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Die Ausstellung Verdunklung / Darkening ist aus einer Ausgabe der in Berlin erscheinenden Zeitschrift STARSHIP entstanden. Wie die Zeitschrift lädt auch die Ausstellung die beteiligten KünstlerInnen ein, sich mit dem hinter dem Begriff stehenden Phänomen zu beschäftigen. Es ging den HerausgeberInnen von STARSHIP nicht darum, anhand von künstlerischen Arbeiten den Begriff zu illustrieren, sondern gemeinsam mit den KünstlerInnen diese Tendenz der Verdunklung zu untersuchen, an deren Rändern auch eine Reihe ambivalent eingesetzter konservativer Zeichen in Bildern ihren Eingang ins zeitgenössische Kunstgeschehen gefunden hat.

Im künstlerischen Feld der Verdunklung gehen die Künstler absichtlich uneindeutig mit Zeichen um. Verdunklung bezeichnet darin einen genereller Zweifel über das, was sagbar ist. Darin setzt sich die Welt aus Phänomenen zusammen und was diese zusammenhält, liegt jenseits der gesprochenen Sprache. Es scheint so. Man soll Zeichen lesen lernen oder sich Geschichten erzählen lassen. Mehr als das, was man sieht, wird nicht gesagt werden, aber es gibt die Auslassungsstelle, die Verdunklung der eigentlichen Aussage.

Mit dem Begriff Verdunklung ist eine Tendenz in der zeitgenössischen Kunst gemeint, die absichtlich auf die Ambivalenz von bildlichen Zeichen setzt. Es geht um die schon von Platon konstatierte ungesicherte Übermittlung in jeder Form nicht direkter Kommunikation, also jeder Form von Schrift oder Bild. Darum, dass man sich nie über die Wirkung des Übermittelten im Betrachter sicher sein kann und es deshalb nicht ratsam ist, die essentielle Aussage solchen Medien anzuvertrauen, sondern absichtlich Auslassungen an jene Stellen zu setzen.

STARSHIP wird von den KünstlerInnen Hans-Christian Dany, Martin Ebner und Ariane Müller herausgegeben. Die die Ausgabe der Zeitschrift durchziehende Erzählung zum Thema Verdunklung soll auch in der Ausstellung präsent werden. Das Phänomen sprachlicher oder bildlicher Verdunklung teilt die Ausstellung in zwei übereinanderliegende Teile, die nur bei Licht oder in der Dunkelheit sichtbar werden.

Künstler der Ausstellung

Auch in den Bildern des in Paris lebenden Malers Alex Amann sind die Personen und Gegenstände in einer entfernten Welt erstarrt. Durch den Einsatz malerischer Technik wird im Betrachter ein Vertrauen zum Bild erzeugt, dessen Sujet sich dadurch als gleichsam immer schon dagewesen weiter schreiben kann.

Die Zeichnungen des Berliner Künstlers Dirk Bell nehmen die symbolgeladenen Posen der Figuren eines Bildes von Leonor Fini als Ausgangspukt einer zeichnerischen Fragmentierung des Bildes.

Tobias Buches Collagen aus Fotos scheinen an der Schnittstelle zwischen dem Sprechen und darüber bereits wieder verzweifeln angesiedelt. Sie sind eben kein Hinweis auf etwas, sondern zunächst nur einzelne Bilder, die die seltsame Unrast des “unberaten- selbst keinen Rat geben Könnenden” entspricht, dem Walter Benjamin den Romancier vergleicht.

Die in Hamburg lebende türkische Malerin Ergül Cengiz malt eine Welt, die aus seltsam entfernten Augen zurück auf den Betrachter blickt.

Der englische Künstler John Chilver schreibt über die Figur des vertikalen Falles in Hollywoodfilmen.

Hans-Christian Dany schreibt Geschichten, die unterhalb bekannter Erzählungen liegen, Porträts von kollektiven oder vereinzelten Unbewussten.

Martin Ebner hinterfragt technische Bilder, die in der Stereotypisierung unheimliche Spiegel des Ichs entwerfen.

Die in Köln lebende Künstlerin Michaela Eichwald verwendet in ihren Bildern und Collagen verschiedene hermetische Sprachen, die sich zu bestimmten Zeiten und in verschiedenen Gesellschaftsschichten gebildet haben und jede sofort das darin gelebte Gefühl mittransportieren.

Die Berliner Künstlerin Judith Hopf beschreibt in ihrem Text “An die Inneren und Äußeren Ruinenlandschaften” die Melancholie angesichts der Schwierigkeit, in politischen Themen zu einer konkreten gemeinsamen Aussage zu kommen.

Die französische Konzeptkünstlerin Tania Mouraud hat in ihren in den früher 80er Jahren enstandenen Fotografien Pariser Schaufensterdekorationen die Unheimlichkeit der Verschiebung von aus verschiedenen Welten stammenden einzelnen Dekorversatzstücken zu Ensembles untersucht.

Ariane Müller untersucht historische Bilder intrigierender Ambivalenz, wie das der Schönheit.

Henrik Olesen benennt sein Thema, die gesellschaftliche Rezeption der Homosexualität ebenfalls konkret, aber eben auch in einem Bereich, der von verschiedenen Formen der Ambiguität, Verschlüsselung, Exklusivität und Ausgrenzung geprägt ist.

Daniel Pflumm untersucht die Grenzen der Möglichkeit, nicht ambivalente Aussagen in der Kunst zu Bildern zusamenzufassen.

Die Berliner Künstlerin Juliane Solmsdorf stellt Bilder, Hinweise und Zeichen zu zunächst rein auf Eindrücken basierenden Collagen und Fotos zusammen, die auf ihre Intention untersucht, zerfallen und sich anders zusammensetzen.

Florian Zeyfang beschäftigt sich über ein Zitat aus einem Film von Jean-Luc Godard mit dem Begriff der Verdunklung. Die verschiedenen Überlagerungen seiner Bilder analysieren die Überblendung der Dunkelheit in das Regiert-Werden des Einzelnen.

Pressetext

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starship - verdunkelung/darkening
STARSHIP wird von den KünstlerInnen Hans-Christian Dany, Martin Ebner und Ariane Müller herausgegeben

mit Hans-Christian Dany, Ariane Müller, Judith Hopf, Dirk Bell, Tania Mouraud, Ergül Cengiz, Alex Amann, Juliane Solmsdorf, Daniel Pflumm, Henrik Olesen, Michaela Eichwald, Tobias Buches, Florian Zeyfang