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Den Entstehungsprozess der Keramiken von Jochen Brandt beschreibt Wolfgang Faulhammer von der Galerie im Petrushof in Obermarchtal so: Den Ausgangspunkt bilden "faustgroße Knetlinge aus Ton, an denen der Künstler skizzenhaft dreidimensionale Ideen entfaltet. (...) Der konstruktive Aufbau der Plastik geschieht in eruptiver Kraftentfaltung, die quasi instinktiv von dieser Idee kontrolliert wird. (...) In einer Art gestischen Taumels wird Ton schichtend, pressend, knautschend zu wulstartigen Bögen und Ringsegmenten und weiter zu komplexen, offenen Raumgebilden gestaltet. Die Spuren des Materialaufbaus werden nachträglich nicht getilgt, und die aufeinander ansetzenden, armbreiten Bögen nicht korrigiert. Der Radius der umgreifenden Hände des Künstlers gibt das Maß für die "richtige", weil körperbezogene Größendimension dieser Bodenarbeiten vor."

Das Ergebnis sind schwarz gebrannte Gefäßkeramiken, die man ehesten wohl als "konstruktiv" bezeichnen kann, wenn sie auch weniger selbstbezüglich sind als die konkrete Kunst und neben dem Konstruktivismus auch andere Strömungen zeitgenössischer Kunst aufgreifen. Gegenständliche Assoziationen wie "Urne", "Siegelring", "Gerippe", aber auch "Schrift", "Schriftzeichen" oder architektonische Formen kommen dem Betrachter fast automatisch in den Sinn.

Besonders beeindruckend ist jedoch das subtile Verhältnis von Licht und Schatten, in dem die Plastiken von Jochen Brandt stehen und das vom Künstler mit konzipiert wird. Sie sind somit exzellente Beispiele einer Keramiktradition, der alle Errungenschaften der Vergangenheit zu Gebote stehen und die gleichzeitig Arbeiten von aktueller Relevanz zu schaffen in der Lage ist.

Jochen Brandt wurde 1960 in Frankfurt am Main geboren, studierte an der Hochschule Kassel bei Prof. Ralf Busz, absolvierte zahlreiche Studienreisen u.a. nach England, Nepal und Thailand, forschte zu "frühgeschichtlichen Keramiktechniken Europas und des Orients", veröffentlichte zum Thema, nahm Lehraufträge wahr, erhielt etliche Preise, darunter den Bayrischen Staatspreis für Gestaltung und den "honorable award" des "International ceramics festival" in Japan und wurde 2002 zum Professor an das Institut für künstlerische Keramik und Glas der Fachhochschule Koblenz in Höhr-Grenzhausen berufen.

In ebendiesem Institut hat der zweite Künstler dieser Ausstellung studiert: Thomas Jan König (Jahrgang 1966). Auch seine Vita weist bereits einige Auszeichnungen aus, darunter den Keramikpreis der Stadt Bürgel, den Keramikpreis der Stadt Gmunden und den Staatspreis für das Kunsthandwerk im Land Nordrhein-Westfalen im Werkbereich Keramik. Auch zahlreiche Ausstellungen hat der Künstler seit seinem Studium bestückt, u.a. im "Museum für antike Schifffahrt" in Mainz, im Kurfürstlichen Schloss Koblenz, in der Rosenthal Galerie Hamburg, im Keramikmuseum in Frechen, auf der "manufactum" in Dortmund, in der Zeche Zollverein in Essen, in Bolivien, Österreich und in den Niederlanden, wo er seit 2000 Lehraufträge an verschiedenen Instituten angenommen hat.

Königs Hauptthema ist die "Kommunikation" seiner meist weißen Ton- oder Porzellan-Objekte im Raum. Manche davon erinnern in ihrer Reduziertheit nur noch entfernt an Gefäße, werden aber in vielen Gesellschaften trotzdem noch als solche verstanden, besonders dort, wo Keramik und Kultur eng zusammengehören. Bei allen seinen Plastiken fallen trotz dieses Minimalismus die sinnliche Form, die klare Struktur und die für König typische Glasur auf.

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Skulpturen aus Ton
Jochen Brandt und Thomas König