Societate su i ma Logica

Eröffnung: 29.05.2008 19 Uhr

Wir möchten Sie auf die neue Ausstellung im Kunstverein Schwerte aufmerksam machen. Lin May, Jochen Lempert und Jens Ullrich haben sich in Schwerte getroffen und eine besondere Ausstellung entwickelt. Entstanden ist ein Gemeinschaftsparcours der die Freude der Künstler in der Begegnung und im Experiment verdeutlicht. Aus der vorangegangenen Ausstellung ist die Höhle von Seb Koberstädt weiterhin aktuell. Sie wird aufgeladen zu einer archaischen Kultstätte und zu einem neuen Kirchenraum der Moderne. Bilder von Tieren und Menschen sind entstanden, Wesen aus der Vergangenheit werden wiederbelebt und Objekte erwachen auf der Halfpipe. Die Ausstellung von Lin May, Jochen Lempert und Jens Ullrich beschreibt einen weiten Bogen von der Arche bis zum Punk der Gegenwart. Christian Freudenberger & Markus Karstieß

Societate su i ma Logica kommt aus einer fremden Sprache und lässt sich in seiner Vollständigkeit nicht übersetzten. Vielmehr beschreibt der Wortklang eine Stimmung, die zu der Begegnung der Künstler passt. Diese Unbestimmtheit von Zeit und Raum, angefüllt mit latent utopischen Objekten und Zusammenstellungen, sind Teil der Verbindungen zwischen den Künstlern. Der Satz erscheint auch wie ein Ausspruch des merkwürdigen Wesens, das uns zu der Ausstellung einlädt. Jochen Lempert, der es fand, studierte Biologie und experimentierte mit dem Medium Film, bevor er sich der Fotografie zuwandte. Sein enzyklopädisch angelegtes Werk reflektiert Zusammenhänge zwischen Naturwissenschaft und Kunst. Mit der Methode des Bildvergleichs und der Reihung knüpft der Künstler dabei an wissenschaftliche und künstlerische Präsentationsmodelle an. Er fotografiert Wesen, belebte und unbelebte, Tiere, Pflanzen, Menschen und Dinge. Sein Bildarchiv entwickelt sich zu einem wachsenden und sich verändernden Kosmos. Schwarz-weiß, dokumentarisch in seiner Wirkung, aber subjektiv mit immer neuen Abzügen und Auszügen. Er findet seine Wesen, holt sie hervor, aus der Vergessenheit, Vergangenheit oder einer oberflächlichen, alltäglichen Wahrnehmung. Seine Fotografien verweisen unprätentiös auch auf eine in der Gegenwartskultur verloren gegangene

Beachtung für die Natur und ihre Geschöpfe. Indem er sie findet, abbildet und in eigene Zusammenhänge stellt, werden unsichtbare Kräfte freigelegt, die uns ganz aktuell hinführen zu den Beziehungen zwischen Mensch und Tier. Gemeinsamkeit und Trennung der Wesen berühren auch die Arbeiten von Lin May. Sie geht zurück zu dem Ausgangspunkt, als Menschen und Tiere sich auf Augenhöhe begegneten. Ihre Skulpturen, Reliefs, Zeichnungen und großen Hinterglasbilder aus Papier erzählen in selbstverfassten Fabeln von den utopisch-mythischen Lebensräumen in einer scheinbar vorgeschichtlichen Zeit. In ihren erfundenen Räumen, ob auf der Halfpipe oder einer Bühne, wird die Auseinandersetzung der Lebewesen zu-nehmend sichtbar. Raum und Zeit werden vor dem Hintergrund des Konfliktes zwischen Menschen und Tieren aufgelöst. Der Kreis schließt sich. Inmitten der Moderne taucht der Punk auf und gründet mit der Ratte eine archaische Lebensgemeinschaft. Bewusst nähert Lin May sich im Material ihrer Arbeiten den kreativen Kirchen -Kreisen, wohl weil diese in ihrer naiven Energie ursprünglicher sind als Exkurse der Kunst.

Die Beziehung zu Sammlungen, Objekten und Techniken, die zunächst nicht Teil einer künstlerischen Produktion sind, kann man auch bei Jens Ullrich entdecken. Frühere Arbeiten präsen-tierte er auf den selbstgemalten Bannern seiner friedensbewegten Eltern. Seine Bildmontagen und Collagen entwerfen ein breites Spektrum an Bezügen: Gegenwärtige Bildentwürfe stehen der Avantgarde Tradition von abstrakter Kunst, deren Ausstellungspräsentation, revolutionärer Typographie und experimenteller Fotografie gegenüber. Die geometrischen schwarz-weiß Kombinationen als Stelen im Raum und auf Pappen, unter der Verwendung von unterschiedlichen Letraset-Buchstaben und Ausschnitten hergestellt, werden zu abstrakten Stellvertretern für Individuen. In subjektiven Zusammenstellungen werden seine Wesen, Menschen und Tiere aus der Abstraktion erweitert und erweckt. In jenem unbekannten Land sprechen sie eine neue Sprache.

Lin May * 1973 in Würzburg, Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, lebt und arbeitet in Berlin, Gründung des Ausstellungsraumes Center in Berlin 2003, Bildhauerei-Stipendium Gasmesserhaus, Zürich, CH, 2006, Ausstellungen u.a. Schnittraum Köln, 2002, Galerie Johann König, Berlin, 2004 (G), Galerie Thomas Flor, Düsseldorf, 2005, 2006, Adeline Morlon Art Direction, Düsseldorf (mit Jens Ullrich), 2005, Galerie Jacky Strenz, Frankfurt a.M. 2007, kommende Ausstellung: Galerie Jacky Strenz, Frankfurt a.M, 2009.

Jochen Lempert * 1958 in Moers, lebt und arbeitet in Hamburg, Studium der Biologie an der Friedrich-Wilhelm Universität Bonn. Zahlreiche Auszeichnungen, Ausstellungen- und Beteiligungen im In-und Ausland u.a. Stipendium für zeitgenössische Fotografie der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung, 1993, Arbeitsstipendium Kunstfonds, 1995, Edwin-Scharff Preis der Stadt Hamburg, 2006, Ausstellungen u.a. Bonner Kunstverein, 1997, Kunstverein Freiburg, 1998, seit 1998 regelmäßig bei Sabine Schmidt Galerie, Köln, Galeria PROJECTESD, Barcelona, 2003, 2004, 2007, Galerie Reinhard Hauff, Stuttgart (mit Peter Piller),2005, Museum für Gegenwartskunst, Siegen, 2005, Deichtorhallen, Hamburg, 2006, Kunstverein Ulm (mit Jürgen Stollhans), 2007, White Light, Düsseldorf, 2007, aktuelle Einzelausstellung: In der Sammlung Ann und Jürgen Wilde, Sprengel Museum Hannover 13.April- 07. September 2008.

Jens Ullrich * 1968 Tukuju/ Tansania, Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, lebt und arbeitet in Düsseldorf, Kunstfonds Projektstipendium für den Ausstellungsraum KÖLNERSTRASSE 334 DÜSSELDORF (mit Alexander Jasch und Florian Baudrexel), 2002, Projektstipendium der Kunststiftung NRW, 2005, Bergischer Kunstpreis, Solingen, 2007, Ausstellungen u.a. Kölnerstrasse 334 Düsseldorf, 2001, 2002, Adeline Morlon Art Direction, 2003, 2004, 2005, Museum Abteiberg, Mönchengladbach(G), 2005, Galerie Thomas Flor, Düsseldorf, 2005, Center, Berlin, 2006, Van Horn, Düsseldorf, 2006, Tate Modern, London (G) 2006, Museum Baden, Solingen, (G) 2007, Villa Merkel, Esslingen,(G) 2007, Goethe Institut Paris, 2007, Museum Abteiberg Mönchengladbach, 2008, (G) und im August 2008 Museum Morsbroich, Leverkusen, (mit Jan Albers).

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Jochen Lempert, Lin May, Jens Ullrich