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Wir möchten Sie herzlich zur Eröffnung des Projektes „Sprung ins kalte Wasser“ einladen, das im Dialog mit Studierenden und Dozierenden der F+F Schule für Kunst und Mediendesign erarbeitet wurde und sich mit Fragen der künstlerischen (Aus)Bildung und künstlerischer Wissensproduktion befasst.

Was sind die Motivationen, KünstlerIn zu werden? Welchen Beitrag kann die Kunst zu einer gesellschaftsrelevanten Wissensproduktion liefern? Oder welche kommunikativen und gesellschaftlichen Möglichkeiten kann die künstlerische Praxis nutzen, um sich in soziale, politische Debatten einzumischen? Ist die Kunst vielleicht eine Praxis, welche die Idee des transdisziplinären Denkens performativ vorführen kann? Wer lernt von wem, was und wie? Weniger die Kunst an sich, als die Haltung oder ihre performativen Ansätze, wie "Practice as Research" oder „Artistic Research“, die überhaupt zu einer künstlerischen Behauptung führen, scheinen uns in diesem Zusammenhang wichtig zu befragen.

Ein unvermeidlicher Ausgangspunkt für diese Diskussion ist die kritische Hinterfragung des so genannten "Bolognaprozesses". Im Zuge der angestrebten Harmonisierung der europäischen Hochschullandschaft sollen auch einheitliche Bewertungsmaßstäbe für die künstlerische Lehre eingeführt werden. Den offensichtlichen Vorteilen der Schaffung eines europäischen Bildungsraumes, in dem der Wechsel und Austausch zwischen den verschiedenen nationalen Hochschulen wesentlich erleichtert werden würde, stehen Befürchtungen um die Verkürzung von Lehrinhalten und die Stärkung von Verwertbarkeitskriterien für die Wirtschaft/den Markt gegenüber.

Dieses Konfliktfeld erfordert einerseits eine Analyse des Selbstverständnisses und der Verortung von Kunst(hoch)schulen/ Akademien und stellt andererseits wieder einmal die grundsätzliche Frage nach der Lehr- und Lernbarkeit von Kunst. Das Projekt möchte jedoch nicht ausschliesslich die aktuellen hochschulpolitische Fragen und Diskussionen aufgreifen, sondern vielmehr bei der zeitgenössischen künstlerischen Praxis beginnen. So ist es in diesem Zusammenhang wesentlich, Projekte alternativer Wissensvermittlung und Konzepte selbstorganisierter Ausbildungssituationen, Workshops und Schulen anzuschauen. Gerade die künstlerische Praxis hat hierzu Vorschläge entwickelt, die in diesem Projekt zur Disposition und Diskussion stehen. Wir wollen mit diesen unsere Überlegungen beginnen.

In einem vorbereitenden Seminar zu dem Ausstellungsprojekt "Sprung ins kalte Wasser" wurde der Reflektion der eigenen Lern- und Lehrbedingungen, unter Bezugnahme auf Jacques Derridas utopisches Modell der "unbedingten Universität", die bedingungslos von jeder einschränkenden Bedingung frei sein sollte, die Imagination einer "Wunschschule" gegenübergestellt. Das Projekt "Sprung ins kalte Wasser" zeigt einen Zwischenstand dieses Prozesses, indem in einer Ausstellung künstlerische Ansätze, die sich mit der Frage der künstlerischen Lehre und der künstlerischen Produktion, bzw. kreativen Prozessen der Wissensproduktion auseinandersetzen, verknüpft werden mit einer Sommerakademie. Fünf Tage lang (12. – 16. Juli 2006) werden Workshops, partizipatorische Aktionen, Screenings, Vorträge/ Diskussionen zur Auseinandersetzung mit dem Thema einladen. Eine temporäre campusartige Begegnungssituation wird dafür einen Ort des kreativen Schaffens etablieren, der die Bedingungen und Möglichkeiten künstlerischer Praxis und der Kunstausbildung reflektiert sowie Raum für Austausch und Kommunikation schafft.

Pressetext

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Sprung ins kalte Wasser
Ausstellung: 3. Juni - 30. Juli 2006
Sommerakademie: 12. - 16. Juli 2006

Beiträge von:
Denise Altermatt, Johanna Billing, Annatina Caprez, Szuper Gallery (Susanne Clausen, Pawlo Kerestey), Copenhagen Free University, Rene Fahrni, Lilian Frei, Gruppo parole e immagini / Luca Frei, Christoph Girardet / Volker Schreiner, Liam Gillick, David Goldenberg, Sabine Hagmann, Ane Hjort Guttu, Saskia Holmkvist, IGZ (Mia Diener, Jana Vanecek), Matthias Käser, Kinoapparatom (Simone Schardt, Wolf Schmelter), Jan Kopp, Mary Leidescher, Maria Pask, Max Frei / Sandi Paucic / Veit Stauffer / Andreas Vogel, Edith Pfister, RELAX  (chiarenza & hauser & co), Hinrich Sachs, Angela Sanders, Gregor Schmoll, Miro Schawalder, Magda Stanova, Thylacine (Mischa Düblin, Fabian Hachen), Claude Trepow, Carey Young