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(Etwas hält an / etwas ist unbewegt / etwas geht einfach weiter / etwas dauert weiter an / etwas ist ganz ruhig / etwas wird beschwichtigt / still – als eine Ode an den Moment)

STILL präsentiert Arbeiten der Künstlerinnen Barbara Sturm, Monika Romstein und Iris Musolf.

Mit der großformatigen Papierarbeit „ Still life I Loud drawing to annoy the neighbors, 2010“ (120 x 85 cm) spielt Barbara Sturm mit dem subtilen Charakter, dem man einer Zeichnung – zumal einem Stillleben – zuspricht. Dicht gesetzte Bleistiftschraffierungen lassen den Betrachter das Geräusch des Zeichenprozesses förmlich zu hören. Die Künstlerin verwendet das Stillleben in geradezu absurder Weise als akustische Störung, ja als Waffe. Auf dem nur oben fixierten und leicht gerollten Papier finden sich Radiergummifussel als Ausdruck eines zerstörerischen Akts.

Barbara Sturms Videoarbeit „Playing Schönberg to a Rave, 2011“ beschäftigt sich mit einer Menschenansammlung bei einer wilden Raveparty, die die Künstlerin mit Schönbergs Musik aus großen Lautsprechern direkt aus ihrem Atelier überspielt bzw. akustisch überlagert. Das Video ist teils Dokumentation und teils Überzeichnung durch Zeitmanipulation. Die monotone Bewegung des Ravetanzes wird durch eine manipulative Videotechnik, bei der die Filmzeit an den Sound angepasst wird, zu einer erhabenen Bewegung. Hier geht es der Künstlerin um eine Umkehrung des subversiv Gemeinten. Die Vereinnahmung eines Ortes durch einen spontanen unangemeldeten Rave und dessen Brechung durch ein Musikstück, das als E-Musik eingestuft wird, aber zu seiner Zeit quasi Skandalmusik war (Arnold Schönberg, Kammersinfonie Nr. 1 E-dur op. 9/ von 1906).

Monika Romstein hat für „still“ drei kleinformatige Ölgemälde von 2011 ausgewählt. Ausgehend von persönlichen, assoziativen oder fremden Vorlagen, entwickelt die Künstlerin die für sie so typische subtile Bildsprache. „Kühl gestimmte Abenddämmerung“ (49,5 x 57 cm) könnte den versunkenen Moment einer Landschaftsbetrachtung darstellen. Der Blick auf den Wald aus der Perspektive dessen, der den Berg erklommen hat. Oder hält das Bild nur den Moment fest, bevor etwas Unvorhergesehenes passiert? Wie bei „Der düstere Tag / der perfekte Moment“ (45 x 40 cm), wo eine Dame in einer theaterkulissenhaften Szene vermutlich gleich jemanden erschießen wird. Romsteins Arbeiten sind wie immer wunderbar spannungsgeladen und entziehen sich jeder Bedeutungshoheit. Befremdlich und absurd auch ihr „Der Gott der Chiffren“ (34,5 x 30 cm). Erst auf den zweiten Blick vermitteln die Arbeiten von Monika Romstein etwas von dem vielschichtigen malerischen Prozess, der ihnen zugrunde liegt.

Bei den fünf Papier-Collagen (30 x 40cm und 40 x 50 cm/ von 2008 und 2009) von Iris Musolf geht es um das Körperliche. Fragile, absurde Fleischwesen auf der Suche nach einem Körper. Iris Musolf bedient sich bei den Bild gewordenen Mantras der Frauenzeitschriften und lässt uns über Schönheit als Konstrukt und den Schönheitsbegriff unserer Zeit nachdenken. Beklemmend genau auf den Punkt bringt die Künstlerin das Thema auch in ihrer hier ebenfalls präsentierten neusten Videoarbeit „Wer schön sein will, muss leiden, 2011“. Mit der Fotoarbeit „Duzzy Duck, 2011“ (30 x 40 cm) schließt die Künstlerin an das Thema Sexpuppen (Sex crime, beasts and tenderness, 2011) an und setzt das Objekt des Begehrens als Tunnelblick ins Nichts in Szene.