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Vernissage ist am 20. Januar von 18.00 bis 20.00 Uhr. Stefan Thiel wird bis Donnerstag, 27. Januar in Zürich sein.

Stefan Thiel, 1965 in Berlin geboren, hat von 1988-1994 an der Hochschule der Künste in Berlin studiert und sein Studium als Meisterschüler bei Prof. Dieter Appelt abgeschlossen. 2004 hat er ein Stipendium des Künstlerhauses Schloss Balmoral, Bad Ems erhalten. Stefan Thiel lebt und arbeitet in Berlin. Mit ungeheurer Ausdauer und obsessivem Fleiss eignet sich Stefan Thiel die Welt der Bilder an, nachdem er sich zuvor vier Jahre lang mit der Übersetzung von de Sades „120 Tage von Sodom oder Die Schule der Ausschweifung“ in Blindenschrift beschäftigte. Diese, die künstlerischen Möglichkeiten und Folgen medialer Übersetzungsprozesse erforschende Arbeit brachte die Blindenschrift als nicht visuelles Medium, das sich erst über das Tasten erschliesst, auf subversive Weise mit den imaginären, an den Voyeurismus des Lesers appellierenden Bildern de Sades zusammen. Nach der Beschäftigung mit den literarischen Vorstellungsbildern und der Reflexion über die Prozesse ihrer Aneignung im „bildlosen“ Medium der Blindenschrift mussten, wie Thiel in einem Interview sagte, Bilder her: Alltagsbilder, Bilder von Objekten und Personen, kleine szenische Begebenheiten sowie Ausschnitte aus Landschaften und Stadtlandschaften zeigen seine grossformatigen Papierschnitte, deren Grundlage Fotografien sind. Ohne zu bewerten, führen sie dem Betrachter kaleidoskopartig Ausschnitte aus unserer Lebenswirklichkeit vor Augen. In ihrer Reduktion auf den durch die Technik des Scherenschnitts bedingten Schwarz-Weiss Kontrast erhalten die Cut-outs ihre Prägnanz. Die Präzision der Technik und das modulare Format der Bilder verleihen Thiels Arbeiten einen ornamenthaften Charakter, der jedoch durch die Grösse der Einzelbilder ins Monumentale gesteigert wird. Gleichzeitig führt die Beschränkung auf die Umrisslinien zu einer Verfremdung des Wiedergegebenen. Vor allem da, wo der Künstler atemberaubende perspektivische Ansichten ins Bild setzt, ergibt sich ein Spiel zwischen Bildfläche und Tiefenraum der Darstellung, das eine eindeutige Lesbarkeit erschwert und dem Betrachter einen Reflexionsraum eröffnet.

[Text: Iris Wien]