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In der Werkgruppe „The Inscribable Surface“ führt Susanne M. Winterling ihre laufende Beschäftigung mit dem Filmischen weiter und kommt dabei zu seiner fundamentalsten Geste zurück: dem Rahmen. Sie untersucht dies u. a. mit Hilfe einer Serie von C-Prints, einer 16mm-Filmprojektion und einer Installation, die einen iPad beinhaltet. In all diesen Teilen entfaltet sich der Akt des Einrahmens als eine Begegnung mit einem Bild, das in seiner Entstehung prozesshaft, in diesem Sinne gefährdet und im Wesentlichen auf die menschliche Geste angewiesen ist. Sei es im Film, in dem durch den Kamera-Zoom die Lichtfläche zum dreidimensionalen Objekt wird oder durch den Ausschnitt auf der iPad-Oberfläche, der die Bewegungen der Quallen im Greenpeace-Aquarium definiert.

Aufscheinen von Licht unterstreicht die Materialität der medialen Apparate oder der im Bild festgehaltenen Inszenierungen. Dieses poetische Aufscheinen eines gemachten Bildes betont sowohl die Eigenheit und Schönheit jeder einzelnen Technologie, als auch den Akt des Betrachtens selbst. Es ist eine analysierende Verhandlung von zwei Materialitäten, der des Apparats und der der fotografischen Oberfläche, in der die humane Geste als ein konstantes Zentrum in einer Welt der Bilderfluten herausragt.

Das Ziel von Susanne M. Winterling ist es, die Poesie und Politik der Bildkultur sowie die filmische Geschichte exemplarisch zu untersuchen. Es geht auch darum, Komplexität in der Wahrnehmung sowie des Abbildens nicht zu vereinfachen, sondern stattdessen in der ästhetischen Inszenierung Form und Inhalt zu verbinden um nach anderen Lebens- und Sichtweisen zu suchen, die das Subjektive mit einbeziehen. Um alternative Wege einer Auseinandersetzung mit dem Historischen zu finden, verwendet die Künstlerin Techniken der Gegenüberstellung, Spiegelung und Montage, die sich auch auf den Raum einlassen und den Betrachter einladen, Bezüge zwischen den einzelnen Anordnungen und Abbildungen herzustellen. Sowie Bedeutungs- und Sichtveränderungen im Mikrokosmos Veränderungen z. B. in Lebensformen bewirken können, wird Materialität und Oberfläche, Geschichte und Persönliches im Raum mit einbezogen. Es ist ein delikates Unterfangen, welches u. a. das Erbe des belgischen Künstlers Marcel Broodthaers und des russischen Filmemachers Dziga Vertov wachruft.

Susanne M. Winterling, geboren 1970 in Rehau, lebt und arbeitet in Berlin und Oslo