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Stuttgart, 22.01.2007 - Seoul wächst, verändert und verdichtet sich in atemberaubendem Tempo und fordert den Bewohnern ein hohes Maß an Flexibilität ab. Die Ausstellung "Seoul: Räume, Menschen" in der Reihe "StadtanSichten" in der ifa-Galerie Stuttgart zeigt, wie sich koreanische Künstler, Schriftsteller und Filmemacher mit den Verunsicherungen auseinandersetzen, die eine derart beschleunigte Entwicklung in der Gesellschaft und beim Einzelnen bewirkt.

Nach dem Ende des Koreakrieges 1953 und mit dem wirtschaftlichen Aufschwung seit den 1960er-Jahren explodierten die Stadt und die mit 22 Millionen Einwohnern weltweit drittgrößte Metropolregion Seoul. Ohne Rücksicht auf den nach dem Krieg noch verbliebenen Bestand wurden und werden Neubauviertel und Satellitenstädte hochgezogen. Heute steht Seoul für Moderne, für ungebremsten und unaufhaltsamen Fortschritt. Die Anziehungskraft der Hauptstadt mit Arbeitsplätzen, Universitäten, mit ihrem Kultur- und Unterhaltungsangebot ist nach wie vor ungebrochen - ungeachtet der Schattenseiten des modernen Großstadtlebens wie Konkurrenzkampf, Wohnungsnot, Geschwindigkeit und Anonymität trotz digitaler Kommunikation und Information rund um die Uhr.

Das Zerbrechen des bislang starken familiären Zusammenhalts trägt ebenso zur Orientierungslosigkeit und Vereinsamung des Einzelnen bei wie die Suche nach einer nationalen Identität, die aufgrund von Besatzung, Krieg, Teilung des Landes und dem rasanten Wandel vom Agrarstaat zum postmodernen Wirtschaftswunderland verloren gegangen und noch nicht wieder rekonstruiert worden ist.

Die Ausstellung zeigt Zeichnungen des 2004 verstorbenen Wegbereiters der zeitgenössischen koreanischen Kunst BAHC Yiso und der Nachwuchskünstlerin KIM Jung Wook. Die beiden Kuratorinnen Renate Goldmann und LEE Young Hee haben außerdem Skulpturen von GWON Osang sowie Foto- und Videoarbeiten von YANG Haegue, KIM Sang Gil, PARK Chan Kyong und PARK June Bum ausgewählt. Zu sehen sind Aktionen und Dokumentationen der Künstlergruppen flyingCity und Mixrice sowie Kurzfilme der unabhängigen Produktions- und Vertriebsgesellschaft Indiestory. Die Autorin JO Kyung Ran beschreibt präzise und poetisch zugleich Ängste und Hoffnungen einer Gesellschaft zwischen Tradition und Postmoderne und die individuellen Fluchten in innere und virtuelle Welten.

In den ausgewählten Arbeiten analysieren und interpretieren die KünstlerInnen das Leben in Seoul; sie beschreiben die Befindlichkeiten Einzelner und der urbanen Gesellschaft von heute; sie thematisieren historische Entwicklungen wie die Teilung des Landes und die noch heute daraus resultierenden Ängste. Mit der Demokratisierung des Landes und dem wirtschaftlichem Aufschwung haben sich die Inhalte von politischen zu sehr persönlichen Themen verschoben. Auch dieser Veränderung spürt die Ausstellung nach.