press release only in german

Es freut uns, Sie auf unsere Sommerausstellung 2010 aufmerksam zu machen und Sie dazu herzlich einladen zu dürfen. Wir zeigen eine Auswahl bedeutender Werke von Sigmar Polke, einer der angesehensten deutschen Künstler seiner Generation. Der Höhepunkt der Ausstellung ist das einzigartige Werk Paganini, das zwischen 1981 und 1983 entstanden ist. In der kunstwissenschaftlichen Rezeption wird dieses als des Künstlers Meisterwerk beschrieben. Mit seinen enormen Massen (223 x 504 cm) ist Paganini ein monumentales Bild und Ausdruck eines malerischen Kraftaktes sondergleichen. Zugleich ist es sein erstes allegorisches Werk mit Bezügen auf die Geschichte: Einerseits ‚beschwört‘ es Niccolò Paganini, den berühmtesten Geigenvirtuosen des 18. Jahrhunderts, und andererseits verweist es in eindringlicher Weise auf die deutsche Geschichte zwischen 1960 und 1970.

Auf der Leinwand – die bei genauer Betrachtung ein industriell bedruckter Stoff ist – finden gestische Malerei, Zeichnungen, Drucke und Schablonen nebeneinander Platz. Auf dem rechteckigen Bild spielen sich mehrere dramatische Szenen ab: Eine im Sterben liegende Figur sieht sich von einem Dämon konfrontiert, der Geige spielt. Die Mephistopheles ähnliche Figur wurde teils mit grossen Pinselstrichen gemalt, teils als Zeichnung mit schwarzem Stift skizziert. Unweit dieser Szene schaut uns frontal ein Hofnarr mit Totengesicht entgegen. Er jongliert mit Schädeln, die sich in radioaktive Warnsymbole und weiter in umkreiste Hakenkreuze verwandeln. In der linken unteren Ecke befindet sich ein Schablonendruck, der eine Gruppe von Menschen darstellt. Durch die leicht purpurne Farbe erhält diese Personenreihe den Eindruck eines altmodischen Bürostempels. Das ganze Bild ist übersät und durchwoben mit Hakenkreuzen. Sie hängen am Ohr des Teufels und zieren eines seiner Hörner. Aus der Geige entströmt ein Schwall kleiner, gelber Swastiken, während die Hände des Sterbenden mit einer Acht aus Hakenkreuzen spielen. Sogar auf seinem geschlossenen Augenlid sitzt eines. In der rechten unteren Ecke sind die Linien des Dekostoffes zu einem grossen Hakenkreuz gezeichnet. Die Swastika lässt die Kerze entflammen und auf dem Nachttisch kriechen sie wie kleine schwarze Spinnen über eine Zeitung. Sie sind überall…(vgl. Gerlinde Gabriel, Sigmar Polke’s Paganini, in: Sigmar Polke. Back to Postmodernity, hrsg. von David Thistlewood, Liverpool University Press und Tate Gallery Liverpool 1996, S. 81-87, S. 82.)

only in german

Sigmar Polke