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Der Kölner Künstler Stephan Brenn, Jahrgang 1961, arbeitet vorwiegend mit gefundenen Materialien, die er entweder als objets trouvés einsetzt, zu Collagen fügt oder zu Kleinskulpturen aufbaut. Dabei gibt es nur minimale Eingriffe, verblüffend wirkt häufig die neue Kombination vermeintlich wertloser Abfallstoffe oder defekter Geräte, Elektrobauteile, zweckenthobener Utensilien.

So realisierte er 2001 mit zwei Kollegen ein langfristiges Projekt: Ein Jahr lang ging jeweils einer von ihnen täglich in den Kölner Dom, um Fundstücke – weggeworfene, verlorene und absichtlich hinterlegte - einzusammeln. Dabei fanden sich teils rührende Zeugnisse frommer Andacht, absurde Devotionalien, aber auch äußerst skurrile intime Sammelsurien, die durch den sakralen Kontext in einem völlig neuen Licht erscheinen. Die Ausbeute dieses Sammelns internationalen Strandgutes im heimischen Dom wurde in einer Ausstellung im Studio DuMont und der aufwändig gestalteten Publikation „Kruzifix und Mausefalle“ dokumentiert.

Seit Jahren sammelt Stephan Brenn auch Drahtstücke jeglicher Herkunft und Verformung. Hat er sie bislang in sogenannten „Drahtzeichnungen“ zu chiffreartigen Materialkalligrafien an der Wand arrangiert, die in ihrer losgelösten kürzelhaften Bildsprache an Zeichnungen von Cy Twombly oder Strukturen von Henri Michaux erinnern, geht er mittlerweile zu immateriellen Wiedergabemedien über. Diese ornamentalen Bilder werden zum Teil in mehreren Schichten über Overhead-Projektoren zu teils auch bewegten Lichtspielen an die Wand oder in diesem Fall auf eine Leinwand ins Schaufenster übertragen. Die Kompositionen bleiben dabei nicht starr, sie werden regelmäßig neu choreografiert und formen so ständig wechselnde Szenerien. In einer weiteren Stufe werden dann diese Schattenbilder wiederum bewegt, indem der Künstler Projektionsfolien beim Abspulen abfilmt. Diese verschiedenen Endprodukte sind also über mehrere Stufen gewonnene Destillate, die in ihrer poetischen Kunstform die „armen“ primären Materialien weit hinter sich lassen. So entsteigen den rostigen Zivilisationsresten unirdische, ätherische Gebilde.

Stephan Brenn war u.a. Mitbetreiber des Museums für Verwandte Kunst in Köln und bereits in den letzten Wunderkammern im Salon mit zahlreichen Arbeiten vertreten.

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Stephan Brenn
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