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„In die Stadt gehen“ wird gemeinhin verstanden als Synonym für Shoppen, Entertainment und Nightlife. Die Stadt wird zum Themenpark, in dem städtische Versatzstücke nach kommerziellen und touristischen Verwertungskriterien und Stadtimage politischen Gesichtspunkten neu inszeniert werden. Das Urbane äußert sich so als inszenierte Konsumierbarkeit. Unterhaltungs- und Freizeitindustrie sowie Medien- und Dienstleistungskonzerne vermarkten, mediatisieren oder „disneyfizieren“ den „öffentlichen Raum“ und bestimmen unser „Bild“ von Stadt. Die westliche Stadt erscheint zunehmend als Themenpark, Shopping Mall und Disneyland. Durch Historisierungs- und Musealisierungs-techniken schafft der Tourismussektor im Zuge des Massentourismus und Stadtimagepolitik verstärkt, stadteigene Bilder zu konservieren und zu vermarkten. Während sich aktuelle Stadtplanung auf Erlebnisprogrammierung konzentriert, generieren und transportieren Medien wie Fernsehen und Kino diese Bilder sowie unsere (Selbst-) Wahrnehmung in/von urbanen Strukturen.

Das Ausstellungsprojekt site-seeing: disneyfizierung der städte? setzt sich mit den Prozessen und den visuellen Phänomenen der „Disneyfizierung“ des urbanen Raumes auseinander und hinterfragt deren Relevanz für den europäischen Kontext. Grundlegende Überlegung ist, dass unsere Stadtwahrnehmung und Vorstellung von Stadt durch Bereiche wie Tourismus, Film und Fernsehen, Lifestyle und Mode konstituiert und infiltriert wird. Urbanistische Fragen können nicht mehr allein ein Thema der gebauten Architektur sein. Das Ausstellungsprojekt site-seeing: disneyfizierung der städte? setzt sich unter diesem erweiterten Blickwinkel mit dem zeitgenössischen Wandel des Urbanen auseinander und macht ihn zum Gegenstand einer künstlerischen und wissenschaftlichen Analyse. Die Programmierung des Projektes umfasst fünf gleichberechtigte Formate, die sich aufeinander beziehen und ergänzen:

Künstlerische Arbeiten im Künstlerhaus und eine Reihe von künstlerischen Projekten, die sich direkt im Stadtraum einschreiben werden Formate von Feldforschung, Stadtführung, Kommentar und Intervention annehmen. Site-seeing versteht sich als Betrachtungsmodus: Sight-seeing als site-seeing. Das Künstlerhaus am Rand der Wiener Altstadt bietet einen guten Standort für solch ein Unternehmen. Wien wird zur Fallstudie in einigen künstlerischen Arbeiten und zur Hintergrundfolie des Ausstellungsprojektes.

Arbeiten von Margit Czenki (Hamburg), Harun Farocki (Berlin), Andreas Fogarasi (Wien), Wiebke Grösch/Frank Metzger (Frankfurt a.M.), David Jourdan/Lisa Holzer (Paris/Wien), Dorit Margreiter (Wien), Pia Rönicke (Kopenhagen), Sean Snyder (Berlin), Sofie Thorsen/Elsebeth Jørgensen (Wien/Kopenhagen), Alexander Timtschenko (München), Pia Lanzinger (München), Christoph Schäfer (Hamburg), Zoe Walker (London).

Die Vortragsreihe besteht aus fünf Panels, welche sich aus Vorträgen zweier Referent/innen mit anschließender Diskussion zusammen setzen. Die Themengebiete der Vorträge sind interdisziplinär angelegt und beziehen sich auf Architektur, Soziologie, Medien-, Kunst- und Kulturtheorie. Die Gestaltung und Situierung des "Vortragsraumes" wird vom Büro für kognitiven Urbanismus entwickelt. Für jedes der fünf Panels wird ein Ort in Wien ausgewählt, der einen Bezugsrahmen zum Thema vorgibt.

Frank Roost – Siegfried Mattl, Regina Bittner – Jochen Becker, Klaus Ronneberger – Margaret Crawford, John Urry – Jonathan Faiers, Büro für kognitiven Urbanismus – Marie-Luise Angerer.

Die Publikation, in welcher die Vorträge zusammengefasst werden, wird Berlin im Frühjahr 2003 bei b_books/Berlin erscheinen.

Die Architektur, die als Leitsystem durch das Gesamtprojekt führen wird, wird von dem Wiener Architekt/innenteam Paul Petritsch und Nicole Six erstellt werden.

Pressetext

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site-seeing: disneyfizierung der städte?
Ausstellungsprojekt: Sönke Gau, Katharina Schlieben
Ausstellungsarchitektur: Nicole Six / Paul Petritsch

Margit Czenki, Harun Farocki, Andreas Fogarasi, Wiebke Grösch / Frank Metzger, David Jourdan / Lisa Holzer, Pia Lanzinger, Dorit Margreiter, Pia Rönicke, Christoph Schäfer, Sean Snyder, Sofie Thorsen / Elsebeth Jorgensen, Alexander Timtschenko, Zoe Walker