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„A lost film is a feature film or short film that is no longer known to exist in studio archives, private collections or public archives... The phrase lost film is also used in a literal sense for instance where footage of deleted scenes, unedited and alternative versions of feature films are known to have been created but can no longer be accounted for“ (Wikipedia, the free encyclopedia)

Lost Film ist ein kinematografischer Fachbegriff, der verschollenes bzw. verlorenes Filmmaterial bezeichnet. Zelluloid ist ein empfindliches und gefährliches Material, das sich bei ungünstigen Lagerbedingungen selbst zerstört, und darüber hinaus leicht brennbar ist. Man vermutet, dass 80 Prozent aller Stummfilme unauffindbar, verschwunden und wohl für alle Zeit verloren sind.

Aber auch Spielfilme aus der Nachkriegszeit sind nur aus Erzählungen, aus mündlicher Überlieferung bekannt. Rainer Werner Fassbinders This Night von 1966 etwa, ist so ein Lost Film. Über den Inhalt ist nichts bekannt. Überliefert ist, dass er vom Schauspieler Christoph Roser finanziert und auf 8mm gedreht wurde. Regie, Drehbuch und Kamera führte Fassbinder selbst. Auch vor der Kamera soll der Regisseur bei seinem Erstling gestanden haben.

Sonia Leimer beschäftigt sich in ihrer Ausstellung Neither in motion nor at rest mit instabilem Material. Mit dem Brüchigen und dem Labilen, das sich zwischen das scheinbar Festgefügte, Robuste und Haltbare schiebt. Mit dem konkreten, physischen Raum und seinem Verhältnis zur künstlerischen Inszenierung. Mit den Relationen zwischen der heutigen Gesellschaft, individuellen Erzählungen und dem klassischen Bilderkanon. Ihre Arbeit demonstriert ein klares Bewusstsein für aktuelle Fragestellungen der Gegenwart und bündelt in den Genres Film, Architektur und Raum grundsätzliche Fragen zu Material, Medium und Display.

Die neuen Räume der BAWAG Contemporary kommen in ihrer Differenziertheit von Hell und Dunkel, den Niveausprüngen und dem großzügigen Galeriedurchblick dem Vorhaben der Künstlerin entgegen, keine geschlossenes Ganzes, sondern vielmehr brüchige Konstruktionen entlang von Raumgrenzen aufzuspüren. Es geht um simulierte Räume, um Räume aus Materialien die vorgeben, etwas anderes zu sein. Um Architekturen, die sich transparent geben, um imaginierte, erzählte, erinnerte Räume.

Mit fünf Arbeiten aus dem Jahr 2010 nimmt sich Sonia Leimer den filmischen als eigenständigen Raum vor, fragt nach den Konstruktionen von Raum und Zeit, nach den Mustern und Hierarchien, die hinter diesen Konstruktionen liegen, und nach der Rolle, die das Imaginäre dabei spielt.

(Brigitte Huck)