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Zum ersten Mal zeigt der Kunstraum Kreuzberg/Bethanien zeitgleich zwei Einzelausstellungen in seinen Räumen. Bei den Präsentationen von Stefanie Bürkle und Karen Kipphoff handelt es sich um zwei umfassende Werkschauen, die Projekte der Künstlerinnen aus den letzten Jahren vorstellen und dabei unterschiedliche Medien wie Fotografie, Malerei und Videokunst einsetzen. Die ständige Auseinandersetzung mit dem Lebensumfeld Stadt schafft die thematische Verbindung zwischen den Arbeiten der beiden Künstlerinnen. Während Bürkle die inhaltliche und architektonische Leere von urbanen Nicht-Orten abbildet, beschäftigt sich Kipphoff mit der Inszenierung des öffentlichen Raumes durch Plätze, Monumente und Baukörper.

Stefanie Bürkle: Zwischenstädte Zwischen Stadt und Land liegen die mittelgroßen Städte in Deutschland. Von 1998 bis 2002 hat die Künstlerin Stefanie Bürkle Deutschland bereist. Eine künstlerische Bestandsaufnahme von mehr als 30 Orten in Fotografie und Malerei entfaltet ein Panorama des städtebaulichen Alltags an Orten, die niemand kennt (außer denen, die dort zuhause sind) und wo niemand hin will (außer denen, die dort schon sind und diese Stätten Heimat nennen). Es sind Städte mit ca. 20.000 bis 120.000 Einwohnern, in denen sich der Alltag zwischen Eigenheim und Fußgängerzone abspielt. Bürkles Arbeiten zeigen die Nicht-Orte innerhalb der Städte - die Stadtbrachen, vergessene Parks, blinde Flecken und Zwischenräume - die gerade wegen ihrer gegenwärtigen Undefiniertheit Nischen für die modernen Nomaden bieten. Stefanie Bürkle lenkt unseren Blick in die Nebenstraßen der Fußgängerzonen, hinter die Sehenswürdigkeiten aus den Hochglanz Prospekten der Fremdenverkehrsämter, auf das, was man so selten sieht, weil es perfekt getarnt ist - die Normalität. "Zwischenstädte" ist eine Momentaufnahme 24 mittelgroßer Städte in Deutschland. In der ersten Phase wurde das Projekt 1998/99 als ein Forschungsprojekt des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen für zwölf Städte in Nordrhein-Westfalen realisiert, später auf alle Bundesländer erweitert. Teile der Stadtportraits 1999/2000 wurden mit großem Erfolg mit den literarischen Stadtporträts von Thomas Sakschewski als Features im LänderReport des DeutschlandRadio Berlin gesendet und als Serie in der tageszeitung (taz) Berlin veröffentlicht. Ihre Fotoserie „Eiscafé Venezia“ erschien 2003 als Bildband beim Vice Versa Verlag Berlin.

Karen Kipphoff: Öffentliche Plätze/Öffentliche Körper Denkmäler und Plätze strukturieren nicht nur den öffentlichen Stadtkörper, sie stehen selbst als Baukörper für eine bestimmte Haltung und drücken die herrschenden Vorstellungen von Kultur und Macht ihrer Zeit aus. Wer große gesellschaftliche Macht besitzt, der bestimmt auch, wie das Stadtbild auszusehen hat. Im 20. Jahrhundert wurde dies beispielsweise durch die monumentale Architektur und Kunst in den nationalistischen, autoritären und totalitären Kulturen Deutschlands, Russlands und Rumäniens sichtbar. Um Platz für öffentliche Bauten, Prachtstraßen und Denkmäler zu schaffen, wurden die historischen Orte, die von weniger mächtigen Menschen geschaffen wurden, verdrängt oder vernichtet. Mittlerweile spielen im digitalen Zeitalter figurative Denkmäler und öffentliche Plätze eine immer geringere Rolle für das gesellschaftliche Leben. Die Mächtigen dieser Welt beweisen ihre Stärke über ihre Präsenz in den Medien und zunehmend weniger durch repräsentative Bauten. Neben Panoramafotografie zeigt Karen Kipphoff eine Reihe neuer Arbeiten (interaktive Projektionen, Videoarbeiten und Drucke von urbanen Szenen aus Moskau, Bukarest, Berlin und Montréal), die zwischen 2002 und 2004 entstanden sind. In diesen Arbeiten werden folgende Fragen untersucht: Wie gehen die Verantwortlichen mit dem Legat der jeweiligen Monumente, der Architektur und dem Stadtbild um? Welche Geschichten erzählen die öffentlichen Plätze? Welche Rolle spielen Menschen in den inszenierten Stadträumen? In Moskau hat Kipphoff eine berühmte Skulpturengruppe von Vera I. Muchina besucht. In Bukarest fotografierte sie monumentale Straßenzüge, die nach 1989 zur Kulissenstadt verkamen und den berüchtigten Ceausescu Palast, der jetzt als Sitz des Parlaments dient. In Berlin beschäftigte sie sich mit der Kommerzialisierung des historischen Orts Potsdamer Platz und mit der Diskussion um eine Rekonstruktion des ehemaligen Stadtschlosses und den Abriß des "Palasts der Republik". Stets geht es bei Kipphoff um die Frage, wie sich Debatten über Nation und Identität nach den politischen Verwerfungen seit 1989 im aktuellen Stadtbild manifestieren. Pressetext

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Stefanie Bürkle: Zwischenstädte
Karen Kipphoff: Öffentliche Plätze/Öffentliche Körper
Zwei Einzelausstellungen