem „1. Werksatz“ eine radikale Infragestellung der tradierten Werkauffassung und wandelte das autonome Kunstwerk zum Handlungsinstrument. Mit dem physischen Gebrauch wird die rein visuelle Wahrnehmung durch körperliche Erfahrungen ergänzt. Zugleich verlagert sich die Autorschaft des Kunstwerkes im Akt des Handelns auf den Handelnden selbst. In den Arbeiten der darauf folgenden Jahrzehnte erweitert Walther seine Untersuchungen zum „anderen Werkbegriff“ um den Bereich imaginierten Handelns. Das Künstlerpaar Wolfgang Prinz und Michel Gholam machen den eigenen Körper in ihren Live- und Video- Performances zum zentralen Element der künstlerischen Praxis. In ihren Choreografien nehmen sie meditationsähnliche Haltungen ein, die aus der künstlerischen Bildtradition und dem Tanz kommen. Während sie, vermeintlich abgeschieden vom Publikum, in diesen Posen verharren, vertieft sich jener körperliche und mentale Prozess, der die Zeit zu dehnen scheint. Mit der bildhaften Sprache ihrer Körper beschreiten Prinz Gholam einen choreographischen Pfad, der auf das kollektive Bilderarchiv des Rezipienten zielt. shifting positions stellt nicht nur die Frage wie die physische und imaginierte Positionierung des Körpers in den jeweiligen künstlerischen Konzepten verhandelt wird, sondern zudem, wie sich in der unentwegten Verlagerung von visueller Rezeption, aktivem und imaginiertem Handeln ein erweitertes Bewusstsein für die Erfahrung und Konstituierung der eigenen Identität in Bezug auf unsere alltägliche Erfahrungswelt einstellen kann.

Die Ausstellung shifting positions ist eine Kooperation des Museums Goch mit dem deutsch-niederländischen Europaprojekt smax (2009-2012). Bestandteil von smax ist ein praxisorientiertes, zwölfmonatiges Stipendium für junge deutsche und niederländische Kuratoren. Für unterschiedliche Kulturorte beiderseits der Grenze entwickeln und realisieren die Stipendiaten Projekte zur zeitgenössischen Kunst, die von einem ungewöhnlichen, von Künstlern betreuten Vermittlungsangebot begleitet werden.