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26.10.2022 - 07.05.2023
Eröffnung: 26.10.2022 um 15:00

SUCHEN & FINDEN
Freiheit & Heimat

Barbara Hammer, Lore Heuermann, Markus Wilfling, Cy Twombly

Kuratorin: Irmi Horn

Eine Ausstellung im kunstGarten und in der Street Gallery. Auf der Suche kann jemand nach etwas Verlorenem sein, aber auch auf der Suche nach etwas zu Entdeckendem.

Auf der Suche kann jemand nach etwas Verlorenem sein, aber auch auf der Suche nach etwas zu Entdeckendem. Die einen werden die Suche lästig und anstrengend empfinden, die anderen spannend, herausfordernd und beglückend. Wie Menschen ihren Lebensweg finden, kann von den sozio-politischen Strukturen ihrer Herkunft bestimmt und dennoch auch vom persönlichen Engagement abhängig sein.

Neugier und Wissensdurst, Anpassung an wechselnde Lebensbedingungen, Ortswechsel, Wanderungen und damit kommunizierte Erfahrungen haben menschliche Zivilisation und Kultur entstehen lassen.

Bis zum 1. Weltkrieg waren noch viele Menschen auf der Walz (Tippelei, Gesellenwanderung). Ab dem 16. Jahrhundert gehörte die Wanderschaft für viele Gesellen sogar zur Pflicht. Die Wanderschaft und die dabei gesammelte Erfahrung waren also Voraussetzungen, um Meister zu werden. Diese „erfahrene" Meisterlichkeit wird in der Gegenwart in der Lehre wie im Studium eher durch „schulische" Praxis aufgebaut. Die Nähe und Habhaftigkeit der Welt in virtuellen Netzwerken bleibt wie ein synthetischer Edelstein ohne den natürlich erlebten Ursprung in der Erdgeschichte des Universums eine evolutionäre Transgression.

Hierzulande erfreuen wir uns eines demokratischen Rechtsstaats und es gibt viele Möglichkeiten des Suchens & Findens.

Die einen erkunden wandernd, fahrend oder fliegend die Welt, andere nutzen Literatur, das Internet … studieren, arbeiten wissenschaftlich, versuchen Problemsituationen zu kreieren und zu entschärfen, suchen Konflikte und deren Lösungsmöglichkeit, suchen Ruhe, suchen Rausch, suchen Freiheit, suchen Heimat. Manche sind bequem, begnügen sich und wollen nicht mehr wissen, als ihnen die Tradition vorschreibt oder auch erlaubt.

Frauen in Afghanistan würden gern was wissen. Dürfen aber nicht zur Schule. Der Wissensdurst der Eva hat ja schon seinerzeit zur Vertreibung der Menschen aus dem Paradies geführt! Manche wollen es ganz genau wissen, manche geben sich mit ausgeklügelten Weltfunktionsgeschichten und abstrusen Verschwörungstheorien zufrieden, wollen Schuldige finden und verurteilen.

Aber es gibt auch noch andere Suchende: Diejenigen aus Kriegsgebieten, Gewaltherrschaftsgebieten und Dürregebieten, die ums nackte Überleben kämpfen: Migrantinnen, die auf der Suche nach einer menschenwürdigen Heimat sind.

Künstlerinnen gehen von unterschiedlichen Ansätzen und Perspektiven aus.

Barbara Hammer z. B. hat sich auf eine Spurensuche in die Vergangenheit begeben und setzt in Holzschnitten und Fotocollagen die vergangene Wirklichkeit in Bezug zur aktuellen Realität des Reisens: Reisen als Suche nach Wissen, Erfahrung, Arbeit und Sehnsucht nach Ferne in vorhergegangenen Jahrhunderten steht oft krass im Gegensatz zu heutigen Reisen: Vergnügen, Entspannung, Lustgewinn oder Geschäftserweiterung.

Lore Heuermann (- die Powerfrau wird heuer 85 Jahre) und Cy Twombly verbindet eine Art Schriftmalerei, die darauf hinweist, dass Vieles auf dieser Welt noch nicht begriffen wurde: Beide schaffen Zeichen in präziser und machtvoller Bewegung, mit denen sie ästhetische Bilder konstruieren, deren Gestik geheimnisvoll raumgreifend emotionale Erlebnisse des Suchen und Findens zulassen.

Heuermann geht von der Bewegung des Menschen aus, von seiner Haltung, seinem Ausdruck, schafft die Forderung des Anschauens und Wahrnehmens unseres Gegenübers, des Menschen in seiner Körperlichkeit, die von seiner Gesundheit, Willenskraft, Emotion, Empathie oder einem gebrochenen Widerstand, der Resignation geprägt ist. Ein Wesen, eingebunden in Natur. Dem Leben verpflichtet.

Twombly, Schüler des amerikanischen Expressionisten Franz Kline und des Malers und Schriftstellers Robert Motherwell, hat es in den europäischen Süden gezogen, in die Alte Welt und ihre mythologischen Strukturen, wo er vor Ort über das mediterrane Licht meditieren konnte und Motive und Bedingungen der Natur nutzte, um auf die Freude und Vergänglichkeit des Lebens und seine Ambivalenzen anzuspielen.

Markus Wilfling, der bei Bruno Gironcoli an der Akademie der bildenden Künste studierte und sich im Bespielen bestimmter Orte oder Räumlichkeiten profiliert hat, stellt eine Installation vor, die den Wahrnehmunsprozess von Suchen und Finden widerspiegelt, das Finden von Realem und Fiktivem, Wahrgenommenen und Vorgestellten und darüber den Diskurs eröffnet. Weiters stellt er ein Gedicht aus, das sich dem erlebten, aber verlorenen Tag widmet und seine Essenz zu finden sucht.

Die Ausstellung wird von Stadtrat Dr. Günter Riegler und der Kunsthistorikerin Elisabeth Zuparic, BA am Österreichischen Nationalfeiertag um 15:00 eröffnet.

Irmi Horn

Auch wenn sich eine gewisse Redundanz im Suchen und Finden einstellt, jeder Augenblick ist ein einmaliger, neuer, auch ein Déjà-vu!