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Stephen Willats (geb. 1943, lebt und arbeitet in London) gilt als Konzeptkünstler der ersten Stunde. Seine künstlerischen Arbeiten setzen mit dem Beginn der 1960er Jahre ein, seither hat er die traditionelle objektorientierte Kunstauffassung immer wieder neu auf grundsätzliche Weise in Frage gestellt und damit auch den engen musealen Wirkungsrahmen von Kunst. In jener Zeit beginnt er sich mit Kybernetik, Systemtheorie, Sozialwissenschaften zu beschäftigen. Wie ein Soziologe bildet er Projektteams, geht zu den Menschen fernab der Kunstinstitutionen und befragt sie zu ihrem Leben, zum Lebensumfeld, zu den Lebensentwürfen, zu ihren Wünschen und Frustrationen. Das Mittel des Fragebogens (z.B. in dieser Zeit auch bei Hans Haacke, Jochen Gerz und anderen), wie verschiedene andere Aufzeichnungsmedien, beispielsweise den Super8 Film oder das Tonbandgerät, entdeckt Willats für seine Arbeit und bringt die Sprache und die Themen des Alltags in die Kunstwelt mit ihren vermeintlich anerkannten Regeln.

Stephen Willats konsequente Haltung ist singulär. Umso verwunderlicher, dass bislang noch keine Retrospektive seines Werkes stattfand. Diese Lücke schließt die Ausstellung "Wie die Welt ist und wie sie sein könnte" im Museum für Gegenwartskunst Siegen, die mit ca. 60 Exponaten auf rund 700 qm Ausstellungsfläche den bisher größten Überblick über die Arbeit von Stephen Willats bietet.

Ausgehend von den ersten frühen phänomenologischen Beobachtungen, den Manifesten zur Rolle des Künstlers und den frühen kybernetischen Experimenten verfolgt sie die Entwicklung der spielerischen und kommunikativen Strategien in seriellen Foto-Text-Arbeiten und größeren Projekten über einen Zeitraum von mehr als vier Jahrzehnten.

Ausstellung und Katalog werden großzügig unterstützt durch die Henry Moore Foundation, den British Council, das Berliner Künstlerprogramm des DAAD sowie den Freundeskreis des Museums für Gegenwartskunst Siegen.

Ausstellungskuratorin: Dr. Eva Schmidt

Pressetext

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Stephen Willats
Die Welt wie sie ist und wie sie sein könnte
Luratorin: Eva Schmidt