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  Simone Lanzenstiel ist für ihre Interventionen, Aktionen und Eingriffe im öffentlichen und privaten Raum bekannt. In spontaner Auseinandersetzung reagiert sie auf bauliche Eigenheiten, greift Vorgefundenes in der Architektur, Gebrauchsspuren, Relikte wie Kabel und Rohre auf und setzt diese malerisch um. Mit ihrem Umzug nach Berlin im vergangenen Jahr inspiriert sie, wie schon bei ihrem Aufenthalt in New York, die neue Umgebung: gesprayte Kürzel oder Gekritzeltes an verwitternden Wänden finden Eingang in ihre Bilder, werden in prozesshafter Vorgehensweise in Malerei formuliert. 

Wir zeigen neueste Leinwandarbeiten aus diesem Jahr. Eine dünn aufgetragene weiße Grundierung lässt vereinzelt die Gewebetextur der Nessel-Leinwände sichtbar, rinnt in durchscheinenden  Schlieren herunter. Schichten unterschiedlicher Weisstöne verdichten sich an anderer Stelle, bilden Farbtropfen. Farbige Linien, kreisend und schwingend, werden durchbrochen, weiß übermalt, scheinen zu verschwinden. Nuanciert rhythmisieren dunkles Rot, leuchtendes Blau oder Pink, mal zart, mal angedeutet, mal zu einem kräftigen Akzent gesteigert.

Simone Lanzenstiels neue Bilder überzeugen in ihrer Ausgewogenheit und Leichtigkeit. Flüchtig anmutende aber präzise Setzungen sind zu einem spannungsvollen Bildgefüge verwoben. Mit den Leinwänden alternieren kleinformatige Arbeiten auf MDF und beschichteten Spanplatten, ebenfalls in Acryl und Lackspray. Gebrauchsspuren und Verletzungen der Ränder verstärken den  Objektcharakter der Bildträger, lassen sie wie Fundstücke wirken. Bemalte Latten in unterschiedlichen Höhen, an Wände gelehnt, zwischen Decke und Boden geklemmt, brechen die Selbstreferentialität der Bildfläche. Linien wandern aus den Bildträgern heraus und setzen sich als eigenständige Zeichnungen im Raum fort.

Simone Lanzenstiel (geboren 1970 in Ulm, lebt und arbeitet in Berlin und München) studierte an der Akademie der Bildenden Künste München. 2010 ist sie in den Gruppenausstellungen Malerei ist immer abstrakt in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, Pinakothek der Moderne München und the product of exchange, Texas Firehouse, New York und Südhaus, Berlin vertreten, 2009 bei Pfartfinder, Skulpturenprojekt Stade. Einzelausstellungen: Abriss Müllerstrasse 22, München, 2007; kreis rund kreisen, Aquamarin, München, 2007, Fernab, Projektraum Marienhof, München, 2005. Sie erhielt das Projektstipendium der Golart-Stiftung München, 2006, das Stipendium des Bayerischen Staatsministeriums für die Cité internationale des Arts, Paris, 2003-2004, das DAAD-Stipendium für New York, 2003 und gewinnt 2007 den 1. Preis für Kunst am Bau, Biozentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München.

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Simone Lanzenstiel
>ungefähr hier - etwa so nah<