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Simon Lewis’ fast schockierend kleinteilige und extrem langsam entstehenden Zeichnungen und Malereien enthalten sich aller Expressivität oder Gestik. Er fertigt seine Bilder in einer ebenso atemberaubenden wie jede Autorschaft leugnenden Maltechnik, der es um das einzige Pigmentpartikel zu gehen scheint. Es gibt nur wenige winzige Bilder, die sich vordergründig auf die räumliche Anordnung der Natur und der Landschaft richten. Dabei geht es Lewis um eine Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Bildausschnitts als einer industriell bestimmten Technologie der Erkenntnis. Für seine erste Einzelausstellung schließt der britische Künstler (Jahrgang 1965) nun nach fünf Jahren die 20teilige Serie seiner Zeichnungen „The Book of Soundings“ ab. Lewis’ erste Überblicksausstellung ergänzt eine präzise Auswahl an Miniatur-Malereien.

Bei "The Book of Soundings" bleibt er seiner Akribie und Disziplin treu. Die detailreichen Zeichnungen kombinieren poetische Motive, Strukturen und Grundmuster, mit denen sich Lewis in den letzten Jahren beschäftigt hat. Mit dem Begriff des "sounding", der an ein Echolot erinnert, das eben nicht in der Tiefe des Meeres, sondern in der Gegenstandswelt Schallwellen wahrnimmt, umschreibt Lewis’ sein Herangehen an die Realität: Erkenntnis beginnt mit einer einfachen aktiven Handlung, in diesem Fall der Zeichnung auf Papier, aber sie kann sich erst "verwirklichen", wenn sie auf einen materiellen Gegenstand trifft.

Simon Lewis: „Wenn man im Englischen den Begriff „to take soundings“ verwendet, bezieht man sich entweder auf das Einholen von Erkundigungen über eine Person bzw. eine Situation oder auf den Versuch, physische Eigenschaften und Begebenheiten in einem Gebiet, der Atmosphäre oder dem Meer zu bestimmen – mit Hilfsmitteln wie einem Unterwasserortungsgerät, einem Versuchsballon oder einem Bleilot. Wenn man etwas ortet, arbeitet man nicht direkt vor dem Objekt, sondern befindet sich entfernt davon. Man holt weder Proben von der physischen Umgebung, noch beschreibt man eine direkte Wahrnehmung. Es besteht eine räumliche Entfernung zwischen dem, was untersucht wird, und dem Untersuchenden. Die Ortungen in „The Book of Soundings“ haben ihren Ursprung weniger in geografischen Situationen, sondern in den Bereichen der Naturwissenschaften, der Kultur, der Politik etc. Obwohl die Zeichnungen von den genannten Bereichen inspiriert wurden, sind sie keineswegs eine Sammlung direkter Zitate oder Kommentare, die lediglich ausgewählt wurden, um dieses oder jenes aktuelle Thema hervorzuheben oder zu diskutieren. Die Zeichnungen sollen aus der Distanz dem Untersuchenden einen Freiraum schaffen, der sowohl der Imagination als auch dem kritischen Blick Raum gibt.“

Kuratorin: Gabriele Mackert

Zur Ausstellung wird „The Book of Soundings“ als Künstlerpublikation erscheinen.

Gefördert von der Waldemar Koch Stiftung, Bremen, der Stiftung Kunstfonds, Bonn sowie mit Unterstützung des British Council

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