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SONIA LEIMER - Avenir Next
19.01.2018 - 10.03.2018

Eröffnung mit der Künstlerin
Donnerstag, 18. Januar 2018, 19–21 Uhr

Ausstellungsgespräch mit Dr. Verena Hein, Kuratorin Museum Villa Stuck München
Donnerstag, 18. Januar 2018, 20 Uhr

In ihrer zweiten Galerieausstellung stellt Sonia Leimer Fragen nach Zustand und Zukunft unserer Lebensräume. Die Künstlerin spürt in ihren Recherchen alltägliche aber auch besondere Gegenstände und Materialien auf, die durch kulturelle, geschichtliche und private Bedeutung geprägt sind. Ihrem eigentlichen Kontext entfremdet werden diese Materialien zum Ausgangspunkt für ihre Arbeiten.

In einem Raum der Galerie lehnen große Edelstahl-Skulpturen an den Wänden. Material und Formen erwecken eine Vielzahl von Assoziationen. Tatsächlich handelt es sich um Messwerkzeuge, die in der Landwirtschaft für die Kategorisierung von Obst und Gemüse in verschiedene Qualitätsklassen eingesetzt werden. Sonia Leimer verfremdet diese Instrumente durch extreme Vergrößerung und setzt sie in ein Spannungsverhältnis zum Körpermaß der Betrachter_innen. Im Ausstellungsraum installiert erinnern sie an Lupen oder Linsen, die ihre Umgebung und die Besucher zu vermessen scheinen. Die Objekte können als performative Skulpturen frei in verschiedenen Formationen aufgefächert und aufgestellt werden, ohne ihre Funktionalität zu verlieren.

"I grew up on an apple farm in Northern Italy in a region that is considered to be the 'apple garden' of Europe." leitet Sonia Leimer ihre Videoarbeit Pink Lady ein und stellt damit ihren persönlichen Bezug zu dem Thema her, das in den Edelstahlskulpturen bereits anklingt. Der Film gewährt einen Einblick in das jährliche Apfelkronenritual der Stadt Meran, bei dem eine Holzkrone mit Äpfeln verziert wird. Sonia Leimer dokumentiert das Zusammenspiel von Arbeit und Tradition und beschreibt im Untertitel die kontrollbedingten Veränderungen im Obstanbau seit dem Beitritt Italiens zur EU: Reduzierung und Verlust der Vielfalt, Veränderung der Landschaft, Standardisierung von Sorten. Die Künstlerin unterwandert den urtümlichen Charakter des Rituals indem sie für die Videoarbeit die traditionell verwendeten Apfelsorten durch den standardisierten markengeschützen "Pink Lady" Apfel ersetzt.

Eine Hand mit einem Salatkopf ist das Motiv eines Siebdrucks auf Magnet- und Raumfahrtfolie, der auf einer Wand mit grauer Magnetfarbe haftet. Das Bild entstammt dem Kontext experimenteller Anbaumethoden, die zukünftige Landwirtschaft auf dem Mars zu simulieren versuchen. Die für den Siebdruck verwendeten Materialien verweisen auf den Kontext dieser Zukunftstechnologien. Von optimierter Lebensmittelzüchtung auf der Erde erweitert die Künstlerin den Blick bis in den Weltraum und spannt einen thematischen Bogen von Natur zu Technologie und von Tradition zu Utopie.

Sonia Leimer, *1977 in Meran, Italien; lebt und arbeitet in Wien, Österreich Einzelausstellungen (Auswahl): Commonwealth & Council, Los Angeles (2017); Galerie im Taxispalais, Innsbruck (2017); 33 Orchard, New York (2017); Los Angeles Museum of Art, Los Angeles (2014); Centrum Kultury Zamek, Poznan (2014); Museion Bozen (2012). Gruppenausstellungen (Auswahl): Kunstmuseum Mühlheim an der Ruhr (2017); Vladivostol Biennale of Visual Arts Russia, Vladivostok (2017); SVIT, Prague (2016); Leopold Museum Wien, Wien (2016); Museum für Zeitgenössische Kunst, Wien (2015); Hammer Museum, Los Angeles (2014); Moscow Biennale of Contemporary Art, Murmansk/Moskau (2013).