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Stefan Thiels Modelle Models sind Silhouetten in Bewegung, fliehende Körper, die auf uns zu kommen, ohne uns zu adressieren. Ihr Blick ist ein kunstvoll plaziertes Accessoire. Unser Blick erliegt den Details: Das Glanzstück auf der Unterlippe, das herabhängende Spinnennetz, die Kontur von Oberarm oder Hüfte, die Falte im Karo. Das vielfältige, virtuose Spiel von Schwarz und Weiß ist das Werk eines geduldigen Übersetzers. Stefan Thiel (er hat die "120 Tage von Sodom" in Blindenscharft gestanzt) überträgt den fotografisch eingefrorenen Moment in zahllose Schnitte. Ich stelle mir diese Arbeit als Exkarnation vor. Sind die Wochen und Monate mit Zeichenstift und Schere, Schwarzpapier und Diaprojektor nicht eine lange Nacht, die im Flachen der Fotos einen neuen Kšrper entdeckt, den Körper als Oberfläche. Eine Oberfläche handelt. Sie faltet, krümmt, spannt sich – wie nackte Haut, ein Hut oder die Gläser der Sonnenbrillen. Ihre Aktivität zieht sich in Punkten zusammen. Auge, Nasenloch, Brustwarze, Mund – so viele Formen des Nabels, der dem Körper Spannung verleiht, und zugleich ebenso viele Formen des Lichtreflexes, der unstet über Oberflächen wandert. Die handelnde Oberfläche verbirgt, reflektiert und schmückt sich. Das Ornament ist ihr Doppel. Es registrieret jede einzelne Schwellung oder läßt Körper in der Fläche verschwinden. Das Muster spielt Karte oder Tarnung, Raster oder Dschungel. Und die vollen Riesenlippen, nackten Knochen und üppigen Blüten? Begrüßen wir die Gespenster der bewegten Silhouetten – Simulakren der Tiefe und Fülle, die in seinem Oberflächenkörper spucken!

Ralph Ubl

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Stefan Thiel
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