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Ging es vor einem Jahr um die Rolle der Kunst in gesellschaftsverändernden Momenten, so beschäftigt uns heuer daran anschließend: Welche Koalitionen und Kompromisse werden geschlossen, um Visionen und Ziele durchzusetzen? Welche Abhängigkeitsverhältnisse tun sich da auf? Welche Maß- und Missverhältnisse bilden sich in Seilschaften, Zwangsehen aller Art ab? Was, wenn der Grat zwischen Koalition und Korruption immer schmäler wird? Und was sind denn letztlich die Konstellationen, in denen nun endlich vorwärtszukommen wäre? Wie immer sind es mehr Fragen als Antworten, die uns bewegen.

Erstmals konnte man das noch im Umbau befindliche Festivalzentrum Ex-Zollamt besichtigen. Für vier Wochenenden wird das ehemalige Zollamt nahe dem Grazer Bahnhof und das daneben liegende Jugendkulturzentrum Explosiv in ein pulsierendes Zentrum für viele künstlerische Ereignisse verwandelt. Das Gelände ist nach mehrjährigem Leerstand eine wilde Liaison mit der Natur eingegangen – Götterbäume, wilder Flieder, Pflanzen unterschiedlichster Provenienz haben vom Gebäude und den umliegenden Freiflächen Besitz ergriffen. Ein Zustand, den die Künstler des deutsch-französischen Landschaftsarchitektenteams atelier le balto bewusst so belassen und in ihre Gestaltung integrieren. Hinzugefügt wird eine Gruppe merkwürdig schwebender Häuser, die, in der Nacht weithin leuchtend, eine Atmosphäre schaffen, die sich zwischen innen und außen, öffentlich und privat, zwischen transparent und verborgen bewegt.

Eröffnet wird das Ex-Zollamt am 20. September im Rahmen eines multiplen, insgesamt 10stündigen Eröffnungsparcours, der bereits nachmittags mit Kris Verdoncks absurdem Sprach- und Maschinentheater rund um die Texte des russischen Dichters Daniil Charms (Harms) beginnt. Abends wird die in Wien lebende, französische Choreografin Anne Juren ihre Interpretation von Kafkas „Amerika“ und Martin Kippenbergers Amerika-Installation uraufführen – „Happy End“ – und der Norweger Amund Sjølie Sveen mit seiner neuen Peformance-Lecture „Economic Theory for Dummies“, einen Crash-Kurs in Sachen Finanzwirtschaft anbieten. Zwischendurch eröffnet die herbst-Ausstellung „Liquid Assets“, die – kuratiert von Katerina Gregos und Luigi Fassi – den Mysterien und dunklen Flecken der weitgehend virtualisierten globalen Geldströme nachspürt. Abends lädt der steirische herbst schließlich ins Festivalzentrum zum großen Eröffnungsempfang mit anschließendem Konzert der tansanischen Band Jagwa Music.

Liaisonen kann man auch in den Projekten der über die ganze Stadt und darüber hinaus verteilten Partnerinstitutionen des steirischen herbst entdecken, die am Samstag des ersten Wochenendes, 21/09, im Rahmen eines Ausstellungsrundgangs eröffnen. Wir bieten an diesem Tag wieder Shuttles aus Wien und Linz an. (Anmeldungen unter tickets@steirischerherbst.at)

Wälder waren einst Orte voller Magie und wilder Energie. Als Tempel der Götter, in denen sich in grauer Vorzeit die Vermählung von Jäger und Tier erfüllte. Seit vergangenem Wochenende sind united sorry (Robert Steijn und Frans Poelstra) mit einem Ensemble junger internationaler Performer, Choreografen und Musiker in einem verschwiegenen Wald nahe Graz unterwegs, um ihre urtümliche Verbindung zur Natur wieder zu entdecken. Robert Steijn und der belgische Tänzer Pieter Ampe berichteten bei der Pressekonferenz von den ersten Proben von „the forest project “, das am 26. September in Peggau, Tannebenstraße 2 seine Premiere erleben wird.

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steirischer herbst 2013
„Liaisons dangereuses: Alliancen, Mesalliancen und falsche Freunde“