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“…. in meinen Wiener Kaffeehäusern auch heute noch mehr zuhause als bei mir in Nathal, in Wien überhaupt mehr als in Oberösterreich, das ich selbst mir vor sechzehn Jahren als Überlebenstherapie verordnet habe, ohne es jemals wirklich als eine Heimat auch nur in Betracht ziehen zu können, wahrscheinlich schon aus dem schwerwiegenden Grund, weil ich mich in Nathal von Anfang an viel zu viel isoliert und auch nichts gegen diese Isolierung getan habe, im Gegenteil, habe ich diese Isolierung genauso bewußt wie unbewußt, bis in den höchsten Verzweiflungsgrad vorangetrieben. Ich bin doch immer ein Stadtmensch gewesen, ein Großstadtmensch und dass ich schließlich die erste Lebenszeit in einer Großstadt gelebt habe, in der größten Hafenstadt Europas, in Rotterdam, hat in meinem Leben ununterbrochen eine große Rolle gespielt, nicht umsonst atme ich sofort auf, wenn ich in Wien bin. Umgekehrt aber muss ich, wenn ich ein paar Tage in Wien bin, nach Nathal fliehen, will ich nicht in der scheußlichen Wiener Luft ersticken. So habe ich es mir in den letzten Jahren zur Gewohnheit gemacht, wenigstens in einem Zweiwochenryhthmus Wien gegen Nathal einzutauschen, umgekehrt Nathal gegen Wien, ich fliehe alle vierzehen Tage aus Nathal nach Wien und dann wieder aus Wien nach Nathal und bin dadurch, um überhaupt überleben zu können, ein zwischen Wien und Nathal hin-und hergetriebener Charakter geworden, der nurmehr noch aus diesem mit der größten Entschiedenheit produzierten Rhythmus heraus existieren kann. Nach Nathal komme ich, um mich von Wien zu beruhigen, umgekehrt nach Wien, um mich von Nathal zu kurieren.” - Thomas Bernhard (aus Wittgenstein’s Neffe)

Suburbia definiert sich als Raum zwischen Urbanem und “Ländlichem”, es ist jedoch auch ein Platz der dazu tendiert keine der Qualitäten aufzuweisen – weder Kultur im urbanen Sinne noch Natur im ländlichen Sinne. Die amerikanischen “Suburbs” sind von grosser Bedeutung und es gibt eigentlich nichts vergleichbares in Österreich. Allerdings ist das Konzept “Suburbia” auch hier zulänglich bekannt. Auf eine gewisse Art wurde es als elementarer Teil der lokalen Kultur zu einem amerikanischen Exportgut; gleichzeitig beschreibt es einen Seinzustand der Unzufriedenheit, der in der sich quasi in Schwebe befindet.

Die Show beginnt mit Bill Owens, der sehr spezifische Momente in der Entwicklung des Begriffs dokumentiert hat. Bill Owens veranschaulicht Barbecues, Garage Sales, das tägliche häusliche Leben, Gebetsgruppen sowie Einweihungsfeierlichkeiten. In der Fotografie Bill Owens werden Dinge wie alternative Lebensweisen, nicht-funktionierende Familien oder Sex zunächst durch das Konzept “Suburbia” in eine allgemeine Form gebracht – geglättet. Stilistisch unterscheidet sich das Werk von dem seiner Zeitgenossen durch diese außergewöhnliche Botschaft und die nachdrückliche Betonung. In der Arbeit von Owen’s Zeitgenossen sind die formalen Elemente eines vorstädtischen Lebens oft durch das angewandte Medium romantisiert, um z.B. einen “Hopperesquen” Stil zu vermitteln. Im Vergleich dazu scheint Owens, unabhängig von seiner Technik, die seine Arbeit alltäglich oder “suburban” erscheinen läßt, die Diversität zu umfassen.

Als eine Art Gegengewicht dazu zeigen wir drei der besten jungen Künstler, die sich momentan großer Popularität erfreuen können. Sie arbeiten mit vielen Themen hinsichtlich Identifikation, worauf Bill Owens in seiner Fotografie Bezug nimmt.

Adam McEwen präsentiert eine Serie von Todesanzeigen von Berühmtheiten, die noch nicht verstorben sind sowie Reklametafel-Skulpturen. Steven Shearer wird eine Poster-Installation an der Decke zeigen, wobei der Besucher die Möglichkeit haben wird, diese von einer Matratze aus zu betrachten. Die suburbanen Strukturen in Bill Owens Arbeiten werden von Banks Violette als Skulpturen leerer Reklametafeln dargestellt.

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