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Die monographische Ausstellung der Werke von Stanisław Dróżdż (1939-2009) in der Guardini Galerie entstand in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Kunst und Kultur Breslau (Wrocław) im Rahmen des Niederschlesichen Festivals der Künste. 2009 wurde sie dort zum 70. Geburtstag des Künstlers vorbereitet. Stanisław Dróżdż ist kurz vor ihrer Fertigstellung verstorben. Es ist die bislang größte Retrospektive seines Schaffens, sie umfasst 45 Arbeiten und wurde von Elżbieta Łubowicz kuratiert.

Unweit vom Martin-Gropius-Bau, wo zu gleicher Zeit die Ausstellung Tür an Tür. Polen – Deutschland. 1000 Jahre Kunst und Geschichte gezeigt wird, ehrt die Guardini Galerie einen der eigenwilligsten Künstler unseres Nachbarlandes.

Stanisław Dróżdż ist der herausragende Vertreter der konkreten Poesie in Polen und einer der bedeutendsten Künstler der polnischen Avantgarde. Er vertrat sein Land auf der 50. Biennale in Venedig 2003. Mehr als 50 Jahre lebte und arbeitete er in Breslau.

Die Idee der Ausstellung ist es, die Arbeiten von Stanisław Dróżdż als ein ganzheitliches Werk darzustellen, das sich im Laufe seines Lebens entwickelt hat und eine individuelle, in sich geschlossene Weltsicht darstellt, sowie die Position des Menschen in dieser Welt über die Sprache zu bestimmen sucht. Die besondere, auf präzisen Grundsätzen aufgebaute Ästhetik dieser Werke wurde durch den Künstler über lange Jahre hinweg einsam und konsequent zwischen den Bereichen der Poesie und der bildenden Kunst aufgebaut. Stanisław Dróżdż' erste konkretistische Arbeiten aus dem Jahr 1967 führten sein poetisches Werk fort, in dem die Leere auf einem Blatt Papier ebenso bedeutsam erscheint wie der geschriebene Text. Später hat der Künstler diese Arbeiten direkt auf Wänden realisiert, die Zeichen der Schrift entwickelten sich zu mehrflächigen, raumgreifenden Serien, die meist nach Grundsätzen mathematischer Kombination und Permutation aufgebaut sind.

Die Ausstellung zeigt die Entwicklung dieses Schaffens angefangen mit Gedichten aus den 1960er Jahren bis hin zu räumlich orientierten Arbeiten, darunter auch solche von großen Ausmaßen wie Alea iacta est. Ein Dokumentarfilm über die Entstehung dieses Werks, das aus etwa 300 000 Spielwürfeln besteht, die sämtliche 46 656 möglichen Kombinationen von sechs Würfeln darstellen, wurde 2003 im polnischen Pavillon 2003 in Venedig gezeigt. Ein Buchprojekt in sechs Bänden dokumentiert diese Arbeit. Während im Martin-Gropius-Bau in unmittelbarer Nachbarschaft die bekannteste räumliche Arbeit des Künstlers "zwischen" (między) zu sehen sein wird, ist in der Guardini Galerie das Musikstück VON BIS (OD DO) zu hören, das Tadeusz Sudnik zu einem Werk von Stanisław Dróżdż komponiert hat. Die Premiere fand in der Warschauer Galerie Appendix2 im Rahmen des Festivals für zeitgenössische Musik „Warschauer Herbst“ 2009 statt.

Im Titel der Ausstellung anfangenden (początekoniec), der Teil einer Arbeit aus den Jahren 1971-1978 ist, konzentrieren sich die Leitthemen dieses Schaffens. Stanisław Dróżdż' Interesse richtete sich vor allem auf die Reflexion grundsätzlicher Begriffe wie Raum, Zeit und Leben. Seine Werke durchliefen eine eigene Art des Textzooms, was den Eindruck erweckt, das dieser Text, nun ohne Anfang und Ende, sich unsichtbar über die Ausstellungsfläche hinaus weiterzuschreiben scheint. Er weist metonymisch auf das Verhältnis zwischen dem absoluten Wissen über die Welt und den Möglichkeiten ihrer Erkenntnis mithilfe des menschlichen Geistes. Der Untertitel Begriffsgestalten. Konkrete Poesie benennt Begriffe, mit denen Stanisław Dróżdż fast jede seiner Ausstellungen benannt hat. Die Bezeichnung konkrete Poesie, die in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre geprägt wurde, benennt ein avantgardistisches Phänomen der Weltliteratur an der Grenze zur bildenden Kunst, das sich intensiv seit Mitte der 50er bis Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts entwickelte und an dem deutsche Künstler einen bedeutenden Anteil hatten – unter ihnen vor allem Eugen Gomringer.

Zur Ausstellung erscheint ein ca. 300-seitiger Katalog – die erste Monographie des Werks von Stanisław Dróżdż – die sämtliche in der Ausstellung gezeigten Werke umfasst (jeweils in englischer und deutscher Sprache).

Stanisław Dróżdż 1939 geboren am 15. Mai in Sławków 1959–64 Studium der Polnischen Philologie in Breslau seit 1975 Mitglied des Verbandes der polnischen Künstler der bildenden Künste 1978 Anthologie der polnischen konkreten Poesie Poezja konkretna. Wybór tekstów polskich oraz dokumentacja z lat 1967-77, hrsg. 1978 2003 Biennale Venedig, Polnischer Pavillon (Alea iacta est) 2009 gestorben am 29. März in Breslau Stanisław Dróżdż ist der herausragende Vertreter der konkreten Poesie in Polen und einer der bedeutendsten Künstler der polnischen Avantgarde.

Eröffnung: Dienstag, 13. September 2011, 19 Uhr Begrüßung: Matthias Flügge Grußworte: Piotr Borkowski, Direktor Kultur- und Kunstzentrum in Breslau Einführung: Elżbieta Łubowicz, Kuratorin

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Stanislaw Drozdz
anfangenden
Begriffsgestalten. Konkrete Poesie. Arbeiten 1967-2007
Kurator: Elzbieta Lubowicz