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Die Neue Galerie Graz wendet sich mit dieser Ausstellung, die ihre Exponate hauptsächlich aus der eigenen Sammlung bezieht, an das große Publikum. Gemeint ist dabei ein Spektrum von Fachleuten bis Laien, von SchülerInnen bis PensionistInnen. Die Öffentlichkeit hat hier die einmalige Gelegenheit, an Hand illustrer Namen aus der Kunstgeschichte die wichtigsten Stationen in der Entwicklung der Kunst zu verstehen. Es ist das ein Vademecum für diejenigen, denen es nicht reicht, täglich ihre Suppe zu löffeln und dabei über den Tellerrand nicht hinaus zu schauen.

Der Zeitraum der 1960er und 1970er Jahre, der hier beleuchtet werden soll, ist auch jener, in dem Graz eine ganz besondere Rolle innerhalb der österreichischen Kunstentwicklung eingenommen hatte. Nirgend-wo sonst im Österreich dieser Zeit war man dem Experiment gegen-über aufgeschlossener. Ambitionierte Ausstellungsprojekte der Neuen Galerie, schon damals stets über den Eisernen Vorhang blickend – vor allem mit den Dreiländerbiennalen ›Trigon‹ - trugen wesentlich dazu bei, dass avancierteste Bewegungen von Künstlern aus Ex-Jugoslawien, Italien und Österreich oder aus Ungarn und der ehemaligen Tschechoslowakei in Graz Anerkennung fanden.

Es zeigt sich immer mehr, dass die Kunst zu Beginn des 21. Jahrhun-derts mit ihren Crossovers, multimedialen Installationen, postmedialen Environments, mit ihrem Ereignischarakter, mit ihren Materialverwendungen aus der Alltagskultur und ihren Bezügen auf die Massenmedien stark vom künstlerischen Aufbruch der 1960er und frühen 1970er Jahre abhängig ist. Die Quellen der künstlerischen Artikulationen der Gegenwart finden sich in den drei Hauptströmungen jener Jahre: in Fluxus, Happening und Konzeptkunst. Diese drei Kunstrichtungen - seinerzeit vom Publikum missverstanden, vom Markt marginalisiert und von den Medien skandalisiert - haben die Methoden, Medien und Materialien der Kunst erweitert. Beginnend bei der Verwendung von Ziffern oder Fett, von abstrakten Begriffen oder armen Materialen bis hin zum Einsatz des Körpers und der elektronischen Medien wurden ab 1960 neue Ereignisformen geschaf-fen, welche einen radikalen Ausstieg aus dem Bild bedeuteten und den Weg frei machten für die Zukunft der Kunst. Das Bild zerbricht und geht in den Raum - das Bild zerbricht und geht in den Körper. Daraus entstehen in der Folge Ambiente und Aktionen, bzw. Anweisungen und Konzepte für Ereignisse und Gedanken.

Heute können wir erkennen, dass nahezu alle aktuellen Praktiken von Partizipation, Interaktion, Virtualität, Anweisungen an BetrachterInnen oder Programmierungsvorschläge bereits damals in das Feld der Kunst eingeführt wurden. Die Erweiterung des Kunstbegriffs um Aktionen, Installationen, Ambiente und neue Medien, von Fotografie über Film bis zu Video, schufen die Grundlage für die gegenwärtige Kunst.

Die Sammlung der Neuen Galerie Graz, die sowohl vom großen Engagement der KünstlerInnen selbst, als auch der Kulturver-antwortlichen und Institutionen der damaligen Zeit profitierte, weist viele hervorragende Beispiele aus diesen Jahren auf. Gelegentlich wurden Lücken geschlossen, durch Leihgaben von privaten Leihgebern und von Institutionen, die der Neuen Galerie traditionell nahe stehen, wie das Ludwig Museum Budapest, die Moderna Galerija Ljubljana oder die Akademie der bildenden Künste in Prag.

Diese Ausstellung gewährt zum ersten Mal in Österreich eine umfas-sende Einführung in europäische und angloamerikanische Quellen dieser neuen Praktiken, welche zur Öffnung der Grenzen der Kunst und somit zur Überwindung der ersten und der zweiten Moderne bei-trugen.

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SUPPORT 3 – Die Neue Galerie als Sammlung
Fluxus, Happening, Konzeptkunst
Kuratoren: Peter Weibel, Günther Holler-Schuster