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Sonia Knopp (32) ist Trägerin des Rheinischen Kunstpreises. Sie lebt in Köln und in Florenz. Auf ihren winzigen Bildtafeln - Öl auf Hartfaser - rückt sie das Unscheinbare in den Mittelpunkt. Alltägliche Straßenstücke, verlassene Plätze, Hausfassaden, ein Baum, ein Auto, viel Leere dazwischen.

Sonia Knopp schildert uns diese Kulissen auf besondere Weise: Sie nimmt die Szenen farblich stark zurück, verwendet viel Grau, etwas Grün und Braun. Sie bestimmt die Perspektive so, dass die Dinge nur teilweise, nur angeschnitten zu sehen sind. Der Betrachter darf in seiner Imagination das Fehlende ergänzen. Die Kompositionen sind spannend, gespannt durch Linienführung und den Kontrast von leerer Fläche zu Detailwiedergaben. Diese stillen keinen Szenerien haben eine starke Aura, aus ihnen spricht Melancholie und Humor.

Es ist als habe sich hier jemand aufgemacht, uns zu zeigen, dass bei aller Transparenz die Welt noch nicht gänzlich entzaubert ist, dass alle Aufklärung nicht im Stande war, das Dunkel vollends auszuleuchten und das Geheimnisvolle restlos zu beseitigen. Knopp taucht alles, was sie in Szene setzt in ein wundersames Licht, ein Licht, wie wir es zum Beispiel nicht selten in der Po-Ebene in Norditalien wahrnehmen können. In jener Gegend passiert es immer wieder, dass die Sonne tagelang scheint, sich aber nicht gegen den Hochnebel durchsetzen kann. Manchmal gibt es in dem sich gleichmäßig von Horizont zu Horizont spannenden zähen, trüben Dunst eine viel versprechende Aufhellung, die sogar für leichte Schatten sorgt und den Stand der Sonne erahnen lässt. Doch wirklich durchbrechen kann sie letztlich nie. Unter dem sich harmonisierend über die Landschaft spannenden Tuch erscheinen alle Farben gedämpft und matt. An solchen Tagen schützt das natürliche Licht die Dinge vor dem sezierenden Ehrgeiz des analytischen Blicks, so wie das Licht in den Malereien von Sonia Knopp das Geheimnisvolle ihrer abseitigen Orte und Nebenwege bewahrt. Stets geht von ihren Bildern ein fast andächtig stimmender Zauber aus, spürbar auch für weniger empfindliche, nicht romantisch gestimmte Augen. Über all diesen ruhigen Landschaften liegt ein melancholischer Schleier, eine schläfrige Zärtlichkeit.

Christine Erhard (33) war von 1996 bis 1998 an der Kunstakademie Düsseldorf Meisterschülerin bei Fritz Schwegler. Ihr wurde 2002 der Künstlerinnenpreis des Landes NRW verliehen -

Für Christine Erhard ist die Fotografie zugleich Ausgangspunkt wie Endstadium ihrer Arbeit - der dazwischenliegende, sehr ausschlaggebende Werkprozess kann dem letztendlichen Resultat zwar nicht mehr unbedingt angesehen werden, doch das Wissen um diesen Vorgang rückt das fotografische Ergebnis in ein anderes, wenn man so will theoretischeres Licht.

Am Anfang einer Arbeit steht für Christine Erhard das Sondieren von fotografischem Bildmaterial, das teils von eigener Hand, teils aus Printmedien und anderen Quellen stammt.

Die ausgewählten Elemente werden dann für den nächsten Arbeitsschritt vorbereitet, indem die Künstlerin sie, z.B. mit Hilfe der digitalen Bildbearbeitungstechniken, aus ihrem Kontext löst und isoliert. Sodann errichtet sie aus diesen Bestandteilen - ergänzt durch sog. "Echtmaterialien" wie z.B. Glas oder Textilien, - dreidimensionale Raummodelle, die ganz alltägliche, um nicht zu sagen banale Architektursituationen darstellen: Bürokomplex, Fassade, Vordach etc. lauten die lapidaren Titel ihrer Bilder. Dann schließlich folgt der dritte entscheidende Schritt: Die Künstlerin fotografiert ihre Architekturmodelle so geschickt ab, dass das Abbild die künstlich kombinierten Einzelteile zu einem in sich geschlossenen Raumbild verklammert. Im Foto erscheint als Realität, was in Wirklichkeit nur die Reproduktion eines Modells ist. Doch die vermeintliche Glaubwürdigkeit der Fotografie, mit der die Künstlerin augenzwinkernd spielt, erstickt Zweifel an der Echtheit des Motivs schon im Ansatz.

Die stereotype Beschaffenheit der fingierten Orte lässt beim Betrachter zudem den Eindruck aufkommen, diese zu kennen, was die Illusion von Authentizität noch steigert. Mit ihren reproduzierten artifiziellen Architektursimulationen liefert Christine Erhard einen ironischen Kommentar zu dem ausgehöhlten Realitätsbegriff, wie er charakteristisch ist für unsere technologisierte Medienwelt.

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Sonia Knopp / Christine Erhard