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In den letzten zwei bis drei Jahren postulierten kunsttheoretische Beiträge und Ausstellungen und nicht zuletzt der Kunstmarkt eine Renaissance der Malerei. Trotz der in der Geschichte der Kunst zyklisch wiederkehrenden Ankündigungen vom Ende der Malerei, überlebte diese alle Angriffe gegen sich unbeschadet, und sucht – nicht zuletzt wegen der zahlreichen Todes- und Wiederauferstehungserklärungen – nach ständiger Weiterentwicklung, neuen (Bild-)Sprachformulierungen und den Beziehungen zu ihrer Vergangenheit. Nicht die Prognose einer Wiederkehr der Malerei steht in der Ausstellung Space Invaders im Mittelpunkt, sondern vielmehr die Frage nach zeitgenössischen Formulierungen einer Selbsterneuerung aus den genuinen Mitteln der Malerei heraus. Was seit der Moderne mit einem „Ausstieg aus dem Bild“ als zunächst konzeptuelle und materielle Handlung begann (Mark Rothko, Barnett Newman, Lucio Fontana, Yves Klein, Günther Uecker, Daniel Buren, Robert Barry, Dan Flavin, um einige zu nennen), erfuhr in den 90er Jahren eine erweitere Diskussion unter dem Stichwort der Interdisziplinarität, der Grenzüberschreitung einzelner Medien. Die Expansionsbewegung vom gerahmten Raum über den Konzeptraum in den Aussenraum hat ihren Widerhall in den Werken der zeitgenössischen Kunst gefunden.

Als kuratorische Klammer untersucht Space Invaders in der Folge, bezogen auf die Innenraumsituation des Kunsthaus Baselland, die Beziehungsfrage zwischen Malerei und Raum und ihren Hybridisierungsformen. Jede einzelne der ausgewählten Kunstpositionen berücksichtigt darüber hinaus eigene, spezifische Themenfelder.

Stéphane Dafflon disloziert Bilder aus den Sektoren Dekoration und Design und überträgt sie in scheinbar allgemeingültige Formen, mit denen er einzelne Räume in hyperreale, artifizielle Szenerien verwandelt. Auf der Klaviatur des bereits Existierenden spielend und selektierend nach Farbe, Form, Struktur, räumlichen Dimensionen sowie kunst- bzw. kulturhistorischen Konnotationen, generieren John Armleder und Gerwald Rockenschaub hybride Formen der Malerei. Dominique Figarella „malt“ mit Existierendem inklusive den Spuren dieser Existenz. In seinen jüngsten Malereien integriert er Fotografien, die Reflexionen/Spiegelungen auf den Oberflächen seiner eigenen Malereien zeigen. Stéphane Calais navigiert wie kaum ein anderer mit den verschiedensten Disziplinen und gestaltet dabei collageartige Rauminszenierungen, die beispielsweise – wie in der Ausstellung im Kunsthaus Baselland – die Werke des Künstlerkollegen Figarella mit einbeziehen. Eine den Raum einspannende Verschränkung unternimmt Renée Levi, die ihre gesprayten Malereien auf zwei gegenüberliegenden Wänden installiert. Der mit dem Vorgang einer Zeichnung vergleichbare Spray-Malprozess kreiert sowohl bildimmanent als auch extern wirksame Raumstrukturen, die einen Diskurs zu Zeitlichkeit, Textur, Ornament, Zeichnung und Wahrnehmung in die Gegenwart einbringen. Über die Sprache einer modernistischen Architektur greift Toby Paterson zurück auf sozio-kulturelle Alltagsstrukturen und ihre Formulierungen. Als Skateboarder ist sein Erleben physisch geprägt, erfuhr er sich doch sprichwörtlich diverse städtische Raumgefüge. Ebenso lokalisiert Shaun Gladwell auf seinem Skateboard urbane Zustände, die er auf seinen Videos festhält und durch verlangsamte Aufnahmewiedergabe sowie bewusst gewählten Ausschnitten in eine Art William Turner’sche Videomalerei übersetzt. Für Lori Hersberger stellt die Kunst „immer ein räumliches Ereignis dar, sei es musikalisch, ideell oder konkret visuell“. In seinen installativen Malereiräumen bezieht er Elemente wie zerbrochene Spiegel, Wortlaute in Neonschrift, bearbeitete Styroporbalken und Tagesleuchtfarbe ein.

Space Invaders vereint künstlerische Positionen, die das Machen von Kunst permanent hinterfragen, die unmittelbare Bezüge zur Malerei aufweisen und diese immer wieder von neuem untersuchen, um daraus weitere Entwicklungen zu generieren. Die Eroberung von und der Umgang mit Räumen ist für die Werkkreation ein jeweils mitbestimmendes Thema.

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