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Solastalgia. Swaantje Güntzel
22.04.2018 - 08.07.2018
Eröffnung am: 22.04.2018 12:00

Kuratorin:
Nicole Giese-Kroner

Solastalgia ist ein Neologismus, der eine Form von psychischer oder existenzieller Belastung durch Umweltveränderungen, wie Bergbau oder Klimawandel, beschreibt. Geprägt von Philosophen Glenn Albrecht im Jahr 2003, wurde es aus einer Kombination aus dem lateinischen Wort sōlācium (Komfort) und der griechischen Wurzel-Algia (Schmerz) gebildet. Solastalgie ist ein Gefühl, das durch Umweltveränderungen verursacht wird und durch Ohnmacht oder mangelnde Kontrolle über den sich ändernden Veränderungsprozess verstärkt wird. Im Jahr 2015 umfasste die renommierte medizinische Zeitschrift The Lancet die Solastalgie als ein beitragendes Konzept für die Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden.
Die Themen der in Hamburg lebenden Konzeptkünstlerin Swaantje Güntzel sind die Umweltverschmutzung und die damit einhergehende Vernichtung der Lebensräume von Tieren, Pflanzen und schlussendlich die des Menschen. Im Fokus ihrer künstlerischen Arbeit steht die entfremdete Beziehung des Menschen zur Natur. Sie beobachtet unser alltägliches Verhalten der Natur gegenüber, um es dann aus dem Kontext herauszulösen und zu überzeichnen, damit sichtbar wird, wie absurd und widersprüchlich das menschliche Handeln oft ist.
Ein Großteil der künstlerischen Arbeiten wurde durch den direkten Austausch mit Wissenschaftlern (Biologen, speziell Meeresbiologen, Physikern, Wildtierforschern) inspiriert, die der Künstlerin Daten und Material zur Verfügung stellten und weiterführende Fragen beantworteten. Das zentrale Anliegen ist, die anthropogene Belastung der Meere und die Präsenz von Plastik in unserem Alltag mit den Mitteln der Kunst sichtbar zu machen. Die künstlerischen Objekte und performativen Interventionen von Swaantje Güntzel sind auf eine seltsame Weise verstörend und anziehend zugleich. Sie verfügen über einen ästhetischen Reiz, der uns im ersten Moment unterhaltsam scheint, bei genauerem Hinsehen jedoch die grausamen Konsequenzen unseres gedankenlosen Tuns eiskalt spiegelt. Diese Kunst ist politisch. Sie kritisiert unser Konsumverhalten und zwingt uns förmlich, unsere Komfortzone zu verlassen. Das ist unbequem, aber verdammt wirkungsvoll.

Gefördert durch den Landschaftsverband Weser-Hunte e.V. mit Mitteln des Landes Niedersachsen und die Waldemar Koch Stiftung.