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"POPLIEFERANTEN ZWEI": Ein ironisches Wortkonstrukt, das sowohl eine Kunstära des 20. Jahrhunderts samt seiner Revival-Produktion der Gegenwart beschreibt als auch auf eine Dienstleistung verweist. Stefan Wissel und Sven Drühl treten als Kunstlieferantenduo auf, kalkulieren aber in ihren gemeinsamen Ausstellungen die Divergenz ihrer künstlerischen Arbeiten ein. Sven Drühl zeigt Malerei, Stefan Wissel Installationen. Beide Künstler spielen in ihren Arbeiten mit dem Evozieren von Erinnerung.

Stefan Wissels Installationen setzen sich aus Requisiten realer wie konstruierter Handlungsräume zusammen. Stellvertreter der Funktionalität von Handlungszusammenhängen wie der Kleiderhaken („persönliches, soziales“, 2003), die Jalousie („Schläfer“, 2002), das Kinderfahrrad („kleiner Ausflug“, 2001) erfahren - manchmal nur geringfügige - Veränderungen und sind so ihrer Funktionalität beraubt. Sie rufen punktuelle Erinnerung an Räume, Szenen und Handlungsabläufe wach. Stefan Wissel, 1960 in Hamburg geboren und in Düsseldorf lebend, sammelt mit Gegenständen Oberflächenmerkmale. Er legt sich einen Fundus von „allgemeingültigen Zeichen“ an, aus dem er verdinglichte Metaphern für die jeweilige Installation herausziehen kann. So reduziert er in der Arbeit „Nachbarn“ (2001) das Nebeneinander unterschiedlicher Lebensentwürfe und Lebenszusammenhänge auf eine weiße Hausnummer im unteren Drittel einer roten Wand. Stefan Wissel bedient sich der Gegenstände, die in ihrer Vertrautheit für jeden von uns unterschiedlich inhaltlich aufladbar sind, um mit ihnen - wie er sagt - „emotionale Fragmente zu rekonstruieren“.

Sven Drühl ist Maler, ein skeptischer Maler. Seine Malerei verweist sowohl in ihrem Zusammenspiel von Lineament und Fläche als auch motivisch auf die Landschaftsmeister Ferdinand Hodler, Caspar David Friedrich, Karl Eduard Ferdinand Blechen und andere. Dieser Bezug ist gewollt und auch in den Titeln seiner „kunsthistorischen Bilder“ wie „F. H.“, 2003 oder „Bastard C.D.F.“, 2003 dokumentiert. Sven Drühl sieht seine Arbeit als Neuinterpretation der Malerei, in der auch seine Skepsis ihr gegenüber artikuliert wird. So arbeitet der 1968 in Nassau geborene und in Berlin lebende Sven Drühl mit Silicon als konturgebendes Material - wodurch seine Malerei an die bleigefaßte Glasmalerei denken lässt - und mit Lack- bzw. Ölfarben auf Leinwand. Allein durch das andere Temperament des Malmaterials wird die Landschaftsmalerei neu interpretiert. Sven Drühls ironische und selbstkritische Haltung zur Malerei zeigt sich auch in seinen reduzierten Silicon- bzw. Neon-Zeichnungen nach Caspar-David-Friedrich-Motiven.

"POPLIEFERANTEN ZWEI" in der „Gesellschaft der Freunde Junger Kunst“ ist die zweite gemeinsame Lieferung von hintergründigen künstlerischen Positionen des Künstlerduos Wissel/Drühl.

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Stefan Wissel und Sven Drühl "POPLIEFERANTEN ZWEI"